Vergütungspoker: Pflegekräfte gehen auf die Barrikaden

Dicke Luft in der Hauptstadt: Die Pflegekräfte in Berlin gehen auf die Barrikaden, weil sie sich von der AOK ungerecht bezahlt fühlen. Der Hintergrund ist eine ausgelaufene Vereinbarung. Die AOK nutze das aus, um die Vergütung zu drücken, so die Kritik.

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Protesierende Pflegende in Berlin: Sie fordern eine höhere Vergütung von der AOK.

Protesierende Pflegende in Berlin: Sie fordern eine höhere Vergütung von der AOK.

© ami

BERLIN (ami). Mit einer Demonstration vor dem Verwaltungsgebäude der AOK Nordost machten mindestens 500 Hauskrankenpflegekräfte am Dienstag in Berlin ihrem Ärger Luft.

Pflegedienste und Pflegekräfte werfen der Kasse vor, dass sie die Vergütungen in einer neuen Vereinbarung nicht nur nicht steigern, sondern durch Umstrukturierung der Leistungen sogar absenken wolle.

Die letzte Vergütungsvereinbarung zwischen AOK und der Arbeitsgemeinschaft ambulanter Pflege (AAP), zu der sich viele gemeinnützige und private Träger der Pflegedienste in Berlin zusammengeschlossen haben, stammt aus dem Jahr 2007 und lief zum Jahresende 2010 aus.

Die aktuellen Verhandlungen hat die AAP für gescheitert erklärt. Nun steht ein Schiedsverfahren aus.

Pflegedienste geraten in die Verlustzone

"Da der überwiegende Teil der Pflegebedürftigen bei der AOK versichert ist, geraten die Berliner Pflegedienste in die Verlustzone", erklärte die AAP.

Der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) unterstützte den Protest der Trägerorganisationen. Der von der Kasse geforderte Tariflohn für Pflegende sei nicht gegenfinanziert, kritisierte der Verband.

Die AOK Nordost weist die Kritik der Verbände zurück. Die Vergütungsvereinbarung von 2007 habe bereits Steigerungen bis 2010 vorgesehen, teilte die Kasse mit.

Sie verweist darauf, dass die AOK im Jahr 2010 in Berlin rund 92 Millionen Euro für Hauskrankenpflege gezahlt habe - das seien 34 Prozent oder rund 21 Millionen Euro mehr als 2007.

Ihr nun vorgelegtes Angebot liege im Bundesvergleich im oberen Drittel. Die kritisierten Umstrukturierungen sollen Kassenangaben zufolge neuen Wohnformen, wie zum Beispiel Senioren-WGs Rechnung tragen.

Berlin ist ein dynamischer Pflegemarkt

Die Kasse verweist auch darauf, dass der Pflegemarkt in der Hauptstadt "seit jeher stark umkämpft" sei. Die Zahl der Pflegedienste hat ihren Angaben zufolge von 486 im Jahr 2009 auf heute 548 Anbieter um elf Prozent zugenommen.

Die Zahl der Verordnungen hat sich nach Kassenangaben vom ersten Quartal 2010 zum ersten Quartal 2011 verdreifacht. Dabei sei die Zahl der Empfänger von Hauskrankenpflege in Berlin nur um rund 1,7 Prozent gestiegen.

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