Goldpreis-Rallye

Zeit für Gewinnmitnahmen

Der Syrien-Konflikt und die Unruhen in Ägypten treiben den Goldpreis wieder in die Höhe. Analysten sehen darin jedoch nur eine kurze Erholung in einem längeren Abwärtstrend - und raten im Edelmetall investierten Anlegern, die Chance für den Ausstieg zu nutzen.

Von Richard Haimann Veröffentlicht:
Flüchtiger Glanz? Langfristig, so raten Analysten jetzt, sei es besser, sich von Gold zu trennen.

Flüchtiger Glanz? Langfristig, so raten Analysten jetzt, sei es besser, sich von Gold zu trennen.

© Atelier W. / fotolia.com

NEU-ISENBURG. Der Militärputsch in Ägypten und die Zuspitzung des Bürgerkriegs in Syrien haben den Einbruch des Goldpreises vorerst gestoppt.

Nach Ausbruch der Finanzkrise waren Anleger in Scharen in das Edelmetall geflüchtet und hatten dessen Notierung in der Spitze auf fast 1900 US-Dollar pro Feinunze (31,1 Gramm) getrieben.

Doch seit die Europäische Zentralbank in großem Stil Staatsanleihen hoch verschuldeter Euro-Länder aufkauft und die Wirtschaft in den USA wieder anzieht, ist es mit dem Höhenflug vorbei.

Profiinvestoren wie der legendäre Hedge-Fonds-Manager John Paulson haben ihre Goldbestände abgestoßen, um wieder in Aktien zu gehen. Bis zum Sommer dieses Jahres fiel der Preis der Feinunze um 37 Prozent auf nur noch 1187 US-Dollar.

Steigen die Aktien für Gold wieder?

Doch nun ist die Angst an den Finanzmärkten zurück, und der Goldpreis hat wieder die Schwelle von 1400 US-Dollar nach oben überschritten. "Die zunehmenden geopolitischen Spannungen im Nahen Osten treiben Investoren wieder in das Edelmetall", sagt Ole Hansen, Rohstoffstratege bei der Saxo Bank.

Profianleger fürchten, eine Intervention der USA, Großbritanniens und Frankreichs könnte den Iran veranlassen, die Straße von Hormus zu sperren und damit die westlichen Industrienationen von der Ölversorgung der Emirate am Persischen Golf abzuschneiden.

"Ein Drittel des weltweiten Rohölangebots stammt aus der Region", sagt NordLB-Analyst Frederick Kunze. Stocken die Lieferungen, könnte dies die Weltwirtschaft in eine neue tiefe Rezession stürzen.

Das macht Gold wieder zur begehrten Fluchtwährung. Die meisten Analysten gehen allerdings davon aus, dass es nicht zum Flächenbrand im Nahen Osten kommen und der Goldpreis schon bald wieder fallen wird.

"Die Rallye wird rasch wieder vorbei sein", schreiben die Rohstoffstrategen von Morgan Stanley in einer neuen Studie. Solange sich die Weltkonjunktur erhole, seien Aktien mit ihren Dividenden attraktiver, als Gold, das keine Verzinsung bietet.

Der jüngste Preisanstieg sei "kein nachhaltiger Richtungswechsel", meint auch Heinrich Peters von der Landesbank Hessen-Thüringen.

Saxo-Bank-Experte Hansen meint sogar, dass die Rallye fast vorbei ist: "Sobald der Preis der Feinunze 1415 US-Dollar erreicht hat, sind Gewinnmitnahmen nicht auszuschließen."

In diesem Fall könnte der Goldkurs in nur kurzer Zeit kräftig einbrechen, sagt Albert Ng, Portfolio-Manager bei der New Yorker Rohstoff-Investmentgesellschaft Aurum Options Strategies.

"Wenn der Goldpreis wieder fällt, wird dies eine rasche, kräftige Bewegung sein, weil dann viele Akteure zugleich durch die Ausgangstür drängen werden."

Jetzt ist noch hohe Rendite drin

Für Anleger, die während der Finanzkrise in Gold geflüchtet waren und bislang an ihrem Bestand festgehalten haben, bietet der aktuell noch einmal kräftige Anstieg der Edelmetall-Notierung jedoch die Chance, zu einem attraktiven Preis auszusteigen.

"Für Anleger, die noch stark in Gold investiert sind, ist jetzt ein guter Zeitpunkt, die Bestände abzubauen", sagt Laksmi Iyer, Strategin bei der indischen Investmentgesellschaft Kotak Asset Management.

Nach dem Ausbruch der Finanzkrise im Spätherbst 2008 war der Goldpreis bis Ende 2010 von 700 US-Dollar pro Feinunze auf die gegenwärtige Notierung von 1400 US-Dollar gestiegen.

Wer in dieser Zeit in das Edelmetall investiert hat, kann nun schlimmstenfalls ohne Verlust sein Geld zurückbekommen und bestenfalls einen Gewinn von 100 Prozent einstreichen.

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