Aktien für das 5G-Rennen

Ganz schnelles Internet = Ganz schnelles Geld?

Die neue Mobilfunktechnik erfordert milliardenschwere Investitionen. Davon profitieren börsennotierte Netzwerkausrüster. Analysten erwarten deshalb, dass deren Aktienkurse kräftig steigen. Und was hat das mit autonomen Fahren zu tun?

Von Richard Haimann Veröffentlicht:
5G soll künftig das Internet antreiben – erste Gewinner sind jetzt schon Netzwerkausrüster, die schon anfangs des Mobilfunkzeitalters im Börsenfokus standen.

5G soll künftig das Internet antreiben – erste Gewinner sind jetzt schon Netzwerkausrüster, die schon anfangs des Mobilfunkzeitalters im Börsenfokus standen.

© nadla / Getty Images / iStock

NEU-ISENBURG. Das Kürzel 5G steht für „Fünfte Generation“ und beschreibt den künftigen globalen Standard in der Mobilfunktechnik. Mit ihr können hundertmal mehr Daten pro Sekunde übertragen werden als mit der bisherigen 4G-Technik. 5G gilt deshalb als entscheidender Schritt auf dem Weg zum autonomen Fahren, weil Millionen selbstgesteuerter Automobile ständig mit einander kommunizieren und so Zusammenstöße verhindern können.

Weltweit beginnt in diesem Jahr die Einführung des neuen Standards. In etlichen Ländern – von der Schweiz bis in die USA – sind bereits die entsprechenden Mobilfunklizenzen versteigert worden. „Damit tun sich neue Chancen für Anleger auf“, sagt Christian Fischl, Geschäftsführer bei der Münchner Vermögensverwaltung Huber, Reuss & Kollegen.

Denn Telekommunikationskonzerne müssen milliardenschwere Investments tätigen, um die neuen schnellen Netze zu schaffen. „Allein in Europa müssen dafür 300 bis 500 Milliarden Euro veranschlagt werden“, weiß Timotheus Höttges, Vorstandschef der Deutschen Telekom.

Auf EU- und US-Anbieter achten

Mittelfristig dürften Netzanbieter wie die Deutsche Telekom, Telefonica und Vodafone sowie deren globale Mitbewerber das investierte Kapital wieder hereinbekommen, weil nicht nur Endverbraucher, sondern auch Industriekonzerne massiv die neue Technik nutzen werden.

„Die neuen schnellen Netze sollen zum zentralen Nervensystem der Fabriken der Zukunft werden“, so Fischl. „Anders als die Vorgänger-Technologien von G1 bis G4 zielt G5 nicht mehr primär darauf ab, dass Menschen bequem mobil telefonieren oder immer schneller im Internet surfen können, sondern dass Maschinen und Computer nun ständig mit einander vernetzt sind und rasant schnell Daten austauschen können.“ Doch die Gewinner der ersten Stunde sind die Netzwerkausrüster – jene Konzerne, die die Technik liefern, die die schnelle Übertragung der gewaltigen Datenmengen möglich macht.

„Vor allem die Aktien der großen Netzwerkspezialisten aus Europa und den USA sind dabei attraktiv“, meint Fischl. Denn der chinesische Spezialist Huawei gilt wegen seiner Nähe zur Regierung in Peking in den Regionen Europa und Nordamerika als Risiko. Es wird befürchtet, er könnte seine Technik so programmieren, dass chinesische Geheimdienste darüber westliche Unternehmen auszuspionieren imstande sind.

Die USA wollen Huawei deshalb die Beteiligung am 5G-Ausbau verbieten, Deutschland will die Chinesen zumindest vom Ausbau des Kernnetzes fernhalten. Als Gewinner gelten hingegen Unternehmen, die zu Beginn des Mobilfunkzeitalters im Rampenlicht der Börsen standen, deren Aktien zuletzt aber kaum Beachtung fanden: die skandinavischen Netzwerkausrüster Ericsson und Nokia sowie deren US-Konkurrenten Cisco und Verizon.

Diese Unternehmen haben bereits massiv in die Entwicklung der neuen Technologien investiert. Ericsson hat deshalb 2018 einen Verlust von 633 Millionen Euro eingefahren, Nokia von 549 Millionen Euro.

Gewinnzone in Sicht

Analysten erwarten jedoch, dass die Gesellschaften nun bald stattliche Gewinne schreiben werden. Ericsson werde von einem „anhaltend dynamischen Netzwerkgeschäft“ profitieren, sagt Sandeep Deshpande von der US-Bank JP Morgan und sieht bei der Aktie auf Jahressicht 20 Prozent Kurspotenzial.

Auch Nokia verfüge über ein „starkes Gewinnwachstumspotenzial“, so Robert Sanders von der Deutschen Bank, Er stuft die Aktie mit „Kaufen“ ein. Ähnlich sieht dies sein Kollege Andrew Garner von der britischen Barclays Bank: „Nokias Wachstum dürfte sich deutlich beschleunigen“.

Auch für Dividendenjäger sind die Papiere der Netzwerkausrüster interessant. Auf dem aktuellen Kursniveau beträgt die Dividendenrendite bei Cisco rund 2,9 Prozent, bei Nokia 3,9 Prozent und bei Qualcomm 4,8 Prozent. Nach der Konsensschätzung der Analysten werden alle drei Unternehmen ihre Ausschüttungen in den kommenden Jahren steigern.

Die Telekommunikationskonzerne hingegen könnten in den kommenden Jahren wegen der massiven Investitionen in die 5G-Technik ihre Ausschüttungen kürzen. „Die Dividendenaussichten für den Sektor dürften sich eintrüben“, sagt Guy Peddy, Analyst bei der australischen Investmentbank Macquarie.

Telekom mit Liquiditätsvorteil

Bei der Deutschen Telekom, deren Dividendenrendite aktuell knapp 4,9 Prozent beträgt, haben Anleger aber einen Vorteil: Der Konzern tätigt seine Ausschüttungen nicht aus den Gewinnen, sondern aus Kapitalreserven. Deshalb müssen Anleger auf die Dividende keine Steuern zahlen, solange sie die Aktien behalten.

Werden die Telekom-Papiere allerdings irgendwann verkauft, muss auf die erhaltenen Dividenden nachträglich die Kapitalertragssteuer von 25 Prozent plus Solidarzuschlag abgeführt werden.

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