Pflegekräftemangel

Streiks in vielen Kliniken

In Deutschlands Krankenhäusern fehlen Zehntausende Pflegekräfte. Nun werden mehrere Kliniken bestreikt. Die Gewerkschaft Verdi fordert aber dringend Abhilfe auch per Gesetz.

Veröffentlicht:

BERLIN. Mit Streiks und weiteren Aktionen treten Klinikbeschäftigte in mehreren Bundesländern für mehr Personal ein. Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi hatte dazu aufgerufen. Verdi-Chef Frank Bsirske forderte zudem die künftige Regierungskoalition auf, per Gesetz für mehr Klinikpersonal zu sorgen.

Für zwei Tage bestreikt würden seit Dienstag die Kreiskliniken Günzburg-Krumbach, das Klinikum Augsburg, das Klinikum Frankfurt-Höchst, die Uniklinik Düsseldorf sowie die Universitätsklinikum Gießen und Marburg GmbH, teilte Verdi mit. An diesem Mittwoch wollen sich erstmals Beschäftigte eines katholischen Krankenhauses anschließen, der Marienhausklinik Ottweiler (Saarland).

Katholisches Arbeitsrecht

Angeblich verfügt Verdi in diesem 121-Betten-Haus über eine sehr hohe Organisationsdichte (wir berichteten). Die Gewerkschaft ist sich aber der Brisanz bewusst: "Nach unserem Kenntnisstand ist das der erste Streik in Deutschland in einem Betrieb, wo das katholische Arbeitsrecht angewendet wird", erklärte Gewerkschaftssekretär Michael Quetting.

Die Gewerkschaft fordert Haustarifverträge zur Entlastung der Mitarbeiter in den einzelnen Kliniken. Darin sollen unter anderem eine Mindestpersonalausstattung festgelegt und Regelungen zum Ausgleich für Belastungen getroffen werden. Solche Haustarifverträge könnten dann zu den geltenden Tarifverträgen hinzukommen.

Darüber hinaus setzt Verdi auf bundesweite Aktionen in Kliniken. Unter dem Motto "Grenzen setzen" verweigern sie Überstunden, das kurzfristige Einspringen und nehmen sich Pausen, wie sie gesetzlich vorgeschrieben sind. "Die Arbeitgeber sind in der Verantwortung, die Arbeit so zu organisieren, dass die Beschäftigten nicht krank werden", mahnte Verdi-Vorstandsmitglied Sylvia Bühler.

Sorge vor Kollaps in der Pflege

Die Gewerkschaft drängt die neue Regierung zudem zu gesetzlichen Regeln gegen Personalmangel in den Krankenhäusern. "Sonst droht ein Kollaps in der Pflege", sagte Verdi-Chef Bsirske. Bundesweit fehlten nach einer Verdi-Erhebung 162 000 Stellen in Krankenhäusern, allein 70 000 Stellen für Pflegefachkräfte.

Für Aufsehen hatten zuletzt die Pflegekräfte an Berlins Universitätsklinik Charité mit einem Streik für eine verbesserte Personalsituation gesorgt. Inzwischen ist der Arbeitskampf beendet. Die größte Uniklinik Europas und Verdi haben sich verständigt, den strittigen Tarifvertrag Gesundheitsschutz vorerst unverändert wieder in Kraft zu setzen. (dpa/eb)

Mehr zum Thema

Gesetz auf der Zielgeraden

Klinikreform: Institutsermächtigung für Allgemeinmedizin in Arbeit

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Der papierene Organspendeausweis soll bald der Vergangenheit angehören. Denn noch im März geht das Online-Organspende-Register an den Start.

© Alexander Raths / Stock.adobe.com

Online-Organspende-Register startet

Wie Kollegen die Organspende-Beratung in den Praxisalltag integrieren