Anzeige

Gesundheitsökonomie

Influenza-Impfstrategie: Auf die Jüngeren kommt es an

Ab Ende November 2022 dominierte Influenza das Infektionsgeschehen. Dem gegenüber stehen niedrige Quoten bei Grippeschutzimpfungen. Welche Strategien sind für einen breiteren Impfschutz epidemiologisch effektiv und dabei auch aus wirtschaftlicher Sicht sinnvoll?

Veröffentlicht:
Influenza-Impfstrategie: Auf die Jüngeren kommt es an

© tilialucida / shutterstock

Die Influenzasaison 2022/2023 begann ungewöhnlich früh. Bereits ab Mitte November 2022 wurden dem Robert Koch-Institut (RKI) sehr viele positive Abstriche gemeldet. Die Infektionszahlen stiegen steil an und lagen über denen aller anderen gemeldeten Atemwegserkrankungen, einschließlich Covid-19 und RSV [1].

Grippeschutz für alle: nötig und möglich

Nach einer aktuellen Schätzung könnten durch eine lang andauernde schwere Influenzasaison volkswirtschaftliche Kosten von bis zu 40 Milliarden Euro entstehen – allein durch krankheitsbedingte Arbeitsausfälle [2]. Die Auffassung, Influenza beträfe nur ältere Menschen mit einem schwächeren Immunsystem, ist inzwischen überholt.

Entscheidend ist daher, die Grippeschutzimpfung verstärkt für ein breiteres, gleichzeitig jüngeres Personenspektrum zu etablieren. Obwohl die Ständige Impfkommission (STIKO) auch bei den unter 60-Jährigen wichtige Impfzielgruppen identifiziert, werden diese in der bisherigen Diskussion oft übersehen. Dazu gehören Kinder und junge Erwachsene mit chronischen Erkrankungen wie Asthma, Diabetes oder Herzerkrankungen, die ein erhöhtes Risiko für schwere Grippeverläufe haben [3].

Ebenso wichtig ist die Impfung bei Schwangeren, da diese sowohl ein erhöhtes Risiko für Komplikationen haben als auch ihr ungeborenes Kind schützen können. Darüber hinaus wird die Grippeschutzimpfung Personen mit erhöhter beruflicher Gefährdung empfohlen – so etwa Lehrkräfte, Busfahrer oder medizinisches Personal. Sie sind einer erhöhten Ansteckungsgefahr ausgesetzt und können das Virus zudem an besonders schutzbedürftige Personen weitergeben [3].

Auch die Wirksamkeit eines Kokon-Schutzes sollte nicht unterschätzt werden. Personen, die engen Kontakt zu Risikopersonen haben, können demnach eine Grippeschutzimpfung in Betracht ziehen, um diese nicht zu gefährden. Hinzu kommt, dass der Grippeschutz in vielen Bundesländern eine Satzungsleistung der Krankenkassen ist.

Alle o.g. Personen unter 60 Jahre sollen laut Impfempfehlung einen Standarddosis-Impfstoff erhalten.

Standarddosis mit ökonomischem Vorteil

Für die über 60-Jährigen wird hingegen von der STIKO ein Hochdosis-Impfstoff empfohlen. Welche finanziellen und epidemiologischen Konsequenzen entstehen, wenn im Vergleich zu Impfstoffen mit der Standarddosis der Hochdosisimpfstoff für über 60-Jährige exklusiv eingesetzt wird, hat Prof. Jürgen Wasem, Essen, mit Kollegen analysiert [4]. Die Ergebnisse der Studie zeigen einen wichtigen Unterschied:

Erhalten ab 60-Jährige den Hochdosisimpfstoff auf dem Niveau der aktuell niedrigen Impfquote, verringern sich die Infektionszahlen um ca. 1%. Die Impfkosten werden jedoch mehr als verdoppelt (siehe Abb.). Dieser Kosteneffekt verstärkt sich weiter, würde die Impfquote bei ab 60-Jährigen aber auf das von der WHO angestrebte Niveau von 75% erhöht.

  • Eine höhere Impfrate mit Standarddosisimpfstoff bei Personen ab 60 Jahren hingegen würde zu geringeren Kosten (im Vgl. zum Hochdosis Einsatz) und gleichzeitig weniger Influenzainfektionen führen.
  • Die Analyse zeigt, dass einer breiteren Verwendung von Standarddosisimpfstoff ein enormes Potenzial für die Grippeprävention innewohnt, welches zu einer erheblichen Reduktion von Infektionszahlen führen könnte.
Abb. 1: Ergebnisse der Szenarioanalysen (ohne Szenario C zur besseren Übersichtlichkeit)

Abb. 1: Ergebnisse der Szenarioanalysen (ohne Szenario C zur besseren Übersichtlichkeit)

© Mylan Germany GmbH, adaptiert nach Pahmeier K et al.

Literatur:

1. ARE-Wochenbericht KW 51 – 52/2022; AG Influenza – Robert Koch-Institut. DOI: 10.25646/10917

2. Stolpe M. Mögliche volkswirtschaftliche Kosten einer potentiell schweren Grippewelle und anderer Atemwegserkrankungen in der Saison 2022/23 in Deutschland. https://www.ifw-kiel.de/fileadmin/Dateiverwaltung/IfW-Publications/Michael_Stolpe/kb_stolpe_grippewelle.pdf (zuletzt abgerufen: 23.07.2023)

3. Robert Koch Institut. https://www.rki.de/SharedDocs/FAQ/Impfen/Influenza/faq_ges.html (zuletzt abgerufen: 31.07.2023)

4. Pahmeier, K. et al. Vaccinating the German Population Aged 60 Years and Over with a Quadrivalent High-Dose Inactivated Influenza Vaccine Compared to Standard-Dose Vaccines: A Transmission and Budget Impact Model. PharmacoEconomics (2023). https://doi.org/10.1007/s40273-023-01299-y (zuletzt abgerufen 24.07.2023)

Impressum

Mylan Germany GmbH (A Viatris Company)

Zweigniederlassung Bad Homburg v.d. Höhe

Benzstraße 1

61352 Bad Homburg v.d. Höhe

Tel: +49 800 0700800

Fax: +49 800 1673 373

E-Mail: infode@viatris.com

Sitz: Troisdorf

Registergericht: Amtsgericht Siegburg

Handelsregisternummer: HRB 15159

USt.-IdNr.: DE 815789684

Geschäftsführer: Simon von Boeselager, Michael Wittmann

INF-2023-0444, INF-2023-0468


Lesen sie auch
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Begeisterte Surferin, Medizinerin und Unternehmerin

Hausärztin Stahl scheut die raue See in der Selbstständigkeit nicht

Lesetipps
„Unsere Ergebnisse ziehen die herkömmliche Ansicht in Zweifel, wonach das Belastungs-EKG eine hohe Rate falsch positiver Befunde produziert“, bilanzieren die Studienautoren. (Symbolbild)

© Photographee.eu / stock.adobe.com

Studie bescheinigt hohe Spezifität

Feiert das Belastungs-EKG ein kardiologisches Comeback?

Will mehr Spezialisierung der Kliniken: Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) am Mittwoch vor der Bundespressekonferenz.

© Kay Nietfeld/dpa

Kabinett beschließt Reformgesetz

Lauterbach: Klinikreform rettet zehntausende Menschenleben