Im Patienten-Test

Keine guten Noten für Diabetes-Apps

Wissenschaftler haben Diabetes-Patienten, die 50 Jahre oder älter sind, Apps für ihre Erkrankung testen lassen. Das Ergebnis: Vor allem an der Bedienbarkeit hapert es noch.

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NEU-ISENBURG. Nicht ausgerichtet auf die Altersgruppe 50plus? - Weltweit würden insgesamt zwar 387 Millionen Menschen zwischen 20 und 79 Jahren unter Diabetes Typ 1 oder Typ 2 leiden, schreiben Madlen Scheibe et al. von der Medizinischen Fakultät Carl Gustav Carus der TU Dresden in ihrer Studie zur Akzeptanz von Diabetes-Apps (Med. 2.0 2015; 4(1):e1).

Aber Personen im Alter von 50 Jahren und darüber hinaus würden überproportional häufiger leiden - vor allem unter Typ 2- Diabetes.

Das Problem: Die Apps, die es via Smartphone oder Tablet Diabetes-Patienten leichter machen sollen, ihre Blutzuckerwerte im Griff zu behalten oder bei der Therapie zu bleiben, sind oft nicht auf diese Zielgruppe ausgerichtet.

Unsicher bei der Navigation

Ziel der qualitativen Studie, an der 32 Diabetes-Patienten teilgenommen haben, war es, herauszufinden, warum ältere Patienten so viel seltener die Gesundheits-Apps nutzen.

Dazu testeten die Teilnehmer zwei Apps, die unter den Top Ten der am häufigsten installierten Diabetes-Apps sind und mehrere Funktionen in einem Programm verbinden.

Dabei zeigte sich, dass - obwohl 34 Prozent der Teilnehmer sehr interessiert an und 53 Prozent zumindest offen für neue Technologien sind - dennoch rund 90 Prozent bemängelten, die Apps seien generell nicht intuitiv bedienbar.

Zwei Drittel fühlten sich unsicher bei der Navigation durch das Menü. Für fast jeden Zweiten stellte es sich als schwierig dar, die berührungsempfindlichen Bedienelemente der App zu erkennen und zu bedienen.

Rund ein Drittel bemängelten, dass irrelevante Features enthalten seien. Während 38 Prozent wichtige Funktionen für die Behandlung - wie die Möglichkeit, Polypharmazie oder Mehrfacherkrankungen über die App managen zu können - vermissten.

Zusätzlicher Nutzen fehlt

Für 28 Prozent bot das mobile Programm zudem keine ausreichenden Farbkontraste, was das Erkennen der Daten auf dem Bildschirm erschwerte. Weitere 38 Prozent konnten nicht erkennen, wo neue Daten - etwa zur Medikation - innerhalb der App angezeigt und gespeichert werden.

Fast jeder zweite Test-Patient merkte an, dass die Apps keinen zusätzlichen Nutzen zur regulären Therapie bieten.

Rund ein Drittel sah es zudem als zu zeitintensiv an, sich die Fähigkeiten für die Nutzung der App anzueignen. Dabei waren die Teilnehmer im Schnitt 68,8 Jahre alt. 78 Prozent waren zum Studienzeitpunkt bereits zehn Jahre oder länger an Diabetes erkrankt.

Die Wissenschaftler haben die Teilnehmer aber auch nach ihren Wünschen an eine Diabetes-App gefragt. Denn generell wird im Gesundheitswesen davon ausgegangen, dass die Apps helfen, die Compliance zu erhöhen. 32 Prozent würden eingetragene Blutzuckermesswerte gerne um eigene Bemerkungen ergänzen können.

Jeweils ein Viertel der Teilnehmer wünscht sich zudem eine Erinnerungsfunktion für die Medikamenteneinnahme und die Blutzuckermessung sowie die Möglichkeit, individuelle Blutzuckerwerte innerhalb der App definieren zu können. (reh)

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