Sport nach Erkrankung

Bewegungsschub für Krebspatienten

Die Berliner Charité will Tumorpatienten, die nicht in einer Krebssportgruppe mitmachen können, mit technischen Mitteln auf die Sprünge helfen.

Angela MisslbeckVon Angela Misslbeck Veröffentlicht:

BERLIN. Kann ein telemedizinischer Aktivitätstracker beim Sport nach Krebs genauso viel leisten wie eine Sportgruppe? Das untersucht die AOK Nordost gemeinsam mit Sportmedizinern der Berliner Uniklinik Charité in einem neuen Modellprojekt.

Die Krankenkasse hofft, dass sie mit dem neuen Ansatz mehr Krebspatienten für eine Sporttherapie gewinnen kann.

"Die positive Wirkung von Sport im Rahmen des Heilungsprozesses nach einer Krebserkrankung ist wissenschaftlich nachgewiesen", so Stefanie Stoff-Ahnis, Mitglied der Geschäftsleitung der AOK Nordost.

Doch nicht alle Patienten haben Zugang zu Krebssportgruppen oder wollen in diesen Gruppen trainieren. Darauf weist Professor Bernd Wolfarth, Leiter der Abteilung Sportmedizin der Charité, hin: "Das Angebot für Tumorpatienten und -patientinnen, gerade in ländlichen Regionen wie in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern, ist sehr begrenzt. Hier kann die telemedizinisch gestützte Sporttherapie einen Beitrag leisten."

Wichtig ist Sport bei einer Krebserkrankung nach seinen Angaben, weil fast alle Betroffenen nach der Diagnosestellung die körperliche Aktivität mehr oder weniger bewusst reduzieren würden. Sport könne das Aktivitätsniveau wieder anheben, so Wolfarth weiter.

"Auch Begleiterscheinungen wie beispielsweise das weit verbreitete Fatigue-Syndrom können dadurch gelindert werden, was ebenfalls die Alltagsbelastbarkeit, wie auch die allgemeine Lebensqualität der Betroffenen ungemein steigert."

Leichter Zugang zur Sporttherapie

Die Studie im Rahmen des Modellprojektes soll zeigen, ob Krebspatienten mit telemedizinischer Unterstützung leichter einen Zugang zur Sporttherapie finden und ob diese Form der Sporttherapie im Vergleich zu Krebssportgruppen ähnlich positive oder gar bessere Ergebnisse erzielt.

Für die Vergleichsstudie werden 150 Krebspatienten in der Nachsorge in zwei Gruppen eingeteilt. Alle Teilnehmer unterziehen sich zu Beginn einer sportmedizinischen Eingangsuntersuchung bei der Charité und erhalten dort Empfehlungen für ein individuelles Bewegungs- und Trainingsprogramm.

Die Kontrollgruppe setzt diese Empfehlungen in einer traditionellen Krebssportgruppe um. Die andere Gruppe erhält sechs Trainingseinheiten bei einem Sporttherapeuten und einen Aktivitätstracker für zu Hause.

Dieser misst Ausmaß und Intensität der körperlichen Aktivität der Patienten und übermittelt die Daten zur Kontrolle an eine sportwissenschaftliche Bewegungslotsin der Charité. Sie kann gegebenenfalls Anpassungen im Training veranlassen und steht den Teilnehmern auch als Ansprechpartnerin zur Verfügung.

Die Patienten werden nach sechs Monaten und nach einem Jahr befragt und abschließend auch untersucht. Das Modellprojekt ist insgesamt für dreieinhalb Jahre geplant.

Wolfarth hofft, dass mit einem Wirksamkeitsnachweis dieser neuen Form von Sporttherapie das Angebot ausgebaut und damit mehr Patienten erreicht werden könnten.

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