"Mit den Anwendungen wird der HBA zum Erfolg"

Über die Gesundheitskarte wird wieder einmal viel diskutiert. Bis Jahresende sollen zehn Prozent der Versicherten sie haben. Aber was macht das Pendant, der Heilberufsausweis? Dr. Franz-Joseph Bartmann, Telematik-Vorstand der Bundesärztekammer, nimmt Stellung.

Veröffentlicht:
Chipkarte Arztausweis: Noch gibt es nur wenige Anwendungen.

Chipkarte Arztausweis: Noch gibt es nur wenige Anwendungen.

© medisign

Ärzte Zeitung: Die Gesundheitskarte kommt. Beim Heilberufsausweis (HBA) hat man dagegen weiterhin den Eindruck, dass sich niemand um ihn reißt. Täuscht das?

Dr. Franz-Joseph Bartmann

Aktuelle Position: Der Chirurg (geb. 1950) arbeitet im St. Franziskus-Hospital in Flensburg. Präsident der LÄK Schleswig-Holstein seit 2001. Im BÄK-Vorstand zuständig für Telematik.

Werdegang: Seit 1988 Mitglied der Kammerversammlung. Bis 2001 Leiter der Akad. für med. Fort- und Weiterbildung in SH.

Dr. Franz-Joseph Bartmann: Nein, das täuscht sicher nicht. Das liegt einfach daran, dass es weiterhin keine wirklich zwingenden Anwendungen gibt, die dazu führen würden, dass der Arzt den elektronischen Heilberufsausweis, der ja nicht ganz kostenfrei ist, für sich selbst als notwendig erachten würde.

Man braucht keinen Hammer, wenn man keinen Nagel hat. Diese Nägel fehlen im Moment noch. Und deswegen beobachten wir derzeit eine sehr schleppende und für uns schon auch enttäuschende Nachfrage nach dem Heilberufsausweis.

Ärzte Zeitung: Derzeit ist der Ausbau der eGK in Richtung Online-Anbindung und Versichertenstammdaten-Update eines der heißen Eisen. Dabei sollen zunächst Anwendungen umgesetzt werden, bei denen ein HBA nicht zwingend notwendig ist. Wie stehen Sie dazu?

Bartmann: Bei der elektronischen Gesundheitskarte müssen viele Interessen unter einen Hut gebracht werden, das ist nicht einfach. Aber Sie haben natürlich Recht: Wir könnten uns bei der Bundesärztekammer schon vorstellen, dass die elektronischen Notfalldaten nach vorne geschoben werden. Dem HBA würde das helfen. Aber das entscheiden wir nicht alleine …

Ärzte Zeitung: Braucht ein Arzt denn wirklich noch eine digitale ärztliche Identität? Immerhin kommt jetzt auch der elektronische Personalausweis, der demjenigen, der das benötigt, eine Signaturfunktion bietet.

Bartmann: Ich denke schon, dass das, was den Arztausweis neben der Signaturfunktion ausmacht, nämlich die Bescheinigung der Berufsidentität als Arzt, wichtig und nötig ist, wenn wir in Richtung medizinische Anwendungen der Telematik gehen.

Wenn Sie beispielsweise auf elektronische Notfalldaten zugreifen wollen, müssen Sie Arzt sein. Das können Sie mit dem elektronischen Personalausweis nicht nachweisen. Und ich denke auch, dass wir bei der Signaturfunktion mehr Sicherheit erreichen, wenn wir beispielsweise Rezepte oder auch Arztbriefe mit einem HBA und nicht mit einer normalen elektronischen Signatur unterzeichnen.

Was noch dazu kommt: Der neue Personalausweis benutzt eine Funkschnittstelle, und dies würde für seinen Einsatz im Gesundheitswesen bedeuten, dass alle bisher verwendeten Kartenterminals erneut ausgetauscht werden müssten…

Ärzte Zeitung: In wie vielen Kammerbezirken können Ärzte den HBA denn mittlerweile beantragen?

Bartmann: Außer Hessen und Baden-Württemberg haben alle Landesärztekammern die von der Bundesärztekammer angebotene Schulung für die HBA-Ausgabe durchlaufen. Tatsächlich angeboten wird er in 12 Kammerbezirken. Bundesweit sind bisher rund 3000 HBA beantragt worden, die Mehrzahl davon in Nordrhein.

Ärzte Zeitung: In Schleswig-Holstein haben Sie ein Kooperationsprojekt zwischen Ärztekammer, Kassenärztlicher Vereinigung und dem HBA-Hersteller medisign gestartet, um die Ausgabe zu forcieren. Wie sieht dieses Projekt genau aus?

Bartmann: Die Ärzte, die einen HBA beantragt haben, bekamen bei Anmeldung einmalig 50 Euro. Derzeit erhalten sie 30 Euro pro Quartal, sofern sie die Gesamtaufstellung der KV-Abrechnung mit dem HBA signieren.

Das läuft bis zum ersten Quartal 2012. Weitere 10 Euro gibt es, wenn die Ärzte Vertretermeldungen mit dem HBA vornehmen. Das ist schon ein attraktives Paket, meine ich. Aber auch das hat keinen Massenansturm ausgelöst. Wir haben in Schleswig-Holstein derzeit 168 HBA ausgegeben.

Ärzte Zeitung: Ließe sich das Interesse steigern, wenn die Kammern mehr Online-Anwendungen speziell für HBA-Besitzer anbieten würden?

Bartmann: Wir machen das in Schleswig-Holstein im Moment nicht. Und ich bin mir auch nicht sicher, ob es etwas bringen würde. So viel kommunizieren Ärzte nun auch wieder nicht mit ihren Ärztekammern. Meines Erachtens sind mittelfristig die medizinischen Telematikanwendungen der Schlüssel zum Erfolg. Wenn die kommen, dann werden die Ärzte den HBA auch annehmen.

Das Gespräch führte Philipp Grätzel von Grätz.

Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Der Gesundheitsdialog

© Janssen-Cilag GmbH

J&J Open House

Der Gesundheitsdialog

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
Impulse für den medizinischen Fortschritt: Welches Mindset braucht Deutschland?

© Springer Medizin

Johnson & Johnson Open House-Veranstaltung am 26. Juni 2025 beim Hauptstadtkongress

Impulse für den medizinischen Fortschritt: Welches Mindset braucht Deutschland?

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
J&J Open House beim Hauptstadtkongress

© [M] Springer Medizin Verlag

Video zur Veranstaltung

J&J Open House beim Hauptstadtkongress

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Dr. Tino Großmann, Senior Vice President Connectivity bei der CompuGroup Medical

© CGM

„ÄrzteTag extra“-Podcast

„Die eAU wird der entscheidende Meilenstein sein“

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: CompuGroup Medical
Videosprechstunden bieten Ärzten und Patienten mehr Flexibilität.

© KRY

Videosprechstunde

Mit Telemedizin zu neuen Patienten

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: DMS Digital Medical Supply Germany GmbH
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Interview

Wie Ärzte in Stresssituationen richtig reagieren können

Verschmutzte Luft

Was Reinigungsmittel in der Lunge anrichten können

Krebs in Deutschland

Bei zwei Krebsarten nahm die Sterblichkeit am stärksten ab

Lesetipps
Serotoninkristalle, die ein Muster ergeben.

© Michael W. Davidson / Science Photo Library

Für wen passt was?

Therapie mit Antidepressiva: Auf die Nebenwirkungen kommt es an

Eine junge Frau fasst sich an ihren schmerzenden Ellenbogen.

© Rabizo Anatolii / stock.adobe.com

Laterale Ellbogenschmerzen

Diese sechs Kriterien sprechen gegen einen „Tennisarm“