Eintrittsgeld für die Uni gibt es auch auf Pump

Semestergebühren können die Finanzkraft von Studenten und ihren Familien überfordern. Dafür gibt es in den Bundesländern aber diverse Kreditprogramme.

Von Anja Krüger Veröffentlicht:
Studiengebühren können drückend sein, aber die Bundesländer helfen mit Darlehen.

Studiengebühren können drückend sein, aber die Bundesländer helfen mit Darlehen.

© Yuri Arcurs /Fotolia.com

KÖLN. Nehmen Kinder von Ärzten ein Studium auf, ist schon die Finanzierung der Lebenshaltungskosten für manche Eltern eine Belastung - umso mehr, je größer die Familie ist. In einigen Bundesländern kommen auch noch die Ausgaben für Studiengebühren hinzu. Dabei kann der Nachwuchs mit günstigen Darlehen sowohl die Uni-Tarife als auch den Lebensunterhalt selbst finanzieren.

Derzeit gibt es in Bayern, Hamburg, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg Studiengebühren von bis zu 500 Euro pro Semester. Saarland und Hessen haben die Uni-Tarife wieder abgeschafft. In Nordrhein-Westfalen steht die Abschaffung in Aussicht. 2002 hatte die rot-grüne Bundesregierung versucht, per Hochschulrahmengesetz die Gebührenfreiheit zu verankern. Das Bundesverfassungsgericht wertete dies 2005 als Überschreitung der Bundeskompetenzen. Die Richter trugen den Ländern allerdings auf, sozialen Ausgleich zu schaffen.

In Hamburg werden die Gebühren gestundet

Die Umsetzung unterscheidet sich von Land zu Land. In Hamburg können sich Studierende die Gebühren in Höhe von 375 Euro für die Dauer der Regelstudienzeit plus zwei Semester stunden lassen. Für die Abwicklung ist die Hamburgische Wohnungsbaukreditanstalt zuständig, die Finanzierungskosten trägt die Stadt. In den übrigen Ländern können Studierende Darlehen für die Uni-Abgabe beantragen. In Baden-Württemberg ist die LBank zuständig, in Nordrhein-Westfalen die NRW-Bank. In Bayern müssen Studenten Anträge über die Hochschulen stellen, die sie an die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) weiterleiten. Die KfW wickelt auch die Studiengebührendarlehen für angehende Akademiker in Niedersachsen ab. Hier können Interessierte online einen Antrag an die zuständige NBank schicken. Bayerische Studenten zahlen zurzeit einen Zinssatz von effektiv 2,61 Prozent, niedersächsische einen von effektiv 2,94 Prozent. Die Rückzahlung beginnt jeweils nach Studien-Ende.

Besonders wichtig für Arzthaushalte: Die Darlehen werden anders als das BAföG unabhängig vom Einkommen der Eltern und der Antragsteller bewilligt. Bislang aber wird das Angebot nur wenig genutzt. "Die Studierenden sind so gut wie nicht bereit, sich für ihr Studium und Studiengebühren zu verschulden", sagt Stefan Grob vom Deutschen Studentenwerk. Die Berater der Studentenwerke erläutern Studierenden deshalb, welche Alternativen es zu den Krediten gibt: Stipendien, BAföG oder Anträge auf Wohngeld auf Basis eines abgelehnten BAföG-Antrags.

Die niedersächsische NBank hat seit 2006 rund 10 000 Studenten einen Kredit gewährt. Pro Jahr bekommen rund 2000 der 145 000 Studierenden in Niedersachen ein Darlehen von der NBank. Nach Auffassung des Landeswissenschaftsministeriums sind das wenige. "Wir halten aber an dem Modell fest", sagt Sprecher Kurt Neubert. Entscheidend sei, dass Studierende ohne Prüfung der Einkommen- und Vermögensverhältnisse eine Finanzierungsmöglichkeit der Gebühren haben. Um die Zahl der Antragsteller zu erhöhen, hat die Landesregierung die Bedingungen nachgebessert. Angehende Akademiker mit zwei oder mehr Geschwistern müssen künftig keine Zinsen mehr zahlen.

Graduierte erhalten sehr günstige Konditionen

Zur Finanzierung der Gebühren können Studierende auch auf andere speziell auf sie zugeschnittene Kredite zurückgreifen. "Das ist wegen der höheren Zinsen aber nicht sinnvoll", sagt Grob. Bei der KfW bekommen Eingeschriebene monatlich zwischen 100 und 650 Euro, ebenfalls unabhängig vom Vermögen der Eltern. Die maximale Bezugsdauer liegt bei 14 Semestern. Der effektive Zinssatz liegt bei 3,34 Prozent. Teilnehmer in Aufbaustudiengängen und andere Post-Graduierte bekommen KfW-Darlehen zu 1,99 Prozent.

Auch private Kreditinstitute leihen Studenten Geld, allerdings in der Regel zu schlechteren Konditionen.Die Deutsche Bank etwa vergibt die Darlehen mit einem Zinssatz von 5,9 Prozent. Für sehr gute Abiturienten und Studenten sieht das Bankhaus einen Leistungsbonus vor und senkt den Zinsatz auf 4,9 Prozent. Die Deutschen Apotheker- und Ärztebank hat Studienkredite für angehende Mediziner und Pharmazeuten im Programm.

Die Konditionen für die staatlichen Studiengebührenkredite sind im Vergleich zu denen privater Geldgeber gut. Aber auch für diese Darlehen müssen die späteren Akademiker tief in die Tasche greifen.

Das zeigt ein Rechenbeispiel aus Niedersachsen: Nimmt ein Student in Niedersachsen über zehn Semester ein Darlehen von insgesamt 5000 Euro in Anspruch und zahlt es über 41 Monate mit jeweils 150 Euro zurück, zahlt er beim aktuellen Zinssatz von effektiv 2,94 Prozent 1017 Euro allein für die Zinsen.

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