Kapitalanlage

Teure Investmentfonds können Renditekiller sein

Studien zeigen, dass nur wenige Investmentvehikel mit überdurchschnittlich hohen Managementgebühren diese Zusatzkosten durch eine bessere Performance wettmachen. Am günstigsten fahren Anleger mit börsennotierten Indexfonds.

Von Richard Haimann Veröffentlicht:
Wer viele Fondsgebühren zahlt, schmälert seine Chance auf einen soliden Rendite-Euro. photocrew / Stock.Adobe.Com

Wer viele Fondsgebühren zahlt, schmälert seine Chance auf einen soliden Rendite-Euro. photocrew / Stock.Adobe.Com

© photocrew / Fotolia

NEU-ISENBURG. „Der Gewinn liegt im Einkauf“ – diese alte Kaufmannsweisheit gilt auch bei der Kapitalanlage: Je höher die Gebühren eines Fonds sind, desto niedriger sind die Chancen der Anleger, solide Renditen zu erzielen.

Das zeigen Studien der Europäischen Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde ESMA und des Petersmann Instituts für unabhängige Finanzberater.

Nach der ESMA-Analyse haben aktiv gemanagte Fonds in den vergangenen Jahren im Schnitt zwar etwas höhere Rendite erzielt als passiv verwaltete Index-Fonds, die sogenannten ETFs.

Diese spiegeln die Performance eines Börsenbarometers wie des deutschen Leitindex DAX Eins zu Eins wider. Allerdings wird das Ertragsplus bei aktiv gemanagten Fonds durch deren höhere Verwaltungsgebühren aufgefressen.

Während die jährlichen Kosten bei einem ETF bis zu 0,5 Prozent des investierten Kapitals betragen, fallen bei aktiv verwalteten Fonds Managementgebühren von bis zu 2,5 Prozent an. Jedoch erzielen die wenigsten aktiv gemanagten Fonds einen Mehrertrag, der ausreichend ist, um die höheren Kosten von bis zu zwei Prozent auszugleichen.

Kosten fressen Rendite

„Damit profitieren Anleger unter dem Strich nicht von der besseren Entwicklung des aktiv verwalteten Fonds“, sagt Thomas Hünicke, geschäftsführender Gesellschafter der WBS Hünicke Vermögensverwaltung in Düsseldorf. „Die hohen Kosten fressen die Rendite der aktiv gemanagten Fonds auf.“

Zudem sind Investments in ETFs günstiger: Da deren Anteile ausschließlich an Börsen gehandelt werden, entfallen bei die bei aktiv gemanagten Fonds zu Buche schlagenden Ausgabeaufschläge von bis zu 5,25 Prozent, die als Vermittlungsprovision an die Banken fließen.

Das Petermann Institut in Bensheim wiederum hat untersucht, ob Fonds mit höheren Verwaltungsgebühren auch höhere Renditen für ihre Kunden erzielen, als Investmentvehikel mit geringeren Gebühren. Analysiert wurden dafür global investierende aktiv gemanagte Aktienfonds sowie ETFs.

Die durchschnittliche Gebühr aus dem Mix beider Anlageklassen beträgt 1,5 Prozent. Von den Fonds, deren Kosten unter diesem Mittelwert lagen, haben in den vergangenen fünf Jahren 85 Prozent für ihre Anleger eine überdurchschnittliche Rendite eingefahren.

Von den Fonds, deren Gebühren darüber lagen, gelang dies hingegen nur 28 Prozent.

Anleger müssen über Gebühren vorab informiert werden

„Fonds, deren Kosten deutlich über dem Durchschnitt lagen, konnten dies nicht über ein aktives Management wettmachen“, sagt Bernd Baur, Inhaber der Beratungsgesellschaft BBConsulting in Rodgau-Dudenhofen, die die Analyse für das Petermann Institut erstellt hat.

Bislang war es für Anleger schwierig, aus den Abrechnungen von Banken und Kapitalanlagegesellschaften zu erkennen, wie hoch die tatsächlichen Kosten eines Fonds sind. Das hat sich geändert. Bereits seit Beginn des vergangenen Jahres zwingt die von der EU erlassene, zweite Finanzmarktrichtlinie MiFID II Fondsgesellschaften und vermittelnde Banken Anleger über die bei Fondsinvestments anfallenden Gebühren vorab genau zu informieren.

Seit Anfang dieses Jahres müssen die Kunden zudem am Ende jedes Jahr darüber informiert werden, was sie „ein Finanzprodukt tatsächlich gekostet hat“, sagt Sebastian Gebhardt, Vermögensverwalter bei der ICM Independent Capital Management in Mannheim.

„Damit haben Anleger die Möglichkeit, die Tragfähigkeit der Investmentstrategie genau zu prüfen.“ Denn die Zahlen sollen klar und verständlich wiedergeben, ob ein Fonds nach Abzug aller Kosten und der Abgeltungssteuer einen Gewinn erzielt oder nicht.

Blick in Historie hilft

Allerdings sollten Anleger bei der Fondsauswahl nicht nur auf die Kosten achten, sondern „auch auf die historischen Kennziffern“, rät Vermögensverwalter Hünicke.

Aus denen lässt sich ablesen, ob ein Investmentvehikel in schwachen Börsenphasen überdurchschnittlich hohe oder niedrige Verluste eingefahren hat und ob sich seine Rendite in Marktaufschwüngen besser oder schlechter als die breiten Indices entwickelt hat.

„Es ist besser, einige Zehntel Prozent an Gebühren mehr für einen hochwertigen Fonds mit vorzeigbarem Trackrecord zu bezahlen, als einen sehr günstigen Fonds zu erwerben, der nichts taugt“, sagt Hünicke. Ablesen lässt sich dies auf Onlineportalen wie boerse.de oder onvista.de.

Schlagworte:
Mehr zum Thema

Kommentar zu Forderungen der Liberalen

FDP vor der Wende? Diesmal eher nicht

Geschäftsjahr 2023

Asklepios steigert Umsatz und Gewinn

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Wo lang im Gesundheitswesen? Der SVR Gesundheit und Pflege empfiehlt mehr Richtungspfeile für alle Akteure.

© StefanieBaum / stock.adobe.com

Sachverständigenrat Gesundheit und Pflege

Gesundheitsweise empfehlen Primärversorgung für alle – und Quotierung der Weiterbildung

„Wenn die Politik Wissenschaftlern sagen würde, wir wollen dieses oder jenes Ergebnis, ist das Propaganda.“ Klaus Überla – hier im Treppenhaus seines Instituts – über Einmischungen aus der Politik.

© Patty Varasano für die Ärzte Zeitung

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer

Dr. Iris Dötsch Fachärztin für Innere Medizin, Diabetologin und Ernährungsmedizinerin hat die Hauptstadtdiabetologinnen, eines neues Netzwerk für Frauen in der Diabetologie, gegründet.

© snyGGG / stock.adobe.com

Hauptstadtdiabetologinnen

Ein Netzwerk für Diabetologinnen