Zeitungstechnik der 80er Jahre - Papier, Fax und Klebeumbruch

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Mit einem Telebildsender der Firma Hell wurden in den 80er Jahren Fotos aus der Redaktion in die Druckerei nach Kassel übertragen.

Mit einem Telebildsender der Firma Hell wurden in den 80er Jahren Fotos aus der Redaktion in die Druckerei nach Kassel übertragen.

© Hell Verein, Kiel

Der Bleisatz war schon perdu - allerdings hatte die "Ärzte Zeitung" eine kurze vordigitale Startphase. Schreibmaschine und Fax bestimmten den Arbeits alltag in der Redaktion. Und viel Vertrauen in die Kompetenz und Zuverlässigkeit der Druckerei.

Ein ganz normaler Tag in der Redaktion im Jahre 1983. Papier ist nicht nur das Medium, auf dem die "Ärzte Zeitung" erscheint. In den ersten eineinhalb Jahren nach dem Start der Tageszeitung für Mediziner werden auch die Artikel auf Papier geschrieben - mit der Schreibmaschine.

Genau 69 Zeilen sind für den Kommentar eingeplant, der diesmal im Ressort Wirtschaft entsteht. In eine Zeitungszeile passen, Wortzwischenräume mitgezählt, ungefähr 29 Zeichen, insgesamt also 2001.

Damit sich der Kommentator statt aufs Rechnen aufs Schreiben konzentrieren kann, nutzt er ein einfaches Hilfsmittel: Er tippt seinen Beitrag auf einen Manuskriptbogen, ein Blatt mit zwei Begrenzungslinien, zwischen die genau 29 Zeichen passen.

200 Kilometer zwischen Druckerei und Redaktion

Der Kommentar muss anschließend nach Kassel. Dort, im Druckhaus Dierichs, wird die "Ärzte Zeitung" (noch bis Ende 2010) gedruckt. Eine Entfernung von 200 Kilometern zwischen Druckort und der Zentralredaktion in Neu-Isenburg bei Frankfurt ist 1983 eine Herausforderung.

Überbrückt wird sie vom Fernkopierer, dem modernsten Kommunikationsmittel im Verlag. Erst drei Jahre zuvor hat die Bundespost den Telefax-Dienst erstmals auf der CeBIT vorgestellt. In der Druckerei müssen die gefaxten Artikel von Schriftsetzern erneut erfasst werden.

Per Fax kommen auch die auf DIN-A-4 verkleinerten Layoutbögen in die Druckerei. Auf ihnen haben Layouter für jede Seite den exakten Stand von Artikeln, Überschriften, Vorspännen, Fotos und Bildunterschriften eingezeichnet.

Nach diesen Bauplänen kleben Seitenmonteure im Druckhaus die ausbelichteten Filme von Artikeln und Bildern an Leuchttischen zusammen. Die montierten Seitenfilme werden in der Bogenmontage zusammengefügt und auf die Druckplatte belichtet.

Auf Papier entsteht nicht nur, was in die Druckerei gesendet wird, sondern auch nahezu alles, was in der Redaktion ankommt. Die Beiträge der Korrespondenten und freien Redakteure ebenso wie die Pressemitteilungen von Kammern, KVen, Verbänden, Ministerien und Unternehmen.

Der Posteingang füllt täglich mehrere Waschkörbe. Und pausenlos läuft auf der Fernschreiberrolle das Nachrichtenmaterial der Deutschen-Presse-Agentur ein, das nach Themen sortiert auf die Eingangskörbe der Ressorts verteilt wird.

Telebildsender sendet Bilder an Druckerei

Ein besonderes Kapitel sind die Bilder. Fotos in Zeitschriften sind 1983 farbig, Fotos in Tageszeitungen fast ausschließlich schwarz-weiß. Die auf Fotopapier entwickelten Bilder werden täglich per Briefpost im großen Umschlag nach Kassel geschickt.

Der ist am nächsten Morgen in der Druckerei, rechtzeitig für die Zeitung von übermorgen. Für aktuelle Bilder, die für die Zeitung von Morgen bestimmt sind, hat sich die Redaktion einen Telebildsender der Firma Hell zugelegt.

Das auf eine rotierende Walze gespannte Foto wird optoelektronisch abgetastet und über die Telekommunikationsleitung in die Druckerei gesendet. Bis zu 20 Minuten dauert eine Übertragung.

Das Bildsendegerät wird noch einige Zeit für die schnellen Bilder in der Zeitung sorgen. Schreibmaschine und Manuskriptbogen sollten dagegen nur noch bis März 1984 auf den Redakteursschreibtischen überleben, um den Bildschirmterminals des Redaktionssystems Platz zu machen. Dann endet die "vordigitale Phase" der "Ärzte Zeitung".

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