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Impfen in der Praxis

Kinder gehören zu den Impfkandidaten

Vor dem Hintergrund möglicher COVID-19- und Grippe-Epidemien im Herbst und Winter forderten Experten bereits im vergangenen Jahr einen möglichst umfassenden Impfschutz der Bevölkerung, auch in der Pädiatrie. Quadrivalente Vakzine stehen für Kinder ab sechs Monaten zur Verfügung.

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Kinder gehören zu den Impfkandidaten

© Prostock-studio / shutterstock

Zu den wichtigsten Standard-Impfungen in der allgemeinärztlichen Praxis gehört jene gegen Influenza. Sie schützt vor der saisonal auftretenden Erkrankung, die vor allem, aber nicht nur bei Risikogruppen sehr schwer verlaufen kann. Immerhin bedingt die Grippe pro Jahr eine Übersterblichkeit von 10.000–30.000 Menschen [1]. Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist für einen guten Schutzeffekt eine Impfrate von 75 % innerhalb der Risikogruppen wünschenswert [2].

Nicht nur chronisch kranke Kinder sind gefährdet

Im Influenza-Management wurden Kinder bislang oftmals vernachlässigt. Dabei betreffen etwa 25 % aller Influenza-Infektionen die Altersgruppe bis 15 Jahre [1]. Bei Kindern und Jugendlichen ergab eine Stichprobenanalyse jedoch eine Impfrate von lediglich 4 % [3].

Ärztinnen und Ärzten ist offenbar zu wenig bewusst, dass chronisch erkrankte Kinder und Jugendliche zu der Risikogruppe gehören, für die die Ständige Impfkommission (STIKO) ab einem Alter von sechs Monaten die Grippeimpfung empfiehlt [4]. Die KiGGs-Studie ergab, dass eine medizinische Indikation für die Grippeimpfung bei knapp 40 % aller Kinder vorliegt [5, 6] (Abb.1).

 Abb. 1: Etwa 40 % aller Kinder haben eine medizinische Indikation für eine Influenza-Impfung (modifiziert nach [6])

Abb. 1: Etwa 40 % aller Kinder haben eine medizinische Indikation für eine Influenza-Impfung (modifiziert nach [6])

© Springer Medizin Verlag GmbH

Doch einer erhöhten Infektionsgefahr sind nicht nur diese chronisch kranken, sondern nahezu alle Kinder ausgesetzt. Denn fast alle sind durch Betreuung in Kindertagesstätte oder Schule, in Sportvereinen und generell durch eine überdurchschnittlich hohe Anzahl von Kontaktpersonen verstärkt infektionsgefährdet [6]. Und sie können die Infektion in ihre Familien hineintragen.

Familienkontext: Kinder tragen Infektionen weiter

Kinder spielen damit eine zentrale Rolle als Motor des Infektionsgeschehens. Sie können ihre Eltern oder womöglich chronisch vorerkrankte Großeltern anstecken. Der Kinderarzt kenne zwar die Eltern der Kinder, wisse aber selten, ob auch die Großeltern im selben Haushalt wohnen, erklärte Dr. Burkhard Lawrenz, Kinder- und Jugendmediziner, Arnsberg. Ungeimpfte Kinder können für diese vulnerablen Menschen ein erhebliches Risiko darstellen. Umgekehrt trägt jedes geimpfte Kind zu deren Infektionsschutz bei, indem es als potenzieller Überträger weitestgehend ausscheidet.

Doch Kinder sind auch selbst gefährdet: Allein durch die große Zahl von Kindern, die sich infizieren, ist z. B. die Gesamtzahl schwerer Verläufe, die zur Hospitalisation führen, bei den 0- bis 4-Jährigen vergleichbar hoch wie bei den über 60-Jährigen, sagte Lawrenz.

Impfen für alle Kinder sinnvoll

Eine generelle Impfempfehlung gegen Influenza für alle Kinder würde den Weg zu der erwünschten hohen Durchimpfungsrate erheblich erleichtern, so Lawrenz weiter.

Die STIKO empfiehlt die Grippeimpfung bisher nur für Kinder ab sechs Monaten mit erhöhter gesundheitlicher Gefährdung infolge eines Grundleidens [4]. Die WHO ist näher am tatsächlichen Bedarf und empfiehlt die Grippeimpfung für alle Kinder, auch die gesunden, weil sie einer erhöhten Infektionsgefahr unterliegen [2]. Für Kinder stehen tetravalente Influenza-Impfstoffe zur Verfügung, die ab einem Alter von sechs Monaten zugelassen sind.

Die Praxis zeige immer wieder, dass selektive Impfempfehlungen in der Praxis nicht funktionieren, ergänzte Lawrenz. Das war z. B. der Fall bei der Empfehlung der Varizellen-Impfung für Kinder mit Neurodermitis. Diese wurde in der Praxis kaum umgesetzt. Erst seit es die generelle Impfempfehlung gibt, sind auch Neurodermitis-Kinder gut durchgeimpft. „Dies wünschen wir uns für die Influenza-Impfung auch“, betonte er.

Literatur:

1. Robert-Koch-Institut (RKI) Bericht zur Epidemiologie der Influenza in Deutschland, Saison 2017/18. Berlin 2018; https://influenza.rki.de/saisonberichte/2017.pdf (letzter Abruf: 24.07.2022)

2. https://www.euro.who.int/en/health-topics/communicable-diseases/influenza/vaccination (letzter Abruf: 30.06.2022)

3. Riens B et al., Analyse regionaler Unterschiede der Influenza-Impfraten in der Impfsaison 2007/2008. in: Versorgungsatlas 2012; www.versorgungsatlas.de/fileadmin/ziva_docs/2/Influenza_Bericht_1.pdf (letzter Abruf: 24.07.2023)

4. RKI, Was ist bei der Influenza-Impfung bei Kindern zu beachten? https://www.rki.de/SharedDocs/FAQ/Impfen/Influenza/FAQ23.html (letzter Abruf: 24.07.2023)

5. Scheidt-Nave C et al., Bundesgesundheitsbl 2008, 51:592–601

6. Kamtsiuris P et al., Bundesgesundheitsbl 2007, 50:686–700

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