Hamburg

Diabetiker-MVZ lockt junge Ärzte

Ein Konzept zur Vollversorgung von Diabetikern punktete 2012 beim Wettbewerb "Erfolgs-Rezept Praxis-Preis". Nun ist aus der Idee ein erfolgreiches MVZ geworden.

Dirk SchnackVon Dirk Schnack Veröffentlicht:
Das medicum Hamburg behandelt heute 15000 Patienten im Quartal.

Das medicum Hamburg behandelt heute 15000 Patienten im Quartal.

© Dirk Schnack

HAMBURG. Ambulante Versorgung unter einem Dach – ohne Unterbrechungen, ohne zusätzliche Wege: Dieses Angebot schätzen insbesondere die diabetologischen Patienten am medicum Hamburg seit nunmehr neun Jahren. 2012 zählte Gründer und Inhaber Dr. Matthias Riedl mit diesem Konzept zu den Top-Bewerbern um den "Erfolgs-Rezept Praxis-Preis", der von UCB Innere Medizin und der Fachverlagsgruppe Springer Medizin auch 2017 ausgeschrieben wird. Fünf Jahre später zeigt sich, wie berechtigt die Wahl der Jury war: Das medicum Hamburg hat sich trotz schwieriger Rahmenbedingungen zu einem Erfolgsmodell gemausert.

Seit der Wettbewerbsteilnahme hat sich die Anzahl der im medicum behandelten Patienten von rund 10.000 auf 15.000 pro Quartal erhöht. Um ihre Betreuung und Behandlung kümmern sich heute rund 90 Mitarbeiter, darunter 21 Ärzte und sechs Psychotherapeuten. Das medicum hält in Hamburg an zwei Standorten 16,5 Arztsitze und 5,5 Psychotherapeutensitze. Das medizinische Spektrum umfasst Allgemeinmedizin, Augenheilkunde, Kardiologie, Geriatrie, Parodontologie, Ernährungsmedizin sowie Fußpflege mit Wundmanagement. Dr. Matthias Riedl ist heute mehr denn je überzeugt, mit der Umwandlung seiner einstigen diabetologischen Schwerpunktpraxis in das MVZ unter dem Namen medicum Hamburg den richtigen Schritt gewagt zu haben.

Zuspruch erfährt er auch von jungen Kollegen: "Wir bieten Teamarbeit, flexible Arbeitsmodelle und Austausch unter den Kollegen. Viele junge Ärzte sagen mir: Ich will genau das", berichtet Riedl im Gespräch mit der "Ärzte Zeitung". Probleme, Ärzte für frei werdende oder neue Stellen zu gewinnen, hat er nicht – stattdessen bekommt er Initiativbewerbungen. Ein Beispiel: Nachdem zwei Hausärzte für ihre Praxen keine Nachfolger fanden und Riedl die Sitze in das medicum integrierte, fanden sich schnell angestellte Kollegen für die Tätigkeit am medicum-Standort im Stadtteil Farmsen.

Viele Jahre lang sorgten Rahmenbedingungen und fehlende Verlässlichkeit in der Honorarpolitik für eine eher gemischte wirtschaftliche Bilanz des medicum. Inzwischen hat Riedl aber auch in dieser Hinsicht Erfolg. Seine kaufmännische Leitung hat mit einer neuen Ablauforganisation dafür gesorgt, dass die personellen Ressourcen im MVZ-Betrieb besser ausgeschöpft werden und weniger ungeplante Pausen entstehen. Die neu aufgebaute Geriatrie trägt zum positiven Ergebnis genauso bei wie die gute Resonanz auf die ernährungsmedizinischen Angebote. Hier profitiert die Einrichtung sicherlich auch von der TV-Präsenz des Gründers: Dr. Matthias Riedl ist einer von drei "Ernährungs-Docs", die im Norden schon in mehreren Staffeln der gleichnamigen NDR-Serie Patienten mit Ernährungstipps versorgt haben.

Hinzu kommt eine verschlankte Verwaltung: In der Personalstruktur wurde zugunsten von Mitarbeitern, die am Patienten arbeiten, umgeschichtet. In der Administration sind heute weniger Kräfte erforderlich. Die kaufmännische Leiterin Kirsten Heinze erwartet, dass sich das wirtschaftliche Ergebnis in diesem Jahr mehr als verdoppelt. Riedl blickt aber nicht nur deshalb optimistisch in die Zukunft. Zusammen mit der DAK hat er für das medicum ein Konzept entwickelt, das Diabetiker in einem früheren Stadium anspricht und damit langfristig teure Behandlungen verhindern soll. Für das Projekt ist eine Förderung aus dem Innovationsfonds beantragt, soll aber unabhängig von einer Bewilligung auf jeden Fall starten. Noch etwas ist neu: Weil im medicum Hamburg derzeit vieles an der Person des Gründers Riedl hängt, hat es im vergangenen Jahr einen Wechsel in der Rechtsform gegeben: Seit April 2016 ist das medicum eine GmbH mit Riedl als geschäftsführendem Gesellschafter. Damit wird eine Fortführung des Betriebs erleichtert, auch wenn Riedl irgendwann einmal nicht mehr so stark im Vordergrund stehen wird.

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