Biblische Plage in Westafrika - Heuschrecken fressen alles kahl

DAKAR/NAIROBI (dpa). Derzeit breitet sich im westlichen Afrika die schlimmste Heuschrecken-Plage seit 15 Jahren aus. 100 Millionen Dollar seien nötig, um die Katastrophe in den Griff zu bekommen, meint der Leiter der UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO), Jacques Diouf. Die in Rom ansässige Organisation, die eigens "Heuschrecken-Vorhersage-Experten" beschäftigt, schlägt seit Wochen akut Alarm (wir berichteten). Die gefräßigen Insekten vernichten große Teile der Ernte in den bitterarmen Ländern der Sahelzone.

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Am meisten betroffen ist bisher Mauretanien. Dort sollen bereits bis zu 80 Prozent der Ernte zerstört sein. Etwa eine Million Menschen werden nach Schätzungen der Regierung Lebensmittelhilfe brauchen. Das kleine Land Gambia hat mittlerweile den nationalen Notstand ausgerufen.

Auch im Senegal, in Mali, Niger und Nigeria sind die Wanderheuschrecken schon eingefallen. Experten rechnen damit, daß die Tiere weiter nach Osten ziehen und bald auch die sudanesische Krisenregion Darfur erreichen, wo tausende Flüchtlinge an Hunger leiden.

Eine der gefährlichen Heuschrecken allein sieht harmlos aus. Sie wiegt etwa zwei Gramm und kann am Tag genau so viel fressen wie sie wiegt. Da ein Schwarm aber bis zu 80 Millionen Tiere umfaßt, richten die Heuschrecken enorme Schäden an. An einem Tag kann ein Schwarm Lebensmittel für mehrere Tausend Menschen vernichten. Felder sind in Minutenschnelle abgefressen. In der mauretanischen Hauptstadt Nouakchott wurden weder die Bäume am Straßenrand noch der Rasen des Fußballstadiums verschont.

Ein Schwarm bewegt sich mit dem Wind und legt am Tag bis zu 130 Kilometer zurück. Heißes und feuchtes Wetter begünstigt die Brutbedingungen. Nach Ansicht von Experten wird Ende August eine neue Generation aus ihren Erdlöchern schlüpfen. Innerhalb von zwölf Wochen kann ein Schwarm sich verzehnfachen.

Die Bekämpfung der Schädlinge ist nicht einfach. Besonders wirksam ist das Sprühen entsprechender Chemikalien aus der Luft. Doch die meisten afrikanischen Staaten können sich die Bekämpfung mit Flugzeugen nicht leisten. Sie setzen stattdessen auf das Umpflügen der Felder, um die im Boden vergrabenen Eier zu zerstören.

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