Nach Hurrikan

Hilfe für Haiti läuft an

Hunderte Tote und Verletzte, 60.000 Menschen ohne Obdach – das ist die Bilanz des Hurrikans "Matthew" auf Haiti. Organisationen wie die Ärzte ohne Grenzen sind vor Ort und versuchen, medizinische Basishilfe zu leisten.

Von Anne Zegelman Veröffentlicht:
Verwüstung in Haiti: Nach dem Sturm Matthew haben Zehntausende kein Zuhause mehr.

Verwüstung in Haiti: Nach dem Sturm Matthew haben Zehntausende kein Zuhause mehr.

© Patrick Farrell / picture alliance/ZUMA Press

PORT-AU-PRINCE. Eingestürzte Häuser, umgeknickte Bäume, überflutete Straßen – wenige Tage, nachdem der Hurrikan "Matthew" eine Schneise der Zerstörung durch den Westen von Haiti gezogen hat, trauert das Land um hunderte Tote.

Am Montagnachmittag hieß es, im schweren Wirbelsturm seien über 360 Menschen ums Leben gekommen, viele seien verletzt. Die Zahl der Toten stieg zuletzt weiter an. Mehr als 60.000 Menschen suchten Schutz in Notunterkünften.

Hurrikan "Matthew" hatte den Südwesten Haitis am Dienstag mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 230 Kilometern pro Stunde getroffen.

Das Elend der Menschen des Landes, das bereits im Januar 2010 von einem schweren Erdbeben verwüstet worden war, ist groß. Zahlreiche internationale und deutsche Organisationen haben mit Hilfseinsätzen und -Lieferungen begonnen.

"Zugang ist schwierig"

Vier Teams von Ärzte ohne Grenzen (MSF) sind in den betroffenen Gebieten unterwegs. "Der Zugang zu den Gebieten ist schwierig, noch ist nicht klar, wie viel und welche Hilfe in Haiti nach dem Hurrikan benötigt wird", hieß es in einer Mitteilung der MSF von Montag.

Die Teams von Ärzte ohne Grenzen erreichten in Haiti den Distrikt Sud mit Hubschraubern und Autos. Sie berichten von schweren Zerstörungen an Häusern und an der Infrastruktur entlang der Küste zwischen Tiburon und Port-à-Piment.

"In die Krankenhäuser kommen mehr und mehr Patienten, viele mit Fuß- und Beinverletzungen, die sich zum Teil schon infiziert haben", berichtet die Hilfsorganisation.

In Nippes ist ebenfalls ein Team eingetroffen, wo es erste basismedizinische Hilfe leiste und im Falle eines Cholera-Ausbruchs sofort reagieren könne.

Ein weiteres Team sei in den Distrikten Artibonite und Nord-Quest gereist, um sich einen Überblick über die bestehenden Gesundheitseinrichtungen zu verschaffen. Nach dem Hurrikan sind in Haiti 26 Mitarbeiter von Ärzte ohne Grenzen in Erkundungsteams im Einsatz.

Aufbereitung von Trinkwasser

Die Hilfsorganisation Care verteilte Trinkwasser, Nahrungsmittel sowie Hilfsgüter wie Decken und Hygiene-Pakete. "Jetzt kommt es darauf an, in der Katastrophenregion so schnell wie möglich den Zugang zu sauberem Trinkwasser und eine medizinische Versorgung der Erkrankten sicherzustellen", sagt Care-Länderdirektor Jean-Michel Vigreux.

Auch World Vision brachte Decken und Hygiene-Sets, Wasserkanister und Tabletten zur Aufbereitung von Trinkwasser zu den Betroffenen.

Der Arbeiter-Samariter-Bund ist mit rund 30 Mitarbeitern vor Ort. "Wir bringen Nahrungsmittel und Wasserfilter in die Region und stellen die medizinische Versorgung sicher", sagt Haiti-Koordinator Alexander Mauz.

Zahlreiche Hilfsorganisationen haben Spendenkonten eingerichtet. Die Welthungerhilfe stellt 100.000 Euro für Soforthilfe bereit und entsandte Mitarbeiter des Nothilfe-Teams.

Das Hilfswerk des Deutschen Caritasverbandes sagte 50.000 Euro als ersten Schritt zu, ebenso wie die Kindernothilfe. Die Bundeszahnärztekammer und Stiftung Hilfswerk Deutscher Zahnärzte baten gemeinsam in einer Mitteilung um dringend benötigte Spenden für Haiti.

"Wir haben Hygiene-Material, Planen und Decken für mehrere tausend Personen in Haiti eingelagert und werden schnellstmöglich mit der Verteilung der Pakete starten", sagt Martin Keßler, Leiter der Diakonie Katastrophenhilfe. "In den kommenden Tagen geht es darum, die Menschen vor allem mit sauberem Trinkwasser zu versorgen, um die Ausbreitung von Krankheiten wie der Cholera zu verhindern."

Cholera – eine wiederkehrende Angst, nicht nur der einheimischen Behörden. So teilte die Hilfsorganisation Care mit: "Unsere größte Sorge ist derzeit, dass wir vermehrt von Cholerafällen in den Überflutungsgebieten hören." (mit dpa / eb)

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