Von der automatischen Injektion und dem intelligenten Klo

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Wie könnte das Gesundheitswesen von morgen aussehen? Darüber haben sich auf Anregung von Microsoft Studenten aus Flensburg Gedanken gemacht.

Von Hauke Gerlof

BERLIN. Die Alltagswelt der Zukunft ist vernetzt. Das fängt schon morgens mit der intelligenten Toilette an, die den Morgenurin automatisch untersucht.

Im Büro wird der Zustand der Rückenmuskulatur automatisch über Bewegungssensoren und Minicams im Modul "Variositty" überwacht.

Der Stuhl regt dann dazu an, die Sitzposition zu verlagern, wenn es nötig ist, ein automatisch individuell zusammengestelltes Training sorgt für den nötigen Ausgleich bei Dauerarbeitern. Und am Abend entspannt sich der Patient mit Netzhaut-TV, statt in die Glotze zu sehen.

Auch für Ärzte sieht diese Welt anders aus als heute: Die Patientenaufnahme läuft halbautomatisch mit Hilfe eines vorab gemachten Online-Checks, der in die Kliniksoftware eingespeist wird.

Die E-Health-Studenten entwickelten viel Kreativität

Die Vitalwerte werden in der Klinik ebenfalls automatisch erhoben - mit dem "Advanced RFID-Tag". Und wenn der Patient in die Hausarztpraxis kommt, wird der Facharzt, der natürlich in Echtzeit Zugriff auf alle Daten hat, per Videokonferenz zugeschaltet.

Die Ideen für die Gesundheitswelt von morgen stammen von Studenten aus dem E-Health-Studiengang an der Fachhochschule Flensburg.

"Ich habe eine Anfrage von Microsoft dazu im Wintersemester meinen Studenten vorgelegt, und wir haben das zu unserem Semester-Projekt gemacht", berichtete Professor Roland Trill von der FH Flensburg im Gespräch mit der "Ärzte Zeitung".

Die Studenten hätten eigene Ideen als Anregungen für die Zukunft entwickelt, er habe nur moderiert, so Trill.

Eingeflossen sind die Ideen in das "Trendbook eHealth", das am Montagabend von Microsoft im Vorfeld der conhIT vorgestellt worden ist.

Das Trendbook sei Teil der Initiative "Chancenrepublik Deutschland", die Microsoft ins Leben gerufen hat, erläuterte Christian Köth, Leiter Healthcare bei Microsoft Deutschland, im Gespräch mit der "Ärzte Zeitung".

"Wir wollten einmal die Chancen, die E-Health dem Gesundheitswesen bringt, herausstellen, und nicht wie sonst so oft in Deutschland die Bedenken."

Die E-Health-Studenten hätten sich sehr kreativ ausgelassen, aber durchaus auch "realistische Szenarien" dargestellt.

Baby-Monitoring auf der Frühchenstation

Besonders beeindruckt habe ihn die "Vision Pflege" mit einem Tagebuch des rundum versorgten und telemedizinisch überwachten chronisch kranken Rentners "Harry", der dank der modernen Technik zu Hause leben kann.

Der Menüservice passt den Speiseplan an die aktuellen Gesundheitswerte des Patienten an, die Medikamente werden durch eine vom Arzt verordnete Oberarm-Manschette per Injektion verabreicht, und die abonnierten aktuellen Nachrichten werden per WLAN aufs Hörgerät gespielt.

Auch die Video-Übertragung aus der Frühchenstation sei spannend, sie habe eine noch stärkere emotionale Komponente. Köth: "Die Technik ist oft gar nicht so kompliziert, man muss sie nur einsetzen wollen."

Im Trendbook werden daher auch innovative Projekte, die bereits laufen, vorgestellt, etwas das Future-Hospital von Asklepios.

Auch Trill betonte die Bedeutung des Einsatzes von E-Health-Komponenten für die Versorgung der Zukunft. "Da gibt es einen hohen Handlungsdruck. Auf dem Land wird eine flächendeckende Versorgung ohne E-Health nicht mehr möglich sein", so Trill.

Entscheidend für den Erfolg der Technik sei letztlich immer: "Der Patient bleibt Herr der Daten."

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