EM verspricht keinen Meistertitel für Aktien

Trotz Fußball-Europameisterschaft und Olympischer Spiele raten Analysten nicht bei allen Aktien von Sportartikelherstellern zum Kauf.

Von Richard Haimann Veröffentlicht:
Kicken für den Pokal, nicht für Aktien: die Nationalspieler (v.l.) Bastian Schweinsteiger, Lukas Podolski und Miroslav Klose.

Kicken für den Pokal, nicht für Aktien: die Nationalspieler (v.l.) Bastian Schweinsteiger, Lukas Podolski und Miroslav Klose.

© Bernd Thissen dpa/lnw

NEU-ISENBURG. In der Vergangenheit beflügelten Sportereignisse wie die Fußball-Europameisterschaft und die Olympischen Spiele regelmäßig die Aktien von Sportartikelherstellern. Das gilt in diesem Jahr nicht für alle Papiere.

Bis vor Kurzem schien klar, wer die wahren Gewinner bei der EM in Polen und der Ukraine sowie der Olympiade in London sein würden. Seit Dezember waren die Börsennotierungen der drei großen Sportbekleidungskonzerne Adidas, Nike und Puma gestiegen.

Dann allerdings verschärfte sich im Mai die Eurokrise. Mit dem Dax brachen auch die Kurse der beiden deutschen Hersteller ein. Nur das Papier des US-Konkurrenten Nike konnte auch im vergangenen Monat noch zulegen.

Zu Recht, meinen Analysten, die die Aktie größtenteils mit Kaufen eingestuft haben. Denn der weltgrößte Sportartikelproduzent aus Beaverton in Oregon, benannt nach der griechischen Siegesgöttin, glänzte im jüngsten Quartal erneut mit hervorragenden Zahlen.

Nike bei EM ganz vorn dabei

Der Umsatz legte um 15,1 Prozent auf 5,85 Milliarden Dollar (4,7 Milliarden Euro) zu. Der Nettoertrag stieg um 7,1 Prozent auf 560 Millionen Dollar (452 Millionen Euro). Trotz der Rezession in Teilen Europas und der schwachen US-Konjunktur sei der Konzern auch in diesen Märkten deutlich gewachsen, lobt Robert S. Drbul, Analyst bei Barclays Capital.

Nike könne noch kräftig zulegen, sobald die US-Konjunktur Fahrt aufnimmt, meint Omar Saad. Der Analyst der ISI Group sieht das Kursziel bei 130 Dollar - 24 Prozent über der gegenwärtigen Notierung.

Auch bei der EM ist Nike ganz vorn dabei. Gleich acht der 16 Teams treten in Trikots des US-Konzerns oder seiner britischen Tochter Umbro an.

Adidas: Gewinn von 289 Millionen Euro

Nummer zwei ist Adidas. Der deutsche Konzern stattet sechs Teams, darunter die beiden Favoriten Deutschland und Spanien, aus. Auch die Zahlen im ersten Quartal waren gut. Der Umsatz stieg währungsbereinigt gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 14 Prozent auf 3,8 Milliarden Euro.

Der Gewinn wuchs sogar um 38 Prozent auf 289 Millionen Euro. Nachdem der Börsenkurs in den vergangenen Wochen um elf Prozent gefallen ist, raten die Deutsche-Bank-Analysten Michael Kuhn und Beili Chen zum Kauf der Aktie.

Das Kursziel auf Sicht von zwölf Monaten sehen sie bei 70 Euro - das entspräche einem Gewinn von 25 Prozent. Adidas habe sich auf der Beschaffungsseite gegen den gesunkenen Eurokurs abgesichert, argumentieren die beiden Analysten. "Der Einfluss des schwächeren Euro auf die Profitabilität dürfte beherrschbar sein."

Louise Singlehurst von Morgan Stanley hat Adidas hingegen mit Untergewichten eingestuft. Ihre Begründung: "Der Konzern ist in Europa, Russland und Asien bereits Branchenführer." Das schmälere das potenzielle Gewinnwachstum. Deutliche Kurssteigerungen seien deshalb nicht zu erwarten.

"Puma ist schlechter aufgestellt als die Mitbewerber"

Skeptisch sehen die meisten Beobachter Puma. Das Unternehmen enttäuschte im ersten Quartal. Der Nettoertrag fiel um 5 Prozent auf 74 Millionen Euro. Auch die EM dürfte den Absatz kaum steigern helfen. Nur die Teams aus Italien und Tschechien laufen in Schuhen und Trikots mit der springenden Wildkatze auf.

Christoph Schlienkamp vom Bankhaus Lampe rät zum Verkauf der Aktie. "Puma ist schlechter aufgestellt als die Mitbewerber." Es sei wenig wahrscheinlich, dass das Unternehmen Umsatz und Gewinn dieses Jahr nennenswert steigern werde.

Nicht ganz so skeptisch ist UBS-Branchenexperte Fred Speirs. Er stuft das Papier mit neutral ein. "Puma wird auf mittlere Sicht von PPR komplett übernommen werden." Der französische Lifestyle-Konzern, dem unter anderem Gucci und Yves Saint Laurent gehört, hält bereits 85 Prozent der Puma-Aktien.

Speirs: "Die Minderheitsaktionäre dürfen auf einen Buy-out hoffen." Dies könnte den Aktienkurs in die Höhe treiben.

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