Aripiprazol vertragen Patienten mit Schizophrenie besonders gut

PARIS (mut). Das neue Antipsychotikum Aripiprazol mindert nicht nur die psychotischen Symptome. Bei der Therapie kommt es auch zu keinem nennenswerten Gewichtsanstieg und zu keiner starken Sedierung. Das Präparat ist daher auch für solche Patienten eine Option, die wegen unerwünschten Wirkungen die Arznei wechseln wollen.

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Unerwünschte Wirkungen sind ein wichtiger Grund, weshalb Schizo-phrenie-Patienten die Therapie abbrechen oder weshalb die Medikation umgestellt werden muß. Daran hat Professor Robert Kerwin aus London beim Psychiatriekongreß in Paris erinnert.

Am häufigsten stört die Patienten eine Gewichtszunahme und eine Se-dierung durch die Medikation. Dies hat eine epidemiologische Studie mit knapp 1900 Schizophrenie-Patienten aus Spanien ergeben. Von den Patienten hatten 65 Prozent über unerwünschte Wirkungen der Medikation berichtet. 34 Prozent nannten eine Gewichtszunahme, 21 Prozent Müdigkeit und Benommenheit, 14 Prozent Bewegungsstörungen und 13 Prozent Mundtrockenheit, sagte Kerwin bei einer Veranstaltung der Unternehmen Bristol-Myers Squibb und Otsuka Pharmaceuticals.

Mit Aripiprazol (Abilify®) stehe nun eine Arznei zur Verfügung, die sich in Studien als ähnlich wirksam wie andere moderne atypische Neuroleptika erwiesen habe, jedoch im Schnitt keine nennenswerte Gewichtszunahme, keine Erhöhung des Prolaktinspiegels und keine übermäßige Sedierung bewirke, so Kerwin. Extrapyramidale Störungen seien ebenfalls nicht häufiger als bei anderen atypischen Neuroleptika.

Von diesen Eigenschaften profitierten auch Patienten, die auf eine andere Arznei umgestellt werden müssen, etwa, weil sie unerwünschte Wirkungen der bisherigen Medikation nicht tolerieren oder weil sie auf ihre Arznei nicht ansprechen. 1600 solcher Patienten wurden in der BETA-Studie (Broad Effectivness Trial on Aripiprazol) auf Aripiprazol (etwa 1300 Patienten) oder ein anderes Neuroleptikum (etwa 300 Patienten) umgestellt. Die Ärzte wählten im Kontrollarm individuell die Arznei aus, von der die Patienten vermutlich am meisten profitierten.

Das Ergebnis: Mit Aripiprazol verringerten sich die Symptome bei 55 Prozent der Patienten stark bis sehr stark, jedoch nur bei 30 bis 40 Prozent der Patienten mit den anderen Arzneien. "Zwei Drittel der Patienten, die auf Aripiprazol umgestellt worden sind, gaben nach acht Wochen Therapie an, daß sie damit deutlich mehr zufrieden sind als mit der vorhergehenden Medikation", sagte Kerwin.

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