Die Verschmelzung von der Homöopathie mit der Schulmedizin

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2005 ist das Jahr der Homöopathie. Nicht nur wurde der 250. Geburtstag des Gründers, Samuel Hahnemann, in diesem Jahr gefeiert. Auch ein weiterer Pionier der Homöopathie hat heuer ein Jubiläum: Vor 100 Jahren wurde Dr. Hans-Heinrich Reckeweg (1905 bis 1985) geboren. Reckewegs Verdienst sei die Verschmelzung von Homöopathie und Schulmedizin zu einer eigenständigen Krankheitslehre und Therapiemethode, der Homotoxikologie, so der Baden-Badener Arzneimittelhersteller Heel.

Schon während seines Studiums in den späten Zwanziger Jahren sei Reckeweg von dem Gedanken beseelt gewesen, die Medizin um eine neue Therapierichtung zu bereichern, heißt es weiter. Diese sollte wissenschaftlichen Anspruch besitzen, wie ihn der Student an der Berliner Charité kennengelernt hatte.

Zum anderen war Reckeweg angetan von der Homöopathie. Er wollte mit seiner Heilkunst die Ganzheitlichkeit des Menschen berücksichtigen, wie dies die Homöopathie tat. Als Fazit beider Ansprüche kreierte der ab 1932 in Berlin niedergelassene Arzt eigene Arzneimittel, die besondere homöopathische Kombinationspräparate - Komplexmittel genannt - waren.

Um sie herstellen und vertreiben zu können, gründete er 1936 die Firma Heel. Mit einer genialen Kombination aus ärztlichem Können und der Entwicklung wirksamer Arzneimittel wurde Reckeweg in Berlin zu einem erfolgreichen Arzt und Unternehmer.

Auf der Suche nach dem Verständnis für die Wirksamkeit seiner Präparate entwickelte Reckeweg eine These. Für ihn war Krankheit kein Prozeß, der isoliert irgendwo im Inneren von Zellen entstand. Vielmehr war die Entgleisung des umgebenden Milieus, die Störung des Fließgleichgewichtes von Zelle zu Zelle, der auslösende Faktor.

Reckeweg nahm an, daß Giftstoffe, die sich im Maschenwerk des Bindegewebes, heute Matrix genannt, sammelten, die eigentlichen Krankheitsursachen seien. Er nannte sie deshalb Homotoxine, also "für den Menschen schädliche Gifte". Die entsprechende, aus dieser Erkenntnis heraus entwickelte Krankheitslehre taufte er Ende der Vierziger Jahre "Homotoxikologie".

Der Abwehrkampf läuft seiner Lehre nach in sechs Phasen ab:

  • Ausscheidung (Exkretion) geschieht durch Schwitzen oder Schuppen.
  • Entzündung (Reaktion) macht sich als Fieber und/oder akute Bronchitis bemerkbar. Nach der
  • Ablagerung (Deposition), die etwa zu Atherosklerose führt, gibt es einen "biologischen Schnitt", ab dem sich der Organismus nicht mehr selbst heilt. Es folgen
  • Schädigung (Imprägnation) - ein - mögliches Zeichen: Migräne -,
  • Veränderung (Degeneration), die mit Arthrose einhergehen kann, und schließlich die
  • Neubildung (Neoplasma), bei der sich maligne Tumoren entwickeln.

Durch spezielle Arzneimittel - meist handelt es sich dabei um homöopathische Kombinationspräparate - kann nach der Homotoxin-Lehre das gestörte Fließgleichgewicht im Organismus wieder hergestellt werden. Eine wesentliche These dabei ist, daß ein schädliches Homotoxin durch ein ein zweites Homotoxin zu einem - dann ungiftigen - Homotoxon gebunden wird.

Die Homotoxikologie ist inzwischen zu einer anerkannten Lehre avanciert. Sie bietet dem naturheilkundlich versierten Therapeuten die Möglichkeit, individuell und ursachennah zu behandeln. Große Zentren für Homotoxikologie sind in Kolumbien und Italien entstanden. Unter Federführung einer international organisierten Ärztegesellschaft wird Homotoxikologie gelehrt und die Ausbildung zertifiziert.

Das Unternehmen Heel ist 1954 mit seinem Gründer nach Baden-Baden gezogen. Im Jahr 1961 wurde das Unternehmen komplett neu gebaut. Moderne Gebäude entstanden auf dem Industriegelände in Baden-Oos.

Mit Übernahme des Familienunternehmens Heel durch die heutige DELTON AG in Bad-Homburg wurde 1978 der Grundstein für einen international aktiven und wachsenden Konzern gelegt.

Das Unternehmen Biologische Heilmittel Heel ist heute in über 60 Ländern in Europa, Süd- und Nordamerika, Afrika, Asien und Australien präsent. Zusätzlich zum deutschen Stammsitz in Baden-Baden agieren elf Tochterunternehmen. Weltweit arbeiten 1100 Menschen für das Unternehmen.

Das Label Heel findet sich auf jedem zweiten Komplexmittel. Damit ist Heel heute eines der weltweit führenden Unternehmen auf dem Gebiet der Homöopathie, nicht zuletzt ein Erfolg des ärztlichen Lehrers und Unternehmers Hans-Heinrich Reckeweg. (ag/eb)

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