Kapitalanlage
Wer Quartalszahlen verspätet meldet
Eine neue Studie zeigt: Aktien von Konzernen, die ihre Quartalsdaten pünktlich oder gar frühzeitig melden, verzeichnen in den Folgemonaten eine bessere Kursentwicklung als die von Firmen, die ihre Zahlen mit Verzögerung bekanntgeben. Denn in diesen Fällen sind Umsatz und Gewinn häufig gesunken.
Veröffentlicht:Neu-Isenburg. Veröffentlicht ein Unternehmen nach Ende eines Quartals seine Zahlen erst mit Verzögerung, fällt dessen Aktienkurs häufig in den kommenden Monaten. Das zeigt eine neue Studie von NN Investment Partners, dem 240 Milliarden Euro schweren Vermögensverwalter des niederländischen Versicherungskonzerns NN Group, und der Freien Universität Amsterdam.
„Anleger erzielen mit Aktien von Firmen, die ihre Quartalsberichte schneller vorlegen, deutlich höhere Renditen als mit Papieren von Unternehmen, die bei der Veröffentlichung hinterherhinken“, sagt Derek Geng, Datenwissenschaftler bei NN Investment Partners.
Der Unterschied in der nachfolgenden Performance der Papiere sei „signifikant“. Für die Untersuchung wurde die Kursentwicklung europäischer und US-amerikanischer Aktien der Jahre 2007 bis 2018 analysiert.
Aufhübschen kostet Zeit
Bereits im ersten Monat nach Veröffentlichung der Zahlen weisen der Studie zufolge Aktien von Konzernen, die frühzeitig melden, eine um durchschnittlich 3,6 Prozent bessere Kursentwicklung auf, als die von Unternehmen, die ihre Berichte verspätet vorlegen. In den folgenden zwölf Monaten addieren sich die Unterschiede in der Performance auf zum Teil mehr als zehn Prozent.
Dafür gibt es eine einfache Erklärung: Unternehmen, die Quartalsberichte schnell publizieren, meldeten in der Regel auch gute Zahlen. Ihre Umsätze und Gewinne seien gestiegen und hätten dabei mitunter sogar die Erwartungen der Börsianer übertroffen. Anders sehe dies bei Konzernen aus, die ihre Ergebnisse zum Ende eines Vierteljahres verzögert melden. Bei ihnen seien die Zahlen häufig nicht gut.
Die Vorstände würden in solchen Fällen daran arbeiten, den Bericht dennoch halbwegs gut aussehen zu lassen. „Dies benötigt jedoch Zeit“, sagt Karim Bannouh, leitender Portfoliomanager im europäischen Aktienteam von NN Investment Partners. „Besonders wenn ein Unternehmen versucht, die Eigendarstellung zu manipulieren oder bestimmte Aspekte hervorzuheben.“
Unterschied in der Performance
Sowohl bei großen Konzerne in nationalen Indizes wie dem deutschen Leitindex Dax, als auch bei kleinen Firmen mit geringer Marktkapitalisierung, die beispielsweise im deutschen Nebenwerte-Index SDax gelistet sind, ließe sich dieser Unterschied in der Performance beobachten, so Geng.
„Auch wenn wir große und kleine Unternehmen getrennt voneinander analysieren, stellen wir fest, dass Firmen, die Berichte schneller vorlegen, deutlich höhere Aktienrenditen erzielen als Unternehmen, die bei der Veröffentlichung hinterherhinken.“
Bislang scheuen viele Anleger von Aktien kleinerer Unternehmen zurück und bevorzugen stattdessen Papiere großer Konzerne. Was laut Patrick Kümmel, Leiter Investment bei Lunis Vermögensmanagement in Frankfurt, jedoch ein Fehler sei.
„Historisch gesehen zeigen Aktien kleinerer Unternehmen gegenüber großen Konzernen ein deutliches Outperformance-Potenzial.“ Im mehrjährigen Vergleich würden Börsenkurse und Dividendenausschüttungen kleinerer Firmen häufig deutlich stärker steigen, weil sie rascher wachsen könnten als große, etablierte Unternehmen.
Terminkalender gibt Auskunft
Zudem würden kleinere Firmen häufig von Konzernen mit deutlichen Aufschlägen auf den aktuellen Marktwert übernommen, was die Aktienkurse der Übernahmekandidaten in die Höhe treibt. „Große Unternehmen suchen nach innovativen kleineren Unternehmen, um ihr Portfolio zu ergänzen, oder sind auf der Suche nach Synergiepotenzialen“, so Kümmel. „Dafür sind sie bereit, Aufpreise zu zahlen.“Aktien kleinerer Firmen seien deshalb für Anleger eine gute Portfolio-Beimischung.
Um zu erkennen, ob Unternehmen ihre Zahlen verspätet melden, müssen Anleger zu Jahresbeginn einen Blick auf deren Website werfen. Unter der Rubrik „Investor Relations“ wird in der Regel aufgeführt, wann die jeweiligen Dreimonatsdaten im Jahresverlauf bekanntgegeben werden sollen.
Wird der Termin nach hinten verschoben, deutet dies auf Probleme bei der Umsatz- und Gewinnentwicklung hin. Für Anleger, die eine solche Aktie halten, kann es dann sinnvoll sein, sie vor der Veröffentlichung zu verkaufen – noch bevor die Börsennotierung mit der Bekanntgabe der Zahlen fällt.
Umgekehrt deuten eingehaltene oder gar vorgezogene Veröffentlichungstermine darauf hin, dass das Management gute Zahlen vorlegen wird. Was ein Grund sein kann, die Aktie vorab zu kaufen.