Diagnostica-Hersteller sehen Zukunft optimistisch

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Die Diagnostica-Industrie hofft auf bessere Geschäfte.

Die Diagnostica-Industrie hofft auf bessere Geschäfte.

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Von Bülent Erdogan

Die Diagnostica-Industrie in Deutschland setzt große Hoffnungen in die neue Koalition. Wahlangebote und Selbstzahlerleistungen sollen für neuen Schwung sorgen.

BERLIN. Der Verband der Diagnostica-Industrie (VDGH) hat die Bundesregierung aufgefordert, ihre Anstrengungen in der Krankheitsvorbeugung nicht allein auf die Primärprävention bei Kindern und Jugendlichen zu beschränken. Bestehende, aber noch zu selten genutzte Vorsorgeprogramme der Kassen sollten zudem stärker beworben werden.

Alle drei Säulen der Prävention, also Verhaltens- und Verhältnisänderungen, die Krankheitsfrüherkennung sowie die Therapieüberwachung und Rehabilitation, müssten den gleichen Stellenwert haben, sagte der VDGH-Vorsitzende Dr. Jürgen Schulze am Dienstag vor Journalisten in Berlin. Dabei sollten solche Maßnahmen Priorität haben, deren "medizinischer oder finanzieller Erfolg sich schnell und mit hoher Wahrscheinlichkeit" einstelle.

Hersteller beklagen "Verteufelung" von Tests

Schulze zeigte sich insgesamt zufrieden mit dem neuen Koalitionsvertrag. So begrüßte er die Ankündigung von Schwarz-Gelb, mehr Spielräume für Wahlangebote und Selbstzahlerleistungen zu schaffen und die Kosten-Nutzen-Bewertung einer Überprüfung zu unterziehen.

Dass Bürger diagnostische Leistungen wie den PSA-Test aus der eigenen Tasche bezahlen wollten, dürfe "nicht mehr verteufelt werden". Der Patient müsse das Recht haben, sich nach ausführlicher und sachlicher Aufklärung für eine Selbstzahlerleistung zu entscheiden.

Mit Missmut habe man verfolgt, wie die Kassen ihren Mitgliedern den Eindruck vermittelt hätten, dass nur das, was die GKV erstatte, auch medizinisch sinnvoll und notwendig sei, monierte Schulze. Er forderte, dass neue Diagnostica ingesamt schneller in den GKV-Leistungskatalog aufgenommen werden. Mit ihrem Einsatz ließen sich langfristig Kosten sparen.

Der VDGH vertritt rund 90 Hersteller von Reagenzien und Diagnosesystemen für ärztliche Labore mit einem Umsatz von 3,5 Milliarden Euro.

Der Medizinökonom Professor Rainer Riedel von der Rheinischen Fachhochschule Köln sprach sich für Boni für chronisch Kranke aus, wenn diese sich gesundheitsbewusst verhalten und Präventionsangebote wahrnehmen. Patienten, die vorgegebene Behandlungsintervalle einhalten und an Schulungen teilnehmen, sollten für das abgelaufene Versicherungsjahr eine Prämie ausgeschüttet bekommen. Behandelnde Ärzte sollen nach dem Konzept eine zusätzliche Vergütungspauschale erhalten.

Experte: Geld zurück für therapietreue Patienten

Für die Einführung eines solchen Modells bedarf es Riedel zufolge zunächst einer Anschubfinanzierung. Diese würden sich aber innerhalb von drei Jahren amortisieren, weil außer einer verbesserten Therapie eine höhere Therapietreue und weniger Klinik-Einweisungen zu erwarten seien. Als Volkskrankheiten, die in ein solches Konzept passten, nannte Riedel Diabetes mellitus und Herzinsuffizienz. Aufsetzen will er dabei auf bereits vorhandene strukturierte Behandlungsprogramme (DMP).

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