In "Jona’s Haus" in Berlin haben Kinder das Sagen

BERLIN (ddp). "Was gibt‘s denn heute", fragt ein zehnjähriger Junge, als er in das Haus gerannt kommt. "Iiih... Fisch." "Und Spinat", ruft ein anderer. Es ist 14 Uhr, Schulschluss: Doch in "Jona’s Haus" in Berlin-Staaken fängt der Tag jetzt erst richtig an. In der umgebauten alten Dorfschule bekommen Kinder aus armen Familien ein Mittagessen und sie finden ein großes Angebot an Freizeitaktivitäten.

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Rund zwölf Prozent der Privathaushalte im Spandauer Stadtteil Staaken sind von Armut betroffen. Darunter leiden besonders Kinder. Die beiden Mediziner Angelika und Jürgen Bier, beide Professoren an der Berliner Charité, wollten daran etwas ändern.

"Mein Mann und ich sind gläubige Christen. Wir haben so viel geschenkt bekommen in unserem Leben, dass wir etwas an die Menschen zurückgeben möchten", sagt Angelika Bier. Als die eigenen Kinder aus dem Haus waren, machte sich das Ehepaar auf die Suche nach einem geeigneten Projekt. Vor gut einem Jahr haben sie das alte Haus in Staaken übernommen und zu "Jona‘s-Haus" umgebaut.

Zudem wurde die Stiftung Jona gegründet. "Am 4. September 2006 haben wir dann einfach die Tür aufgemacht", erinnert sich Angelika Bier. Zunächst lockte Neugier Kinder in das Backsteinhaus mit seinen farbenfrohen Wänden und hohen Fenstern. Inzwischen fühlen sie sich hier pudelwohl. Dass Angelika und Jürgen Bier ihre meiste Freizeit und ihren Urlaub im Jona-Haus verbringen, stört die beiden nicht. Kinderarmut dürfe nicht ignoriert werden. "Wir wollen, können und müssen helfen."

"So um die 25 Kinder haben wir hier täglich, oft auch deutlich mehr", erzählt die 18-jährige Corrie aus Sachsen, die in "Jona‘s Haus" ihr Freiwilliges Soziales Jahr absolviert. Ab 13.30 Uhr gibt es Mittagessen. Die Zeit nach dem Essen gestalten die Kinder individuell. Einige haben erst einmal ihre Hausaufgaben zu erledigen. Danach stürmen die Kinder nach draußen auf den Hof zum Fußballspielen oder Klettern.

Samstags ist außerdem die Zweiradwerkstatt geöffnet, in der die Fahrräder der Kinder auf Sicherheit geprüft und repariert werden. Im Haus können sie Tischtennis oder Billard spielen, sich ausruhen oder zum Lesen in die Sofaecke zurückziehen. Nachmittags nutzen viele die Gelegenheit zum Töpfern oder Basteln. Zukünftig kommen zum bestehenden Computer- und Theaterraum noch ein Musikzimmer, eine Kleiderkammer, eine kleine Bibliothek, ein Raum der Stille und ein separates Hausaufgabenzimmer hinzu.

Jeden Mittwoch um 17 Uhr gibt es zudem etwas Besonderes: die "Jona‘s-Herz-Geschichten". Spielend werden biblische Werte - wie "Jeder Mensch ist wertvoll" - und ethische Normen vermittelt. Dies sei besonders wichtig, denn eigene Wertschätzung sei für Kinder durchaus keine Selbstverständlichkeit, erläutert Angelika Bier. "Einige der Mädchen sind schon mit neun oder zehn Jahren magersüchtig. Sie bestrafen sich damit, weil sie denken, nicht viel wert zu sein." Die zehnjährige Jette findet das Konzept prima. Der 18-jährige Alexander ist zwar nicht religiös, "trotzdem fühle ich mich hier wohl und habe viele neue Freundschaften geknüpft".

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