Hilfe aus dem Web

Patienten sollen für Infos zahlen

Patienten und Angehörige sind bei beratungsintensiven Erkrankungen häufig hilflos. Viele Akteure versuchen, neutrale Angebote im Internet bereitzustellen. Ein Biologe will nun Beteiligte auf einer Plattform zusammenführen.

Kerstin MitternachtVon Kerstin Mitternacht Veröffentlicht:
Nacharbeit nach verwirrender Patienteninformation? Häufig suchen Angehörige nach dem Arztbesuch nach weiteren Informationen.

Nacharbeit nach verwirrender Patienteninformation? Häufig suchen Angehörige nach dem Arztbesuch nach weiteren Informationen.

© Philipimage / stock.adobe.com

BERLIN. Typisch für den Praxisalltag: Der Arzt stellt bei einem Patienten eine Diagnose, er verordnet Medikamente und gibt noch einige Tipps und Verhaltensempfehlungen mit auf den Weg. Wenn der Patient aber zu Hause ankommt, steht er häufig ziemlich ratlos da. Wie genau ist mit der frisch diagnostizierten Erkrankung umzugehen? Was können die Angehörigen tun?

Der Arzt kann in diesem Augenblick nicht mehr gefragt werden. Also Dr. Google konsultieren? Informationen im Internet gibt es zwar viele, aber welche davon seriös sind und von wem sie bereitgestellt werden, ist nicht immer ersichtlich.

Einen neuen Ansatz versucht jetzt der Berliner Biologe Thomas Stuke: das Konzept "PatientCare". Stuke hat dafür die Website www.aktiv-plattform.de entwickelt.

"Ich habe in der Familie selbst mehrfach erlebt, wie es ist, mit einer neu gestellten Diagnose umgehen zu müssen. Bei meiner Mutter hatte sich der Arzt nur einige Minuten Zeit genommen, um ihr die Diagnose Darmkrebs mitzuteilen", sagt Stuke.

Dem Biologen kam die Idee eine Plattform aufzubauen, auf der Betroffene sich über verschiedene Erkrankungen und umfassende Therapiemöglichkeiten gebündelt informieren können.

Angebot in der Entwicklung

Der Bedarf sei groß, so Stuke. Er will auf seiner Seite die Fach- und Patientengesellschaften mit einbinden, weil diese spezifisches Fachwissen haben und Vertrauen schaffen.

Auf der Plattform soll es allgemeine Informationen zur Erkrankung geben, Videos mit Trainings- und Wissenseinheiten, Tipps zur Lebensumstellung, Informationen von Ärzten zu neuen Therapieformen und in Foren soll der Austausch mit anderen Betroffenen möglich sein.

"Training und Wissen stehen im Vordergrund, es soll aber auch eine Medikamenten-Erinnerung eingebaut werden. Ziel ist eine Plattform fürs Leben zu generieren, die am Rechner aber auch per App unterwegs funktioniert", sagt der Gründer. Patienten sollen beim ersten Zugang eine 7-tägige Testphase freigeschaltet bekommen, danach kostet der Zugang 34 Euro im Jahresabo.

Investoren gesucht

Ärzte sollen als Multiplikatoren dienen. Sie sollen dem Patienten den Anstoß geben, dass er sich auf der Plattform weitere Informationen besorgen kann. Der Patient ist auch derjenige, der seine Angehörigen mit auf die Plattform nimmt. Dort soll es auch Foren speziell für Angehörige geben. "Denn gerade bei älteren Patienten sind es die Angehörigen, die sich kümmern", weiß Stuke.

Auch Krankenkassen hätten schon Interesse gezeigt und könnten als Multiplikatoren dienen oder auch einen Teil der Kosten erstatten, so Stukes Vorstellung. Gestartet werden soll 2018 mit Themen aus dem Bereich Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Übergewicht.

Nach und nach sollen weitere Erkrankungen wie Rückenschmerzen und Rheuma auf die Plattform kommen. Eine Fachredaktion soll die Inhalte, wie Artikel und Filme, erstellen. Finanziert werden soll das Projekt über Investoren.

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