Meta-Analyse zu medizinischer Bildgebung

Ärzte oder KI – Wer diagnostiziert besser?

Bei der Diagnose von Krankheiten begegnet Künstliche Intelligenz (KI) dem leibhaftigen Arzt durchaus auf Augenhöhe – jedenfalls in der Bilddiagnostik. Das zeigt die erste systematische Meta-Analyse entsprechender Studien.

Matthias WallenfelsVon Matthias Wallenfels Veröffentlicht:
Künstliche Intelligenz contra Mediziner: Beide erreichen inzwischen ähnliche Trefferquoten von über 85 Prozent beim Erkennen von Krankheiten.

Künstliche Intelligenz contra Mediziner: Beide erreichen inzwischen ähnliche Trefferquoten von über 85 Prozent beim Erkennen von Krankheiten.

© PhonlamaiPhoto / Getty Images / iStock

OXFORD. Hohe Trefferquote: Künstliche Intelligenz (KI) hat in insgesamt 14 Studien 87 Prozent der Krankheiten richtig erkannt – bei den Ärzten waren es im Vergleich dazu 86 Prozent. Umgekehrt habe KI in 93 Prozent der Fälle richtigerweise eine Krankheit des Patienten ausgeschlossen – hier seien 91 Prozent der Ärzte zum selben Ergebnis gekommen. Bei der Diagnostik von Krankheiten begegnet KI somit dem leibhaftigen Arzt zumindest auf Augenhöhe, so das Ergebnis der ersten systematischen Meta-Analyse entsprechender Studien, die am Dienstagabend in der Fachzeitschrift „Lancet Digital Health“ erschienen ist (Lancet Digital Health 2019; online 24. September).

Es muss auch erwähnt werden, dass KI die menschliche Diagnose nicht wesentlich outperformt hat.

Professor Alastair Denniston, University Hospital Birmingham

Wie Studienleiter Professor Alastair Denniston vom University Hospital Birmingham erläutert, habe sein Team um den Erstautoren Liu Xiaoxuan mehr als 20.500 wissenschaftliche Beiträge zur KI-basierten Diagnostikleistung innerhalb der Jahre 2012 bis 2019 identifiziert, wovon allerdings weniger als ein Prozent für aussagekräftig befunden worden seien. Nur die anfangs erwähnten 14 Studien verglichen die Resultate der KI mit denen der Ärzte.

„Innerhalb dieser Handvoll qualitativ hochwertiger Studien zeigte sich, dass mittels Deep Learning in der Tat Krankheiten in der Bandbreite von Augenerkrankungen bis hin zu Krebs erkannt werden konnten – und zwar genauso zuverlässig wie von Ärztehand“, verdeutlicht Denniston. „Aber es muss auch erwähnt werden, dass KI die menschliche Diagnostik nicht wesentlich outperformt hat“, ergänzt er. Deep Learning ist dabei eine Form des maschinellen Lernens, bei dem die Funktionsweise dem menschlichen Gehirn nach empfunden wird.

Hightech-Strategie 2025 setzt auf KI

Die Erkenntnis ist nicht unwichtig: Denn die EU-Kommission investiert zum Beispiel 35 Millionen Euro in die Prävention, Vorhersage und Behandlung der häufigsten Krebsarten mithilfe der KI. Auch die Bundesregierung setzt in ihrer Hightech-Strategie 2025 explizit auf KI, um Krebs zu bekämpfen.

Generell fordern die Autoren eine bessere Studienqualität ein, um die Leistungsfähigkeit der KI im Vergleich zur ärztlichen Diagnosefähigkeit fundierter bewerten zu können. Allen voran fehle es an entsprechenden Rahmenvorgaben für wissenschaftliches Arbeiten. Allerdings sei bereits eine Qualitätssteigerung bei jüngeren Studien zu beobachten.

Mehr zum Thema

Gastbeitrag zur Patientenakte

ePA: Das Ende der Schweigepflicht?

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Weniger Nierenkomplikationen

DOAK von Vorteil bei Vorhofflimmern und Niereninsuffizienz

Lesetipps
Das Maximum in Europa für die Facharztweiterbildung seien fünf Jahre, das Minimum drei Jahre. „Nur so als Überlegung, ob und wo man reduzieren könnte“, sagte Prof. Henrik Herrmann (links), der zusammen mit Dr. Johannes Albert Gehle (rechts) den Vorsitz der Ständigen Konferenz „Ärztliche Weiterbildung“ der Bundesärztekammer innehat.

Beschluss des 128. Ärztetags

Die ärztliche Weiterbildung soll schlanker werden