Keine Lust auf die IV

Die Suche nach "Herzblut und Geld"

Bei den IV-Verträgen läuft es nicht so rund. Auf einem Symposium sahen sich die Kassen als Antreiber für die IV, obwohl bislang "nicht so viel passiert" sei. Die Ärzte fordern mehr Herzblut und Geld.

Dirk SchnackVon Dirk Schnack Veröffentlicht:
Oft für die IV gefordert: Finanzspritze.

Oft für die IV gefordert: Finanzspritze.

© Prill Mediendesign & Fotografie / iStockphoto.com

HAMBURG. Ärzte, Politiker und Krankenkassenvertreter sind sich einig: Integrierte Versorgung braucht dringend Impulse und Investitionen. Sogar über einen neuen Begriff wurde auf dem 9. Hamburger Symposium für integrierte Gesundheitslösungen nachgedacht.

Die Anregung von TK-Vorstand Thomas Ballast wurde in Hamburg aber nicht weiter verfolgt. Denn der Begriff, da waren sich die Teilnehmer einig, hat die Stagnation bei der integrierten Versorgung nicht ausgelöst. Ballast hat unter Leistungserbringern ein stark nachlassendes Interesse an IV-Modellen beobachtet.

"Früher hieß es, man müsse die Kassen zum Jagen tragen. Heute kommen wir uns vor wie der Jäger des verlorenen Schatzes", sagte Ballast unter Anspielung auf das überschaubare Angebot an Modellen von Leistungserbringerseite.

Ballast warnte vor einer "depressiven Grundstimmung", räumte aber auch ein: "Es ist nicht so viel passiert."

BÄK-Präsident Professor Frank Ulrich Montgomery forderte "Herzblut und Geld" für neue IV-Modelle - dann steigt nach seiner Überzeugung auch die Motivation der Ärzte, sich an IV-Modellen zu beteiligen. Dafür müssten aus Sicht des Präsidenten der Bundesärztekammer aber zunächst die gesetzlichen Rahmenbedingungen geändert werden.

Dr. Hermann Schulte-Sasse (parteilos), Gesundheitssenator in Bremen, sieht die integrierte Versorgung als ideal zur Erprobung neuer Modelle an. Dies sei in den vergangenen Jahren nicht passiert - aus seiner Sicht eine "verpasste Chance".

Finanzspritze? Dann lieber zur Bank!

Schulte-Sasse ist aber zuversichtlich, dass die IV sich etablieren kann, wenn sie als "Experimentierwiese" genutzt wird und ein eigener Honorartopf für entsprechende Modelle bereitgestellt wird.

Dr. Heiner Garg (FDP), früherer Gesundheitsminister von Schleswig-Holstein, sieht den Grund für die Stagnation ebenfalls im Vergütungssystem, "das Zusammenarbeit nicht belohnt, sondern bestraft". Er sprach sich dafür aus, in künftigen IV-Modellen auch die Pflege einzubeziehen.

Keine Lösung der Finanzierungsprobleme in der integrierten Versorgung bietet nach Überzeugung der Teilnehmer eine Zusammenarbeit mit der Industrie - sinnvoll könnten solche Kooperationen aber dennoch sein, wie Cord Meyer vom gastgebenden Albertinen-Diakoniewerk sagte.

Der Hauptgeschäftsführer stellte ein Kooperationsmodell mit einer Medizintechnikfirma vor. Ziele seien ein Know-how-Transfer und ein größerer Marktanteil, aber keine Finanzspritze: "Wer finanzieren will, soll zur Bank gehen."

Auch DAK-Chef Professor Herbert Rebscher zeigte keine Berührungsängste bei der Zusammenarbeit mit Industriepartnern, wenn diese unter klaren Regeln ablaufen.

Rebscher warnte aber davor, solche Vereinbarungen als Selbstläufer zu betrachten - besonders Ärzten müsse genau erklärt werden, weshalb ein Unternehmen bei einem IV-Modell mit im Boot sei.

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