Gesundheitsökonomie
Influenza-Impfstrategie: Auf die Jüngeren kommt es an
Die saisonale Influenza führt zu einer erheblichen Anzahl von Arztbesuchen und Arbeitsausfällen. Dem gegenüber stehen niedrige Quoten bei Grippeschutzimpfungen. Welche Strategien sind für einen breiteren Impfschutz epidemiologisch effektiv und dabei auch aus wirtschaftlicher Sicht sinnvoll?
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Die saisonale Influenza verursacht jährlich Grippewellen unterschiedlicher Intensität und führt zu zahlreichen Arztbesuchen, Krankenhauseinweisungen, Arbeitsausfällen und Todesfällen. Mit über 335.000 laborbestätigten Influenza-Meldungen bildete die Saison 2024/2025 einen neuen Hochpunkt im Zehnjahresvergleich [1]. Dabei liegt die tatsächliche Zahl der Erkrankungsfälle noch höher – und weist damit auf einen volkswirtschaftlichen Schaden von enormem Ausmaß hin.
Grippeschutz für alle: nötig und möglich
Durch eine lang andauernde schwere Influenzasaison könnten volkswirtschaftliche Kosten von bis zu 40 Milliarden Euro entstehen – allein durch krankheitsbedingte Arbeitsausfälle [2]. Die Auffassung, Influenza beträfe nur ältere Menschen mit einem schwächeren Immunsystem, ist inzwischen überholt.
Entscheidend ist daher, die Grippeschutzimpfung verstärkt für ein breiteres, gleichzeitig jüngeres Personenspektrum zu etablieren. Obwohl die Ständige Impfkommission (STIKO) auch bei den unter 60-Jährigen wichtige Impfzielgruppen identifiziert, werden diese in der bisherigen Diskussion oft übersehen. Dazu gehören Kinder und junge Erwachsene mit chronischen Erkrankungen wie Asthma, Diabetes oder Herzerkrankungen, die ein erhöhtes Risiko für schwere Grippeverläufe haben [3].
Ebenso wichtig ist die Impfung bei Schwangeren, da diese sowohl ein erhöhtes Risiko für Komplikationen haben als auch ihr ungeborenes Kind schützen können. Darüber hinaus wird die Grippeschutzimpfung Personen mit erhöhter beruflicher Gefährdung empfohlen – so etwa Lehrkräfte, Busfahrer oder medizinisches Personal. Sie sind einer erhöhten Ansteckungsgefahr ausgesetzt und können das Virus zudem an besonders schutzbedürftige Personen weitergeben [3].
Auch die Wirksamkeit eines Kokon-Schutzes sollte nicht unterschätzt werden. Personen, die engen Kontakt zu Risikopersonen haben, können demnach eine Grippeschutzimpfung in Betracht ziehen, um diese nicht zu gefährden. [3] Hinzu kommt, dass der Grippeschutz in vielen Bundesländern eine Satzungsleistung der Krankenkassen ist.
Alle oben genannten Personen unter 60 Jahren sollen laut Impfempfehlung einen Standarddosis-Impfstoff erhalten.
Standarddosis mit ökonomischem Vorteil
Für die über 60-Jährigen wird hingegen von der STIKO ein Hochdosis-Impfstoff empfohlen. Welche finanziellen und epidemiologischen Konsequenzen entstehen, wenn im Vergleich zu Impfstoffen mit der Standarddosis der Hochdosis-Impfstoff für über 60-Jährige exklusiv eingesetzt wird, hat Prof. Jürgen Wasem, Essen, mit Kollegen analysiert [4]. Die Ergebnisse der Studie zeigen einen wichtigen Unterschied:
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Wenn Personen ab 60 Jahren mit dem Hochdosis-Grippeimpfstoff geimpft werden – und die Impfquote auf dem aktuell niedrigen Niveau bleibt – sinkt die Zahl der Influenzainfektionen nur um etwa 1 %. Gleichzeitig steigen die Impfkosten jedoch auf mehr als das Doppelte (siehe Abb.). Würde die Impfquote auf das von der WHO empfohlene Ziel von 75 % steigen, würden die Kosten noch weiter zunehmen – ohne dass der Nutzen im gleichen Maß wächst.
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Eine höhere Impfquote mit Standarddosis-Impfstoff wäre dagegen deutlich kostengünstiger und würde gleichzeitig mehr Infektionen verhindern als der Einsatz des Hochdosis-Impfstoffs bei niedriger Impfquote.
- Die Analyse zeigt: Eine breitere Anwendung des Standarddosis-Impfstoffs bietet ein großes Potenzial zur Vermeidung von Grippefällen – und das bei geringerem Ressourceneinsatz.

Abb. 1: Ergebnisse der Szenarioanalysen (ohne Szenario C zur besseren Übersichtlichkeit)
© Mylan Germany GmbH, adaptiert nach Pahmeier K et al.
Literatur:
1. Nationale Lenkungsgruppe Impfen. Influenza. https://www.nali-impfen.de/monitoring-daten/krankheitsfaelle-in-deutschland/influenza/, abgerufen am 24.07.2025.
2. Stolpe M. Mögliche volkswirtschaftliche Kosten einer potentiell schweren Grippewelle und anderer Atemwegserkrankungen in der Saison 2022/23 in Deutschland. https://www.ifw-kiel.de/fileadmin/Dateiverwaltung/IfW-Publications/Michael_Stolpe/kb_stolpe_grippewelle.pdf, abgerufen am 24.07.2025.
3. Robert Koch Institut. Epidemologisches Bulletin; 23.01.2025; 2025; 04, https://www.rki.de/DE/Aktuelles/Publikationen/Epidemiologisches-Bulletin/2025/04_25.pdf?__blob=publicationFile&v=11, abgerufen am 24.07.2025.
4. Pahmeier, K. et al. Vaccinating the German Population Aged 60 Years and Over with a Quadrivalent High-Dose Inactivated Influenza Vaccine Compared to Standard-Dose Vaccines: A Transmission and Budget Impact Model. PharmacoEconomics (2023). https://doi.org/10.1007/s40273-023-01299-y, abgerufen am 24.07.2025.
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