Cannabinoide – multiple Wirkung, vielfältiger Einsatz?

Für Cannabinoide als Zusatztherapie liegen klinische Daten vor, die ihren Einsatz bei zahlreichen Symptomen und Erkrankungen beschreiben.

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Cannabinoide – multiple Wirkung, vielfältiger Einsatz?

Klinische Beobachtungen haben ergeben, dass medizinische Cannabinoide über die zugelassenen Indikationen wie Chemotherapie-induzierte Übelkeit und Erbrechen (CINV) und Multiple Sklerose hinaus positive Effekte vermitteln können. Anhaltspunkte dafür liefert z. B. eine prospektive Beobachtungsstudie bei Patienten mit fortgeschrittener Tumorerkrankung, in der die Wirksamkeit einer oralen Cannabinoide-Therapie als Begleitmedikation untersucht wurde [8]. Anhand der Edmonton Symptom Assessment System (ESAS)-Schmerz-Skala wurde eine Symptomlinderung festgestellt. Außerdem ging der Gebrauch von Opioiden, NSAR, trizyklischen Antidepressiva, Gabapentin, Dexamethason, Metoclopramid und Ondansetron deutlich zurück.

Weitere Anhaltspunkte aus kontrollierten klinischen Studien gibt es z. B. für eine Linderung chronischer Schmerzen [9] und Schmerzen bei Fibromyalgie [10]. Nach wie vor werden Cannabinoid-Arzneimittel als breite therapeutische Option außerhalb der Zulassungsbereiche kontrovers diskutiert, da der klinische Nutzen anhand der publizierten Evidenz nicht immer eindeutig einzuschätzen ist.

Eine 2018 publizierte Arbeit fasst die Studienlage von Cannabinoiden zusammen. Aufgrund der Studienergebnisse und des Evidenzgrades wurde die Wirksamkeit von Cannabinoiden auf verschiedene Indikationen als denkbar oder möglich klassifiziert [11]. Bei einigen, dürftig dokumentierten Indikationen konnte keine Wirksamkeit bestimmt werden (s. Abb.).

Die Spannweite möglicher Nebenwirkungen nach Cannabinoid-Gabe reicht von Sedierung und Euphorie bis zu Halluzination und Dysphorie. Dabei unterscheiden sich orales und gerauchtes Cannabis deutlich: In einer Doppelblindstudie bei 18 gewohnheitsmäßigen Marihuana-Rauchern, die auf ein orales Cannabis-Arzneimittel umgestellt wurden [12], wurden Symptome von Euphorie deutlich seltener (Dronabinol) oder gar nicht (Nabilon) gesehen. In klinischen Studien entwickelten Patienten, die eine orale Cannabinoid-Therapie erhielten, keine physische Abhängigkeit, d. h. es waren im Anschluss an eine fünftägige Medikation keine Entzugserscheinungen erkennbar [1].

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