GEK macht teure Spezialpräparate für Kostenanstieg verantwortlich

Die Gmünder Ersatzkasse unterstützt das Konzept der KBV nach einer Neuaufteilung der Verantwortung bei der Arzneimittelverordnung. Der Trend zu weiter steigenden Ausgaben ist derweil ungebrochen.

Von Bülent Erdogan Veröffentlicht:
Die Ausgaben für Arzneimittel steigen: Ein Grund ist laut Gmünder Ersatzkasse die zunehmende Zahl ambulanter Therapien.

Die Ausgaben für Arzneimittel steigen: Ein Grund ist laut Gmünder Ersatzkasse die zunehmende Zahl ambulanter Therapien.

© Foto: Evgeny Rannev@www.fotolia.de

BERLIN (ble). Deutschlands Ärzte sollen künftig nur noch die medizinische Verantwortung für die Arzneimitteltherapie tragen - für die Wirtschaftlichkeit der Verordnungen sollen hingegen die Apotheken im Verbund mit den Kassen geradestehen: Das von KBV-Chef Dr. Andreas Köhler kürzlich vorgestellte Modell einer Teilung der Verantwortung bei der Arzneimittelverordnung stößt beim Chef der Gmünder Ersatzkasse (GEK), Dr. Rolf-Ulrich Schlenker, auf Zustimmung.

"Wir hätten dann ein völlig neues System. Und das erscheint uns sinnvoll", sagte Schlenker bei der Vorstellung des GEK-Arzneimittelreports 2009 am Dienstag in Berlin. Als Mittel zur Umsetzung des Konzepts sieht Schlenker das vom Deutschen Apothekerverband (DAV) erarbeitete Zielpreismodell an: Danach garantiert der Apotheker der Kasse einen bestimmten Durchschnittspreis (Zielpreis). Dafür hat der Apotheker die freie Arzneimittelauswahl. Bleibt er unter dem Zielpreis, erhält er einen Bonus. Für eine Überschreitung gibt es einen Abzug. Seine Kasse befinde sich in Verhandlungen mit dem DAV über die Umsetzung des Konzepts; bis zum Sommer könnten Ergebnisse vorliegen, sagte Schlenker.

Sorgen bereitet dem Kassenchef die Entwicklung der Arzneimittelausgaben - und hier insbesondere bei Spezialpräparaten. Um neun Prozent stiegen die Ausgaben pro Versichertem demnach 2008 an. Im ersten Quartal dieses Jahres verzeichnete die GEK im Vergleich zum Vorjahr sogar einen Ausgabenanstieg um zehn Prozent.

Als "Kostentreiber" machte Schlenker vor allem Biologicals aus, also gentechnisch hergestellte Wirkstoffe. Als Therapiebereiche für diese Arzneigruppe nannte er Krebs, Multiple Sklerose oder Arthritis. Fünf der sechs umsatzstärksten Arzneimittel, die zulasten der GEK abgegeben wurden, waren nach den Worten Schlenkers Biologicals. Als Grund für diese Entwicklung nannte er den anhaltenden Trend zu ambulanten Therapien.

VFA weist Kritik an Biologicals scharf zurück.

Der Bremer Professor Gerd Glaeske, einer der Autoren des GEK-Reports, warf den Pharmaunternehmen bei der Preisfestlegung für Innovationen Abzocke vor. Glaeske forderte die Politik auf, Regelungen zu schaffen, um auch bei solchen "Solisten" zu Höchstbeträgen zu kommen. Kein Medikament dürfe mehr ohne Preisverhandlungen in die GKV gelangen.

Die Hauptgeschäftsführerin des Verbands Forschender Arzneimittelhersteller Cornelia Yzer wies Schlenkers Ausführungen zu den Biologicals scharf zurück: "Fakt ist: Der Ausgabenanteil der Kassen für gentechnische Medikamente ist von 2007 auf 2008 gerade einmal um 0,6-Prozentpunkte gestiegen, nämlich von 13,2 auf 13,8 Prozent der Arzneimittelkosten", so Yzer in einer Stellungnahme. In absoluten Zahlen sei das ein Anstieg von 3,5 auf 3,9 Milliarden Euro. "Mit anderen Worten: Diese Medikamentengruppe ist kein Kostentreiber." Bevor man eine Medikamentenklasse zur "gesundheitspolitischen Treibjagd" frei gebe, gelte es, Kosten und Nutzen gemeinsam zu betrachten. Biologicals ermöglichten beachtliche Therapiefortschritte, so Yzer weiter.

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