Auf Achse für Menschen, die keinen Arzt haben

In Lübeck helfen ein Internist und zwei Pflegekräfte Menschen am Rande der Gesellschaft. Im Gesundheitsmobil suchen sie Patienten auf, die nicht mehr in die Praxis kommen.

Dirk SchnackVon Dirk Schnack Veröffentlicht:
Der Internist Dr. Dietrich Schröter vor dem Gesundheitsmobil. Er versorgt jährlich mehrere hundert Patienten.

Der Internist Dr. Dietrich Schröter vor dem Gesundheitsmobil. Er versorgt jährlich mehrere hundert Patienten.

© Dirk Schnack

LÜBECK. Versorgung auf acht Quadratmetern: Für den früher niedergelassenen Internisten Dr. Dietrich Schröter ist das seit einigen Jahren Alltag.

Im Gesundheitsmobil sucht er Patienten auf, die Arztpraxen meiden.

Es sind Menschen, die am Rande der Gesellschaft leben: Alkoholiker, Arbeitslose oder einfach nur Arme.

Sie kennen die acht festen Haltepunkte des Gesundheitsmobils, das jeden Tag in Lübeck unterwegs ist.

"Behandlungsraum" im Mercedes-Sprinter

"Manchmal ist der Andrang groß, manchmal kommen nur wenige - wie in der Praxis", sagt Schröter, der jeden Montag mit seiner Frau Hannelore, einer gelernten Krankenschwester, in dem Mercedes-Sprinter hinten im "Behandlungsraum" sitzt.

Gesteuert wird das Gesundheitsmobil von Krankenpfleger Thomas Müller. Das Team ist den Patienten bekannt, zu ihnen haben sie über Jahre Vertrauen gefasst, das sie in andere Institutionen und auch in Arztpraxen aus unterschiedlichen Gründen nicht haben.

Mit rund 900 Patientenkontakten rechnet Müller in diesem Jahr. Vielen hilft das Team medizinisch, indem es Sturzfolgen verarztet, Brandwunden verbindet oder Salben für Hautkrankheiten aufträgt.

Andere berät es bei sozialen und psychischen Problemen und versorgt sie mit wichtigen Gebrauchsgegenständen wie Decken. In schweren Fällen vermitteln die Helfer die Patienten an Fachärzte.

Menschen mit anderen Prioritäten als ihre Gesundheit

Viele der vom Gesundheitsmobil aufgesuchten Menschen müssen sich um ein Dach über dem Kopf sorgen, für andere steht im Vordergrund, wie sie die nächste Flasche Schnaps bezahlen. Der Besuch beim Arzt - und damit ihre Gesundheit - ist in ihrer persönlichen Prioritätenliste nach hinten gerutscht.

Um sie aufzufangen, sucht das von der Johanniter-Unfall-Hilfe und der Gemeindediakonie in Lübeck betriebene und auf Spenden angewiesene Gesundheitsmobil derzeit weitere Ärzte, die aus dem Auto heraus ehrenamtlich praktizieren.

Auch ein Drei-Kanal-EKG wird benötigt. Die Schröters beenden ihre Montagstour nach rund drei Stunden und haben in dieser Zeit fast zehn Patienten geholfen.

www.gesundheitsmobil.org

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