Anlagen-Kolumne

Wird die EZB zur Gelddruckmaschine?

Der Ankauf von Staatsschulden spielt bei der Europäischen Zentralbank bisher noch keine Rolle. Das könnte sich im kommenden Jahr ändern.

Von Gottfried Urban Veröffentlicht:

In der aktuellen Eurokrise sind Tabubrüche kein Tabu mehr. Vom ausgewachsenen Staatsbankrott über die Monetisierung der Schulden durch die Europäische Zentralbank (EZB) sowie einen diskutierten Austritt eines Mitgliedsstaates aus der Währungsunion - alle Optionen werden als Lösungsweg diskutiert.

Für Ersteres und Letzteres gilt für die nahe Zukunft eine geringe Eintrittswahrscheinlichkeit. Ein weiteres Aufblähen des Rettungsfonds wird durch Länderparlamente nicht mehr legitimiert werden. Was bleibt noch?

Europäische Politiker versuchen bei internationalen Investoren für die Eurorettung Geld einzusammeln. Peinlich ist, dass ein so reicher Kontinent wie Europa zur Rettung der eigenen Währung Hilfe von außen, von Schwellenländern wie Russland oder China benötigt.

Welche wirtschaftlichen und politischen Zugeständnisse müssen dafür gemacht werden? Dies zeigt, dass der Euro niemals dem US-Dollar die Stellung als Leitwährung streitig machen kann.

Niedrige Zinsen in den USA

Die USA, England oder Japan kämpfen mit einem ähnlich hohen - wenn nicht höheren - Schuldenberg wie etwa Italien.

Doch ihre Zinssätze sind viel niedriger als für Italien, was den Umstand widerspiegelt, dass ihre Zentralbanken im Notfall einschreiten, viel Geld drucken, um Staatsschulden zu kaufen, und so einen Zusammenbruch verhindern würden.

Das schafft Sicherheit bei Investoren, zumindest aktuell. Anders ausgedrückt: Italien zahlt einen hohen Preis dafür, dass die EZB nicht dem Beispiel der US Notenbank folgt. Die FED verspricht für die nächsten zwei Jahre niedrige Zinsen durch eine aktive Steuerung der Zinsen am kurzen und langen Ende.

Viele Experten erwarten, dass sie schon im ersten Halbjahr 2012 wieder damit beginnen wird, hunderte Milliarden Dollar für neue Ankaufprogramme in die Hand zu nehmen. Damit soll die Wirtschaft im Wahljahr 2012 nachhaltig stabilisiert werden.

Zentralbanken müssen in Krisenzeiten bereitstellen, was dann jeder dringend braucht: Liquidität. Das war so nach Lehman, aber auch schon im frühen 20. Jahrhundert. Und es war so bei einigen Anlässen dazwischen.

Letzte Instanz EZB

Es steht sicher außer Frage, dass damit die eigentlichen Ursachen der Schuldenkrise nicht bekämpft werden. Dies kann langfristig nur über den steinigen Weg von Haushaltskonsolidierungen erfolgen.

Die Europäische Zentralbank (EZB) wird als letzte Instanz bereit sein, der Schuldenkrise notfalls mit weiterem Gelddrucken zu begegnen. Im Vergleich zur US-Notenbank sind die bisher aufgekauften Staatsschulden der EZB noch unbedeutend. Somit wäre nach dem amerikanischen Modell noch erheblicher Spielraum gegeben.

Wie können sich Anleger auf diese mögliche Entwicklung vorbereiten? Ein Weg ist es, in der Vermögensstruktur Sach- und Produktivwerte zu berücksichtigen.

Auch wenn derzeit viele Anleger ihr Heil in einer schwankungsarmen Tagesgeldanlage sehen, so ist sie auf mittlere Sicht wohl kein geeigneter Weg zum Kapitalerhalt. Keine Anlageklasse ist sicher werterhaltend.

Für Aktien, Anleihen, Immobilien, Gold kann es gut, aber auch schlecht ausgehen. In einem Markt, der von der politischen Entwicklung abhängig ist, (auch wenn die Politik es anders herum empfindet) helfen nur die breite Streuung und gute Nerven.

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