Gastbeitrag

Durch Forschung zur besseren Patientenversorgung

Mit 50 Millionen Euro will die Bundesregierung bis 2018 Projekte der Versorgungsforschung fördern. Viel Wert legt Bundesforschungsministerin Professor Johanna Wanka dabei auf die Kooperation mit niedergelassenen Ärzten, wie sie in einem Gastbeitrag für die "Ärzte Zeitung" schreibt.

Von Professor Johanna Wanka Veröffentlicht:
Professor Dr. Johanna Wanka ist Bundesministerin für Bildung und Forschung.

Professor Dr. Johanna Wanka ist Bundesministerin für Bildung und Forschung.

© Karlheinz Schindler / dpa

BERLIN. Bei einem Schlaganfall können durch eine frühzeitige und gezielte Therapie schwere Schäden verringert oder gar der Tod verhindert werden.

Der Erfolg ist dabei zeitabhängig: Je weniger Zeit zwischen Schlaganfall und Therapiebeginn vergeht, desto größer sind die Chancen für den Heilungsprozess.

Wie in der täglichen Praxis die Routineversorgung von Schlaganfallpatienten und -patientinnen verbessert werden kann, hat ein vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördertes Projekt untersucht.

Dem "Kompetenznetz Schlaganfall" gelang es, Fehler und Schwachstellen in der Notfallversorgung, Diagnostik und Behandlung zu entdecken. Durch die Optimierung dieser Prozesse wurden die Überlebensraten deutlich gesteigert und Spätschäden verringert.

Das Beispiel verdeutlicht, wie die Versorgungsforschung dabei hilft, Patientinnen und Patienten im medizinischen Alltag bestmöglich zu behandeln. Auf der Basis verlässlicher Daten liefert sie genaue Analysen und erprobt vor allem auch Lösungen.

In den vergangenen Jahren hat die Versorgungsforschung erheblich an Bedeutung gewonnen, denn die Vielfalt an Behandlungsmöglichkeiten nimmt weiter zu:

Neue Arzneimittel kommen auf den Markt, der technische Fortschritt in der Medizin steigt und so auch die Bedeutung von Ergotherapie, Physiotherapie und Pflege - insbesondere bei chronischen Erkrankungen. Dabei nimmt die Versorgungsforschung wie kaum ein anderer Forschungsbereich den medizinischen Alltag in den Blick.

Sinnvolles von weniger Sinnvollem unterscheiden

Deshalb fördert das Bundesministerium für Bildung Forschung (BMBF) bereits seit vielen Jahren Forschungsprojekte zu den zahlreichen offenen Fragen der Versorgungsforschung. Mit dem kürzlich vorgelegten Aktionsplan Versorgungsforschung stärkt das BMBF diesen Forschungsbereich erneut.

Der Koalitionsvertrag für diese Legislaturperiode zeigt die zentralen Anliegen der Versorgungsforschung auf: Zum einen macht sie evidenzbasierte Vorschläge, um die tägliche medizinische Versorgung zu verbessern. Die Ursachen für Über-, Unter- und Fehlversorgung sind dabei vielfältig und oftmals miteinander verknüpft.

Gleichzeitig hat sie aber auch die ökonomische Seite des Gesundheitssystems im Blick. Versorgungsforschung hilft dabei, Sinnvolles von weniger Sinnvollem oder gar Überflüssigem zu unterscheiden. So leistet die Versorgungsforschung einen Beitrag dazu, die Finanzierbarkeit des Gesundheitssystems zu sichern.

Das BMBF fördert die Versorgungsforschung an unterschiedlichsten Stellen, etwa im Deutschen Zentrum für neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) und in der Allgemeinmedizin.

Angesichts der herausfordernden Aufgaben baut das BMBF die Versorgungsforschung mit dem Aktionsplan weiter aus und stellt hierfür bis 2018 insgesamt rund 50 Millionen Euro zur Verfügung.

Unterstützen werden wir unter anderem den Aufbau forschungsbezogener Register, welche die Bearbeitung von Forschungsfragen mit qualitätsgesicherten Daten erlauben. Auch den Aufbau von Kooperationsnetzen als neue Struktur der Versorgungsforschung, in denen unterschiedliche Berufsgruppen der gesundheitlichen Versorgung und der wissenschaftlichen Disziplinen zusammenarbeiten, werden wir fördern.

Eine Disziplin ist langfristig erfolgreich, wenn es gelingt, junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zu gewinnen und zu binden. Deshalb haben wir der Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses Priorität eingeräumt.

Es ist wichtig, die Sichtbarkeit der Versorgungsforschung in den Hochschulfakultäten zu erhöhen und die Karrierechancen der jungen Wissenschaftlerinnen und -wissenschaftler zu verbessern. Unsere Förderinitiativen unterstützen daher die Weiterentwicklung und Anerkennung der Versorgungsforschung in den Hochschulen.

Kooperation mit niedergelassenen Ärzten essenziell

Die Versorgungsforschung ist unmittelbar mit der Praxis verbunden. Denn dort wird entschieden, ob die Ergebnisse der Forschung wirklich zur Anwendung gelangen. Oft laufen beim Hausarzt alle Behandlungsstränge zusammen.

Viele für den medizinischen Alltag zentrale Forschungsfragen können daher nur in Kooperation mit niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten beantwortet werden.

Mit den Ergebnissen der neuen Fördermaßnahmen wollen wir das Zusammenwirken von Praxis und Forschung forcieren, denn nur gemeinsam können Ergebnisse und Antworten für die optimale Versorgung gefunden werden.

Den Aktionsplan Versorgungsforschung, die Förderbekanntmachung und weitere Informationen finden Sie unter: www.gesundheitsforschung-bmbf.de/de/versorgungsforschung

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