Qualitätsmanagement

BÄK veröffentlicht Leitfaden für "Peer Review"

Mehr Qualität in der Patientenversorgung: Dafür können Ärzte im Austausch mit Kollegen sorgen. Die BÄK hat nun einen Leitfaden dafür veröffentlicht.

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BERLIN. Lange war es relativ ruhig um das Qualitätsmanagement (QM) in den Praxen. In den letzten Tagen hat sich das geändert: Erst trat die geänderte GBA-Richtlinie fürs Praxis-QM in Kraft, die den Praxen ein Risikomanagement auferlegt.

Und nun schießt die Bundesärztekammer (BÄK) mit einem Leitfaden "Ärztliches Peer Review" nach vorn, der Fachgesellschaften, Ärztenetze und andere Organisationen bei der Entwicklung des Coaching-Verfahrens unter Kollegen unterstützen soll.

Ärztliches Handeln wird bewertet

Was das eine mit dem anderen zu tun hat? Der Leitfaden der BÄK könnte den Praxisteams gerade beim Risikomanagement eine gute Hilfe sein.

"Der Goldstandard für die Qualitätsverbesserung der Patientenversorgung ist die Reflexion des eigenen ärztlichen Handelns mit Fachkollegen und nach konkreten Verhaltensregeln", sagte Dr. Günther Jonitz, Vorsitzender der Qualitätssicherungsgremien der BÄK und Präsident der Ärztekammer Berlin, anlässlich der Vorstellung des neuen Leitfadens.

In dem Peer-Verfahren kommen Fachkollegen als Beobachter und Coach in die Praxen, die dann gemeinsam mit dem Arzt beziehungsweise Praxisteam das - gerade auch ärztliche - Handeln reflektieren und Verbesserungspotenziale identifizieren. Daraus werden sogleich Qualitätsziele und konkrete Maßnahmen abgeleitet.

Gemeinsam wird an Zielen gestrickt

Nun ist es für Praxen immer schwierig, selbst Risiken für die Patientenversorgung in ihren Prozessen zu erkennen. Vor allem, wenn es um die ärztlichen Prozesse geht, trauen sich Medizinische Fachangestellte (MFA) häufig nicht, Verbesserungsvorschläge vorzutragen.

Das liegt vorwiegend daran, dass sich die MFA in einem wirtschaftlichen Abhängigkeitsverhältnis zum Praxisinhaber befinden. Kommt nun aber ein unabhängiger Fachkollege als Peer in die Praxis, kann offener und meist auch tatsächlich auf Augenhöhe über Verbesserungspotenziale diskutiert werden.

Eine Grundvoraussetzung dafür, dass das Peer-Review funktioniert, ist laut Leitfaden daher auch, dass die Peers unabhängig agieren und jenen Personen, deren Leistung sie beurteilen sollen, fachlich gleichgestellt sind.

Soll das ganze Praxisteam innerhalb des Reviews unter Augenschein genommen werden, sollte auch das Peerteam berufsübergreifend zusammengesetzt sein.Die Peers können als Instrumente der Prozessanalyse nicht nur Interviews und die Beobachtung im laufenden Betrieb nutzen, wie der Leitfaden zeigt.

Es kann auch hilfreich sein, eine retrospektive Bewertung von Patientenakten durchzuführen. Ein echter Mehrwert des Leitfadens ist zudem, dass er Peers und Praxen auch viele Checklisten bietet.Ausbilden lassen können sich angehende Peers übrigens bei den Landesärztekammern.

Dazu hat die BÄK bereits im Jahr 2011 ein Curriculum "Ärztliches Peer Review" auf den Weg gebracht. Nach Angaben der BÄK sind bis Ende 2013 insgesamt 500 Peers nach diesem Curriculum von den Landesärztekammern geschult worden. (reh)

Leitfaden zum Download: www.bundesaerztekammer.de

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