Tierversuche

Noch geht es in der Forschung nicht ohne

Das Deutsche Zentrum zum Schutz von Versuchstieren hat Genomdaten von Mensch und Mausmodellen mit einer neuen Methode verglichen.

Veröffentlicht:

BERLIN. Sind Ergebnisse aus Tierversuchen auf den Menschen übertragbar? Diese Frage wird immer wieder, mitunter auch kontrovers, diskutiert. Wissenschaftler am Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) haben nun mit einem neuartigen Ansatz Datensätze zu Inflammationsprozessen beim Menschen und bei Mäusen ausgewertet und systematisch miteinander verglichen.

Bestimmte Mausmodelle korrelieren dabei laut BfR sehr gut mit den meisten Studien am Menschen, andere hingegen nicht. "Die Ergebnisse zeigen, dass gezielte Forschung erforderlich ist, um das optimale Tiermodell für die jeweilige Fragestellung zu identifizieren", verdeutlicht BfR-Präsident Professor Andreas Hensel. "Allerdings gilt nach wie vor: Wo immer es zuverlässige Alternativmethoden gibt, müssen diese anstelle der Tierversuche angewendet werden", ergänzt er. Mit dem Deutschen Zentrum zum Schutz von Versuchstieren (Bf3R) fördere das BfR die Entwicklung, Validierung und den Einsatz alternativer Tierversuchsmethoden.

Ein internationales Forschungskonsortium folgerte laut BfR 2013 auf Basis umfangreicher Genomdaten, dass Entzündungsreaktionen von Mensch und Maus nicht vergleichbar seien. Die Forscher untersuchten Folgen unterschiedlicher Auslöser von Entzündungen auf die Genaktivität und verglichen die Informationen der Ribonukleinsäure von weißen Blutkörperchen bei Mensch und Maus aus mehreren wissenschaftlichen Studien. Erstmals sei auf Basis umfangreicher Genomdaten die Aussage getroffen worden, dass Ergebnisse aus Tierversuchen nicht unbedingt auf Menschen übertragbar seien.

Am Bf3R seien diese Genomdaten nochmals unter Verwendung der Gene Set Enrichment Analysis-Methode untersucht worden. Die Analysen zeigten, dass im Falle von Entzündungen die Reaktionen bei einigen Mausmodellen sehr gut mit den Daten übereinstimmten, die beim Menschen ermittelt wurden, bei anderen Mausmodellen hingegen nicht. Eine derartige Datenanalyse ist somit geeignet, das geeignetste Tiermodell für die jeweils zu untersuchende Fragestellung auszuwählen, so das BfR. (maw)

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Neues Teilhabegesetz geht an den Start

So wird Ihre Praxis-Homepage barrierefrei

Kommentare
Cornelia Dölling 27.06.201613:20 Uhr

Frau Eva Sieg aus Köln schrieb uns folgenden Leserkommentar

Guten Tag und Hallo,
ich las den Artikel, vom 17.06. „Noch geht es in der Forschung nicht ohne“. Der Satz:“ Bestimmte Mausmodelle korrelieren dabei laut BfR sehr gut mit den meisten Studien am Menschen, andere hingegen nicht.“,sagt eigentlich alles. …das andere hingegen nicht steht auch für 58.000 Tote allein in Deutschland jährlich, die an Medikamentennebenwirkungen sterben, obwohl tierversuchsgetestet und für „gut“ befunden. Übrigens hat eine USA-Studie (Frühjahr 2013) bewiesen, dass gerade das Mausmodell nicht auf den Menschen übertragbar ist! Komisch, dass Ärzte und Wissenschaftler das nicht mitbekommen haben.

Lieben Gruß
Eva Sieg aus Köln

Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Leitartikel

Datenschutz ist zugleich auch Praxisschutz

Netzwerk-Metaanalyse von 139 Studien

Gonarthrose: Viele Optionen, doch nur wenige funktionieren

Lesetipps
Junger Mann mit Schmerzen im unteren Rückenbereich.

© anut21ng Stock / stock.adobe.com

Chronisches Kreuzweh

Studie: Rauchen lässt den Rücken schmerzen

Lungenkrebs so früh wie möglich erkennen und damit die Heilungschancen erhöhen helfen soll das neue Früherkennungsprogramm, das der G-BA beschlossen hat.

© Sascha Steinach / ZB / picture alliance

Beschluss des G-BA

Lungenkrebs-Screening wird Kassenleistung

Die Ärzte Zeitung hat jetzt auch einen WhatsApp-Kanal.

© prima91 / stock.adobe.com

News per Messenger

Neu: WhatsApp-Kanal der Ärzte Zeitung