Trenddiät im Test

Intervallfasten ist nicht besser als andere Diäten

Intervallfasten ist im Trend. Aber ist die Methode besser als andere Diäten? Das haben Forscher nun eingehend geprüft – mit klaren Resultaten.

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Fasten mit Blick auf die Uhr: Was gegessen wird – dafür gibt es im Intervallfasten keine Vorschriften. Es müssen aber zwischendurch Pausen eingelegt werden.

Fasten mit Blick auf die Uhr: Was gegessen wird – dafür gibt es im Intervallfasten keine Vorschriften. Es müssen aber zwischendurch Pausen eingelegt werden.

© sewcream / stock.adobe.com

HEIDELBERG. Intervallfasten hilft beim Abnehmen und wirkt sich positiv auf die Gesundheit aus. Besser als andere kalorienreduzierte Abnehm-Methoden ist die Trend-Diät in dieser Hinsicht allerdings nicht, berichtet ein internationales Forscherteam um Dr. Ruth Schübel vom Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg (Am J Clin Nutr 2018; 108: 933–945).

Das bedeute auch: Wer Gewicht verlieren wolle, könne einfach die für sich geeignete Methode wählen und loslegen.

Beim Intervallfasten gibt es bekanntlich so gut wie keine Vorschriften, was das Essen anbelangt – außer: Es müssen zwischendurch Pausen eingelegt werden.

Dabei ist es zum Beispiel möglich, nur an acht Stunden des Tages zu essen und die verbleibenden 16 zu fasten (8:16 Methode). Alternativ kann man an fünf Tagen der Woche normal essen und an zwei Tagen weitgehend hungern, das heißt, nicht mehr als etwa 500 Kalorien zu sich nehmen (5:2-Methode).

Studie mit 150 Teilnehmern

Einige Studien hatten angedeutet, dass sich infolge des Intervallfastens bestimmte Stoffwechselwerte deutlicher verbessern als bei einer herkömmlichen Diät, bei der über längere Zeit jeden Tag weniger Kalorien aufgenommen werden.

Diese Annahme prüften die Wissenschaftler nun. Sie nahmen 150 übergewichtige und adipöse Menschen zwischen 35 und 65 Jahren in ihre Studie auf und teilten sie nach dem Zufallsprinzip in eine von drei Gruppen ein.

Die Teilnehmer der ersten Gruppe machten Intervallfasten nach der 5:2-Methoden mit einer wöchentlich reduzierten Kalorienaufnahme von 20 Prozent. Die Teilnehmer der zweiten Gruppe hielten eine normale Reduktionsdiät und nahmen täglich 20 Prozent weniger Kalorien auf.

Die übrigen Studienteilnehmer aßen weiter wie immer. Alle bekamen zu Beginn der Untersuchung ausführliche Informationen zu gesunder Ernährung und gegebenenfalls zur Durchführung ihrer Diät. Außerdem bestimmten die Forscher unter anderem Gewicht, Fettverteilung, Blutdruck und zahlreiche Stoffwechselwerte.

Telefonische Befragung

Während der ersten drei Monate wurden die Teilnehmer alle zwei Wochen telefonisch nach ihren Erfahrungen befragt und ermuntert durchzuhalten. Im Anschluss an die eigentliche Testphase kamen die Teilnehmer zur neuerlichen Untersuchung ins Studienzentrum.

Sie wurden erneut ermutigt weiterzumachen, bekamen dann allerdings keine weiteren Anrufe mehr. Insgesamt beobachteten die Wissenschaftler die Teilnehmer 50 Wochen lang und erhoben Gewicht und Gesundheitszustand.

Die Auswertung der Daten belegte, dass es zwischen den beiden Diäten keine erheblichen Unterschiede in Bezug auf Gewichtsverlust gibt und sich auch der Stoffwechsel sehr ähnlich verändert hatte: Bei den Probanden beider Gruppen verringerte sich mit dem Körpergewicht das viszerale Fett, ebenso die Fettablagerungen in der Leber, erläutert Schübel.

Auch in der Aktivität von bestimmten Genen, die mit den nachteiligen gesundheitlichen Folgen von Übergewicht im Zusammenhang stehen, fanden die Wissenschaftler keinen Unterschied.

Einzig im Hinblick auf die Glucose-Werte gab es deutliche Unterschiede zwischen den beiden Diät-Methoden: Nach 12 Wochen hatten die Teilnehmer, die täglich weniger gegessen hatten, einen wesentlich geringeren Blutzuckerspiegel.

Aufs Durchhalten kommt es an

Beim Abnehmen komme es vermutlich nicht so sehr auf die Art der Diät an, sondern in erster Linie darauf, sich für eine Art zu entscheiden und diese dann durchzuhalten, folgern die Wissenschaflter.

Es scheine so zu sein, „dass es einigen Menschen leichter fällt, an zwei Tagen sehr diszipliniert zu sein, statt jeden Tag Kalorien zu zählen und sich einzuschränken“, sagte Studienleiter Dr. Tilman Kühn.

Um das Gewicht langfristig zu halten, bedürfe es allerdings einer langfristigen Ernährungsumstellung nach den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE).

Die Fachgesellschaft sieht den Trend zum Intervallfasten eher kritisch. „Die meisten Konzepte des Intervallfastens beinhalten keine oder nur sehr vage Empfehlungen zur Lebensmittelauswahl. Daher findet alleine durch das intermittierende Fasten in der Regel keine Ernährungsumstellung hin zu einer ernährungsphysiologisch günstigen Lebensmittelauswahl statt“, heißt es dort.

Und Fasten sei zum Abnehmen ungeeignet. (dpa)

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