Deutschland wird zum Land der Hochbetagten

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Von Bülent Erdogan

Die Bundesrepublik Deutschland wird grau: Im Jahr 2060 könnte auf jeden jungen Menschen ein Rentner über 80 Jahre kommen, so das Statistische Bundesamt.

BERLIN. Deutschland wird zu einem Land der Hochbetagten: Im Jahr 2060 wird jeder dritte Bundesbürger über 65 Jahre sein (heute jeder fünfte), jeder siebte (14 Prozent) sogar über 80 Jahre (heute jeder zwanzigste). Das geht aus der 12. Bevölkerungsvorausberechnung des Statistischen Bundesamts (Destatis) und der Statistischen Landesämter hervor. Der Anteil der unter 20-Jährigen soll demnach von heute 19 auf 16 Prozent sinken.

Die Zahl der Bundesbürger, so Destatis-Präsident Roderich Egeler, wird sich nach dem Hauptszenario von heute circa 82 auf 65 bis 70 Millionen einpendeln. Zugrunde gelegt wurde eine um acht Jahre höhere Lebenserwartung für im Jahr 2060 geborene Jungen, bei Mädchen um sieben Jahre. Darüber hinaus setzten die Statistiker ein Wanderungssaldo von 100 000 bis 200 000 Menschen im Jahr sowie eine annähernd konstante Geburtenziffer (1,4 Kinder je Frau) an. Auch nach der Variante mit der maximal zu erwartenden Bevölkerungszahl, die eine steigende Geburtenhäufigkeit, einen hohen Anstieg der Lebenserwartung und einen jährlichen Wanderungssaldo von 200  000 Personen unterstellt, würden 2060 in Deutschland nur etwa 77 Millionen Menschen leben.

Im "schlechtesten" Fall, wenn zum Beispiel mehr Menschen aus Deutschland abwandern als neu hinzukommen, könnte die Bevölkerung sogar auf 58 Millionen Köpfe absacken. Das wäre in etwa die Bevölkerungszahl von Nordrhein-Westfalen, Berlin, Hamburg und Frankfurt am Main. Allerdings bezweifeln die Statistiker, dass die aktuelle Bevölkerungszahl von etwa 82 Millionen Bundesbürgern überhaupt stimmt.

Welche finanziellen Auswirkungen die Entwicklung auf die Kranken-, Pflege- und Rentenversicherung hat, haben die Statistiker nach eigenem Bekunden nicht ausgerechnet. Das sei Aufgabe anderer, so Egeler. Allerdings dürfte die Zahl der potenziellen Beitragszahler, also der Deutschen im Erwerbsalter von 20 bis 64 Jahren, von heute 50 Millionen im Jahr 2060 auf 33 bis 36 Millionen sinken. Steigt das Renteneintrittsalter wie geplant auf 67 Jahre, kämen 2060 bis zu zwei Millionen Beitragszahler dazu.

Schon heute tragen die Rentner mit ihren Beiträgen zur GKV weniger als die Hälfte der durch sie anfallenden Kosten. Die Politik wird sich also auf diesen epochalen Wandel, der gleichzeitig eine Dividende von Wohlstand, Frieden und einer besseren medizinischen Versorgung ist, einstellen müssen.

Das gilt auch für die ärztliche Versorgung. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) sieht auch deshalb akuten Reformbedarf bei der bisherigen Bedarfsplanung. "Die Bedarfsplanung alter Prägung ist zu starr. Wir brauchen kleinräumigere Lösungen, die den Bedürfnissen vor Ort, etwa in der Gemeinde oder dem Landkreis, besser Rechnung tragen", sagte KBV-Sprecher Dr. Roland Stahl. Zudem sollen ambulante und stationäre Strukturen besser miteinander vernetzt werden. Sicher ist: Junge Ärzte haben heute beste Aussichten auf einen sicheren Job.

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