Forschungsprojekt

Schulung soll helfen, Gewalt zu erkennen

Damit Ärzte Opfer von Gewalt leichter erkennen, sollen sie Hilfestellung bekommen.

Veröffentlicht:

DÜSSELDORF. Das Gesundheitswesen ist auf die Versorgung von Gewaltopfern nur unzureichend eingestellt. "Es mangelt an Strukturen, Wissen und Ressourcen", kennzeichnete Professorin Stefanie Ritz-Timme beim "Dialog Versorgungsforschung NRW" in Düsseldorf die aktuelle Lage.

Dabei ist Gewalt kein seltenes Phänomen. Insbesondere Frauen und Ältere seien stark betroffen, sagte die Direktorin des Instituts für Rechtsmedizin an der Universitätsklinik Düsseldorf, das eine rechtsmedizinische Ambulanz für Gewaltopfer betreibt. Zwar gebe es inzwischen viele Leitlinien und Ansätze für die adäquate Versorgung von Betroffenen. "Sie kommen aber nicht in der Praxis an."

Ritz-Timme hat in zwei Forschungsprojekten untersucht, welche Barrieren die Umsetzung von Leitlinien und Empfehlungen verhindern, und auf dieser Basis Schulungs- und Interventionsansätze erarbeitet. Einbezogen waren Arztpraxen und Pflegeeinrichtungen.

Viele niedergelassene Ärzte fühlten sich durch die Situation überfordert, wenn ein Gewaltopfer in die Praxis kommt, berichtete sie über ein Projekt in 67 Praxen. Die Hauptprobleme seien das fehlende Wissen und die mangelnde Vernetzung mit psychosozialen Hilfsangeboten.

Eine gezielte Schulung kann nach den Erfahrungen für Abhilfe sorgen und die Praxen stärken. Das gilt auch für das Erkennen von Gewaltopfern. Vor der Schulung hatten die Ärzte angegeben, sie würden im Quartal ein bis fünf Betroffene in ihrer Praxis sehen, nach der Schulung stiegen die Zahlen auf 16 bis 102.

"Es gibt kein Problem, die Praxen gut aufzustellen", betonte die Rechtsmedizinerin. Aber: Eine flächendeckende Schulung und Vernetzung aller Ärztinnen und Ärzte ist nicht leistbar, sagt sie.

Dennoch gebe es Möglichkeiten, die Versorgung von Gewaltopfern zu verbessern. Ritz-Timme setzt große Hoffnungen auf das "Gewaltopfer-Beweissicherungs- und Informationssystem" (GOBSIS). Das Informationsportal und Dokumentationssystem ist ein Gemeinschaftsprojekt der Düsseldorfer Rechtsmedizin, der Fachhochschule Dortmund und des Zentrums für Telematik und Telemedizin.

GOBSIS bietet Ärzten konkrete Handreichungen sowie eine telemedizinische Beratung zur gerichtsfesten Dokumentation und Spurensicherung. Es wird zurzeit in Kliniken und Praxen erprobt. (iss)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Der Gesundheitsdialog

© Janssen-Cilag GmbH

J&J Open House

Der Gesundheitsdialog

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
Impulse für den medizinischen Fortschritt: Welches Mindset braucht Deutschland?

© Springer Medizin

Johnson & Johnson Open House-Veranstaltung am 26. Juni 2025 beim Hauptstadtkongress

Impulse für den medizinischen Fortschritt: Welches Mindset braucht Deutschland?

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
J&J Open House beim Hauptstadtkongress

© [M] Springer Medizin Verlag

Video zur Veranstaltung

J&J Open House beim Hauptstadtkongress

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Protest vor dem Bundestag: Die Aktionsgruppe „NichtGenesen“ positionierte im Juli auf dem Gelände vor dem Reichstagsgebäude Rollstühle und machte darauf aufmerksam, dass es in Deutschland über drei Millionen Menschen gebe, dievon einem Post-COVID-Syndrom oder Post-Vac betroffen sind.

© picture alliance / Panama Pictures | Christoph Hardt

Symposium in Berlin

Post-COVID: Das Rätsel für Ärzte und Forscher

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: vfa und Paul-Martini-Stiftung

Kampf dem Zervixkarzinom

Ärzte sind sich einig: eine Impfung schützt!

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Vision Zero e.V.
Ein junges Mädchen wird geimpft – gegen HPV? (Symbolbild mit Fotomodellen)

© milanmarkovic78 / stock.adobe.com

Vision Zero Onkologie

Die Elimination des Zervixkarzinoms

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Vision Zero e.V.
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Metaanalyse

Subjektive Krankheitsbelastung bei Krebs prognostisch relevant

Risikofaktoren identifiziert

Für wen könnten Harnwegsinfekte gefährlich werden?

Laterale Ellbogenschmerzen

Diese sechs Kriterien sprechen gegen einen „Tennisarm“

Lesetipps
Übersichtsarbeit: Wie wirken Hochdosis-, rekombinante und mRNA-Vakzinen verglichen mit dem Standardimpfstoff?

© Sasa Visual / stock.adobe.com

Übersichtsarbeit zu Grippeimpfstoffen

Influenza-Vakzinen im Vergleich: Nutzen und Risiken

Eine junge Frau fasst sich an ihren schmerzenden Ellenbogen.

© Rabizo Anatolii / stock.adobe.com

Laterale Ellbogenschmerzen

Diese sechs Kriterien sprechen gegen einen „Tennisarm“

Serotoninkristalle, die ein Muster ergeben.

© Michael W. Davidson / Science Photo Library

Für wen passt was?

Therapie mit Antidepressiva: Auf die Nebenwirkungen kommt es an