Pflege in Berlin

20 Jahre Vorbildprojekt zur ärztlichen Heimversorgung

In Berlin läuft das Projekt "Die Pflege mit dem Plus" seit zwei Jahrzehnten erfolgreich. Die Initiatoren ziehen Bilanz — und nennen Versorgungszahlen, die den Erfolg belegen.

Angela MisslbeckVon Angela Misslbeck Veröffentlicht:
Gespräch zwischen Arzt und Patientin: Seit 20 Jahren bewährt sich das Berliner Projekt.

Gespräch zwischen Arzt und Patientin: Seit 20 Jahren bewährt sich das Berliner Projekt.

© JulieanneBirch / iStock

BERLIN. Das Berliner Projekt zur ärztlichen Versorgung in Pflegeheimen ("Die Pflege mit dem Plus") feiert in diesem Jahr sein 20-jähriges Bestehen. Die Projektidee, dass Ärzte eng in die Gesundheitsversorgung in Pflegeheimen eingebunden werden, ist inzwischen in die Gesetzgebung eingeflossen. Flächendeckend umgesetzt ist sie jedoch selbst in Berlin immer noch nicht.

Dabei misst die Berliner Gesundheitssenatorin Dilek Kolat (SPD) dem Projekt große Bedeutung bei — auch für die Pflege. Es sei geeignet, die Attraktivität des Pflegeberufes in stationären Pflegeeinrichtungen zu steigern, meint Kolat.

Die Senatsverwaltung unterstütze das mehrfach ausgezeichnete Berliner Projekt, weil es die gemeinsame Arbeit der unterschiedlichen Professionen im multiprofessionellen Team fördert. Außerdem werde dadurch die Qualität der medizinischen Versorgung in stationären Pflegeeinrichtungen optimiert, so die Senatorin weiter.

Seltener ins Krankenhaus

Das Berliner Projekt läuft in insgesamt 27 Pflegeheimen in Berlin. Die mitwirkenden Ärzte sind rund um die Uhr erreichbar, bieten eine wöchentliche Visite und stimmen die Versorgung mit Pflegekräften und Therapeuten ab. Ein Effekt ist, dass die Pflegebedürftigen seltener ins Krankenhaus eingewiesen werden.

Die Zahl der Krankenhausaufenthalte von Pflegeheimbewohnern in Projekteinrichtungen ist den Angaben zufolge rund 20 Prozent geringer als bei nicht in das Projekt eingebundenen Bewohnern in anderen Einrichtungen. So steigt die Lebensqualität der rund 1500 eingeschriebenen Versicherten und ihre Versorgung wird billiger. Außerdem bringt der Besuch des Arztes Abwechslung.

Im Zuge des Sofortprogramms für die Pflege will die Bundesregierung ähnliche Strukturen ab 2019 in der Regelversorgung etablieren. Der Vorsitzende des Lenkungsausschusses des Berliner Projektes Detlef Albrecht zeigt sich darüber erfreut.

"Es freut uns, dass die erreichten Fortschritte im Berliner Projekt ein Vorbild für die bundesweite Gestaltung der medizinischen Versorgung in stationären Pflegeeinrichtungen sind. Dies gilt es auch zukünftig weiter auszubauen", so Albrecht.

Er appellierte an weitere Krankenkassen, sich dem Projekt anzuschließen. Neben der AOK Nordost, die das Projekt gemeinsam mit der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Berlin initiiert hat, sind den Angaben zufolge die IKK Brandenburg und Berlin, die Siemens Betriebskrankenkasse und die Bahn BKK beteiligt.

Übergreifende Kooperation punktet

Der Berliner KV-Vize Dr. Burkhard Ruppert verweist darauf, dass das Projekt gezeigt habe, dass eine berufs- und strukturübergreifende Kooperation sinnvoll sein kann. "Auch in Zukunft möchte die KV Berlin an diesem wichtigen Projekt festhalten und – Hand in Hand mit allen Beteiligten – ihren Teil dazu beitragen, dass die medizinische Versorgung in Pflegeeinrichtungen weiter verbessert wird", so Ruppert im Gespräch mit der "Ärzte Zeitung".

Bundesweite Signalkraft

Auch die AOK freut sich, dass das Projekt bundesweit Vorbildcharakter hat: "Durch eine enge und so auf die Bedürfnisse der Pflegebedürftigen abgestimmte Zusammenarbeit der beteiligten Ärzte, Therapeuten und dem Pflegepersonal entwickelte die ‚Pflege mit dem Plus‘ bundesweit Signalwirkung und sorgt dafür, dass hier modellhaft angewandte Versorgungsansätze in die Regelversorgung übernommen werden sollen", so Frank Ahrend von der Geschäftsleitung der AOK Nordost.

Das Projekt wurde 1998 ins Leben gerufen, um den ehemaligen Westberliner Krankenheimen, die 1996 in Pflegeheime umgewandelt wurden, weiterhin die Versorgung durch angestellte Ärzte zu ermöglichen.

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