Nebentätigkeit Notdienst

Vorschlag in der Schublade

Die Bundesregierung hat einen Gesetzesvorschlag erarbeitet, um Honorarärzte im Rettungsdienst von Sozialabgaben zu befreien. Unterdessen spitzt sich die Versorgungslage in Mecklenburg-Vorpommern zu.

Veröffentlicht:

BERLIN. In Mecklenburg-Vorpommern, wo kürzlich das Landessozialgericht die honorarärztliche Nebentätigkeit im Rettungsdienst als sozialversicherungspflichtig eingestuft hat, droht jetzt das Notarzt-System in einigen Regionen an die Wand zu fahren. Wie der "Nordkurier Malchin" berichtet, würden Kliniken ihren Mitarbeitern die Nebentätigkeit im Notdienst jetzt untersagen, um sie vor dem Vorwurf der Scheinselbstständigkeit zu schützen. Daher hätten zum Jahreswechsel, wie es heißt, bereits "dutzende" Ärzte den nebenberuflichen Notdiensteinsatz gekündigt.

Die Zeitung zitiert in ihrer Montagsausgabe einen Rettungsdienstleiter aus dem Landkreis Mecklenburgische Seenplatte mit den Worten "Ich weiß nicht mehr, wie ich den Dienstplan organisieren soll".

Dass eine gesetzgeberische Klarstellung drängt, ist in Berlin schon angekommen. Erst kürzlich hatte das Bundesgesundheitsministerium eine "zeitnahe Lösung" versprochen. Die scheint inzwischen auf den Weg gebracht, wie die parlamentarische Staatssekretärin im Bundesgesundheitsministerium Ingrid Fischbach (CDU) anlässlich der Plenumssitzung des Bundesrates am Freitag in Berlin berichtete. "Wir haben bereits einen Regelungsvorschlag erarbeitet, mit dem die notärztliche Versorgung im Rettungsdienst in den bestehenden Strukturen weiterhin erfolgen kann", versicherte Fischbach. Der Vorschlag sehe vor, dass Notärzte, die neben ihrer Hauptbeschäftigung als Klinik- oder Praxisarzt im Rettungsdienst tätig sind "von der Sozialversicherungspflicht befreit werden".

Einen konkreten parlamentarischen Fahrplan für dieses Gesetzgebungsvorhaben gibt es laut Auskunft aus dem Bundesgesundheitsministerium gegenwärtig noch nicht. Jedenfalls ist das Interesse an einer schnellen Regelung in der Länderkammer groß. Neben Mecklenburg-Vorpommern hat sich auch Rheinland-Pfalz der Problematik angenommen. Beide Bundesländer brachten am Freitag einen Entschließungsantrag "zur Sicherstellung der notärztlichen Versorgung im ländlichen Raum" ins Bundesratsplenum ein, mit dem die Bundesregierung aufgefordert wird, nach dem Vorbild Österreichs die Sozialversicherungspflicht von nebenberuflichen Honorarärzten im Notdienst ausdrücklich auszusetzen. Der Antrag wurde angenommen und an die Ausschüsse für Gesundheit, Arbeit und Soziales sowie den Innenausschuss überwiesen. Dort werde man sich noch diese Woche erstmals damit befassen, teilte eine Bundesratssprecherin auf Anfrage mit.

Auslöser der Misere im ländlichen Notdienst-Management war die Ablehnung einer Nichtzulassungsbeschwerde durch das Bundessozialgericht Ende August dieses Jahres. Damit wurde ein Urteil des Landessozialgerichts Mecklenburg-Vorpommern rechtskräftig. Das hatte den Fall eines nebenberuflich im Notdienst tätigen Oberarztes einer Uniklinik zugunsten der Rentenversicherung beschieden und die pauschal vergüteten Einsätze als unselbstständige Tätigkeit eingestuft. Zwar hatte das BSG das Revisionsbegehren ohne jegliche Begründung in der Sache, aus rein formalen Gründen zurückgewiesen. Gleichwohl herrscht seitdem große Unsicherheit, wie ein Honorararzt auf freiberuflicher Basis in den Notdienst eingebunden werden kann. (cw)

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Leitartikel

Datenschutz ist zugleich auch Praxisschutz

Netzwerk-Metaanalyse von 139 Studien

Gonarthrose: Viele Optionen, doch nur wenige funktionieren

Chronisches Kreuzweh

Studie: Rauchen lässt den Rücken schmerzen

Lesetipps
Schwindel kann viele unterschiedliche Ursachen haben. Mit den richtigen Fragen kommt man aber zur richtigen Diagnose.

© Andrey Popov / stock.adobe.com

BAM-Kongress 2025

Schwindel in der Hausarztpraxis: Fünf Fragen zur Ursachenfindung

Prophylaktische Maßnahmen sind der beste Weg, um Infektionen bei Krebspatientinnen und -patienten zu verhindern. Während und nach ihrer Chemotherapie sind sie dafür besonders anfällig. (Symbolbild)

© RFBSIP / stock.adobe.com

Vorbeugen ist besser als heilen

Wie die Infektionsprophylaxe bei Krebspatienten gelingt

Die Ärzte Zeitung hat jetzt auch einen WhatsApp-Kanal.

© prima91 / stock.adobe.com

News per Messenger

Neu: WhatsApp-Kanal der Ärzte Zeitung