Anlagen-Kolumne

Verfrühte Angst vor Rezession?

Von Richard Haimann Veröffentlicht:

In diesem August geschah für Anleger scheinbar Alarmierendes: Erstmals seit 2007 fiel die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen unter die von Staatsanleihen zweijähriger Laufzeit.

Die Aktienkurse in USA und Europa brachen noch am selben Tag um jeweils mehr als zwei Prozent ein. Denn eine solche, im Branchenjargon „inverse Zinsstruktur“ genannte Entwicklung am Anleihemarkt gilt als Vorbote einer Rezession.

Anleihen werden mit einem fixen Zins begeben. Der Staat verpflichtet sich, Investoren, die ihm Geld leihen, eine Rendite von X Prozent pro Jahr zu zahlen. Dabei bietet er höhere Zinsen für Anleihen mit langer Laufzeit, um Kapital über möglichst viele Jahre an sich zu binden. Nach der Emission werden Anleihen an den Börsen gehandelt.

Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis. Sind Anleger bereit, für eine Anleihe, die bei der Emission 100 Dollar gekostet hat und einen jährlichen Zinsertrag von zwei Dollar abwirft, nun 110 Dollar zu zahlen, so schrumpft die Rendite der Papiere von ursprünglich zwei auf 1,8 Prozent.

Zur inversen Zinsstruktur kommt es, wenn sehr viele Investoren eine starke Abkühlung der Wirtschaft befürchten und ihr Kapital langfristig sicher anlegen wollen. Dann zahlen sie für zehnjährige Anleihen so hohe Preise, dass deren Renditen unterhalb des Ertrags von Papieren mit nur zweijähriger Laufzeit sinkt.

Mithin resultiert eine inverse Zinsstruktur aus der negativen Erwartungshaltung der Investoren. Daraus ist allerdings nicht mit Sicherheit abzuleiten, dass die US-Wirtschaft demnächst tatsächlich in die Rezession rutscht. Derzeit sieht es auch nicht danach aus.

Ganz im Gegenteil: Die US-Konjunktur brummt, der Arbeitsmarkt ist robust. Etliche US-Konzerne haben ihre Dividenden erhöht. Die jüngsten Kurseinbrüche haben deren Aktien nun billiger gemacht. Für Dividendenjäger ist das nicht schlecht.

Richard Haimann ist freier Wirtschaftsjournalist in Hamburg. Er schreibt über Finanzthemen für in- und ausländische Publikationen.

Jetzt abonnieren
Schlagworte:
Ihr Newsletter zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Gesundheitsreport der AOK Rheinland-Hamburg

Defizite beim Zusammenwirken von Haus- und Fachärzten

Lesetipps
Perianale Herpesinfektion: Bietet sich da eine Impfung an?

© Porträt: BVKJ | Spritze: Fiede

Sie fragen – Experten antworten

Perianale Herpesinfektion: Bietet sich da eine Impfung an?

Kein Weg zurück? Für die Atemwegsobstruktion bei COPD gilt dies seit einiger Zeit – laut GOLD-COPD-Definition – nicht mehr.

© Oliver Boehmer / bluedesign / stock.adobe.com

Lungenerkrankung

COPD: Irreversibilität nicht akzeptiert!

Die Ärzte Zeitung hat jetzt auch einen WhatsApp-Kanal.

© prima91 / stock.adobe.com

News per Messenger

Neu: WhatsApp-Kanal der Ärzte Zeitung