Gesundheit macht Schule

Die Kammern in Nordrhein, Hamburg und Sachsen Anhalt sowie zwei Allgemeine Ortskrankenkassen ziehen für die Aktion: "Gesund macht Schule" an einem Strang. Schulen, Schüler, Ärzte und Eltern sollen für die Gesundheit von Kindern sensibilisiert werden.

Anne-Christin GrögerVon Anne-Christin Gröger Veröffentlicht:
Bewegung macht Spaß: Tanz-AG der offenen Ganztagsschule Gartenstraße in Hennef bei Köln.

Bewegung macht Spaß: Tanz-AG der offenen Ganztagsschule Gartenstraße in Hennef bei Köln.

© Anne-Christine Gröger

KÖLN. Manchmal bringen die Kinder Dr. Ursula Sottong ganz schön ins Schwitzen. Der kleine Junge zum Beispiel, der wissen will, wie die Knochen in das Baby im Mutterbauch kommen.

Oder der Schüler, den interessiert, wie viele Krankheiten es auf der Welt gibt.

"Das auf eine Ebene runterzubrechen, dass es auch die Jüngsten verstehen, ist eine Herausforderung und auch das, was das Amt des Patenarztes so interessant macht", sagt sie.

"Mit der Zeit werden selbst zurückhaltende Kinder zu richtigen medizinischen Experten."

Sottong ist Patenärztin des Projekts "Gesund macht Schule", einer Gemeinschaftsinitiative der Ärztekammer Nordrhein und der AOK Rheinland/Hamburg, das vor kurzem sein zehnjähriges Bestehen gefeiert hat.

Töchter klären Mütter über gesundes Essen auf

Ziel des Projektes, das inzwischen auch in Hamburg und Sachsen-Anhalt läuft, ist es einerseits, Grundschüler und ihre Eltern an eine gesunde Lebensweise heranzuführen, etwa mit gemeinsamen Koch- und Backkursen, Bewegungsworkshops oder dem regelmäßig stattfindenden Schulfrühstück.

Andererseits stehen auch Unterrichtseinheiten zum menschlichen Körper, zur Sexualerziehung oder zu Bewegung und Entspannung auf dem Programm.

Ein Schulprogramm nicht nur für NRW

Am Programm "Gesund macht Schule" nahmen im Schuljahr 2010/2011 rund 260 Schulen aus den Regierungsbezirken Köln und Düsseldorf teil. 176 Patenärztinnen und Patenärzte engagieren sich ehrenamtlich für die Betreuung der Schulen. Inzwischen können auch Schulen in Sachsen-Anhalt an dem Projekt teilnehmen. In Hamburg läuft das Angebot schon seit 2008.

"Es gibt zunehmend Hinweise von Ärzten und Lehren, dass gesundheitliche Störungen und gesundheitsschädigende Verhaltensweisen im Kindesalter vermehrt auftreten", sagt Rolf Buchwitz, Mitglied des Vorstandes der AOK Rheinland/ Hamburg.

"Chronische Erkrankungen und die typischen Zivilisationskrankheiten nehmen deutlich zu und beeinträchtigen die Entwicklung der Kinder."

Aus diesem Grund sei es wichtig, mit der Prävention bereits im Grundschulalter zu beginnen und Kinder für Gesundheitsthemen zu sensibilisieren.

Beim Schulfrühstück etwa bereiten die Sechs- bis Zehnjährigen mit ihren Lehrern eine gesunde Mahlzeit zu und nehmen sie auch gemeinsam ein.

"Das macht einerseits Spaß, andererseits probieren die Kinder in der Gruppe auch mal Lebensmittel, die sie zuhause verschmähen", sagt Anita Stützer, Schulleiterin an der Katholischen Grundschule Mataréstraße in Aachen.

Zudem lernten die Kinder Tischregeln und den Umgang mit verschiedenen Küchengeräten. Einen wichtigen Beitrag zu "Gesundheit macht Schule" leisten auch die ehrenamtlichen Patenärztinnen und Patenärzte aus der Region Rheinland.

Jeder Mediziner betreut eine Schule und führt die Jüngsten an Themen wie Körperwissen und Krankheiten heran. Bei Praxisbesuchen können die Kinder lernen, wie der Blutdruck gemessen wird oder wie ein Ultraschall oder EKG funktioniert.

Tanzkurse in der Grundschule

"Wir haben viele Migrantenkinder an unserer Schule, die nur ungern zum Arzt gehen", sagt Stützer. "Der spielerische Besuch soll Angst vor Untersuchungen nehmen und Verständnis für deren Notwendigkeit wecken."

Auch Eltern und Lehrer sind in das Projekt einbezogen. Mütter und Väter werden über Newsletter und Elternbriefe über die aktuellen Aktionen auf dem laufenden gehalten und bekommen zudem über Elternabende und andere Veranstaltungen Informationen und Schulungen zur gesunden Ernährung, Stressbewältigung und zur Kindergesundheit.

Vieles lernen sie dabei von ihren eigenen Kindern. "Es kommt auch vor, dass meine Tochter mir beim Einkaufen erklärt, welche Produkte gesund sind und welche wir lieber liegen lassen sollten", so eine Mutter.

Lehrer an den teilnehmenden Grundschulen im Rheinland können in Kursen lernen, wie wichtig Bewegungspausen für das Lernverhalten der Kinder sind und wie diese Pausen sinnvoll gestaltet werden können.

",Gesund macht Schule‘ soll auch Lehrern helfen, bei ihren Schülern frühzeitig gesundheitsbewusste Einstellungen und Verhaltensweisen zu fördern und zu entwickeln, zum Beispiel die Freude an der körperlichen Bewegung", sagt Buchwitz.

Tanz- und andere Sportkurse können das Angebot der Grundschulen ergänzen. Die Initiatoren Ärztekammer Nordrhein und die AOK Rheinland/Hamburg wollen das Projekt noch lange fortführen.

"Der Vorteil von ,Gesund macht Schule‘ liegt darin, dass es keine einmalige Aktion ist, sondern auf Langfristigkeit basiert", sagt Doris Franzen, Referentin für Gesundheitsförderung bei der Krankenkasse.

Die Initiative bietet Schulen Bausteine an, wie die Patenschaften durch Ärzte oder die kostenlosen Fortbildungen für Lehrkräfte. "Viele Schulen fürchten den Aufwand hinsichtlich der Fülle an Angeboten und Materialien", sagt Franzen.

Durch das Bausteinprinzip könne sich jede Schule jedoch für das entscheiden, was sie realisieren kann.

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