Neue Arbeitshilfe für klimasensible Versorgung in Praxen

Der neue QISA-Band F3 „Gesundheitsversorgung im Klimawandel“ umfasst zwölf Indikatoren. Ein Schwerpunkt liegt auf dem Thema Hitzeschutz. Daneben behandelt der 114-seitige Band das Management von Atemwegserkrankungen angesichts hoher Ozon- und Feinstaubwerte, die Prävention klimawandelbedingter Infektionserkrankungen sowie Nachhaltigkeit, Schulungen und Patienteninformation.

„Der Klimawandel und seine Folgen haben tiefgreifende Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit, insbesondere auf Morbidität und Mortalität in der Bevölkerung“, sagt Dr. Catriona Friedmacher, Mitarbeiterin am Institut für Allgemeinmedizin der Goethe Universität in Frankfurt am Main und Erstautorin des QISA-Bandes. Das Thema werde an Relevanz gewinnen und das Gesundheitssystem vor neue Herausforderungen stellen. Die Arbeitshilfe soll Arztpraxen Ansatzpunkte für eine klimasensible und nachhaltige Versorgung geben.

Hausärzte als erste Anlaufstelle

Hausarztpraxen seien bei der Umsetzung von Präventionsmaßnahmen gegen die Folgen des Klimawandels besonders gefordert, betont die Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbandes, Dr. Carola Reimann. „Sie sind oft die erste Anlaufstelle für ältere Menschen, chronisch Kranke und sozial benachteiligte Gruppen, die besonders unter den Folgen des Klimawandels zu leiden haben.“

Der QISA-Band biete eine evidenzbasierte Grundlage für die nötigen Anpassungen in der Versorgung dieser Patientinnen und Patienten.

Die Hälfte der zwölf Indikatoren widmet sich dem Hitzeschutz. Empfohlen wird, den Anteil hitzevulnerabler Patientinnen und Patienten in der Praxis, in Arztnetzen oder in bestimmten Regionen über einen längeren Zeitraum zu erfassen und im Anschluss den Erfolg von Maßnahmen zum Hitzeschutz auszuwerten.

Hitzeschutz im Blick

Dazu zählen die individuelle Beratung zum richtigen Verhalten bei länger andauernden Hitzeperioden sowie die Überprüfung von Medikamentenplänen im Hinblick auf Arzneimittel, die bei Hitze Probleme verursachen können.

Auch die Implementierung von Hitzeschutzmaßnahmen wie die Nutzung des Hitzewarnsystems des Deutschen Wetterdienstes, die Verschiebung von Sprechstunden für hitzevulnerable Patienten oder die klimagerechte Anpassung der Praxisräume gehören zu den Themen, die von den Indikatoren erfasst werden.

Empfohlen wird auch, insbesondere Patientinnen und Patienten mit Risiko für eine akute Niereninsuffizienz während Hitzeperioden engmaschig zu betreuen, um Krankenhauseinweisungen zu vermeiden.

Ein weiteres Thema des QISA-Bandes ist die umweltbezogene Beratung von Patientinnen und Patienten mit chronischen Atemwegserkrankungen. Ziel des Indikators ist es, die Beratungs- und Aufklärungsquote zu Verhaltensanpassungen bei Hitze und Luftverschmutzung für diese Zielgruppe zu steigern.

Tipps für mehr Nachhaltigkeit

Angesprochen wird auch die Quote der Impfungen gegen Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) in Risikogebieten, die sich durch mildere Winter nach Norden ausdehnen. Durch die milden Wintertemperaturen verlängert sich zudem die Aktivitätsperiode der übertragenden Zecken. Daher wird in den Risikogebieten eine möglichst hohe Impfquote angestrebt.

Auch das Thema Nachhaltigkeit wird im QISA-Band beleuchtet: So sollen die Arztpraxen, sofern therapeutisch vertretbar, bei Atemwegserkrankungen möglichst auf die Verordnung klimaschädlicher Dosieraerosole verzichten – und eine klimabewusste inhalative Therapie mit Pulverinhalatoren bevorzugen.

Über die QISA-Themenbände

QISA ist das Produkt einer langjährigen Zusammenarbeit zwischen dem AOK-Bundesverband und dem Göttinger Institut für angewandte Qualitätsförderung und Forschung im Gesundheitswesen (aQua). Es thematisiert in erster Linie Aspekte der hausärztlichen Grundversorgung, aber auch Themen der Spezialversorgung durch Fachärztinnen und Fachärzte.

Mit dem neuen QISA-Band F3 liegen nun 15 Themenbände mit 224 Qualitätsindikatoren vor, die zum kostenlosen Download angeboten werden. Die QISA-Indikatoren kommen auch beim Projekt QuATRo – „Qualität in Arztnetzen – Transparenz mit Routinedaten“ – zum Einsatz. Auf dieser Basis lässt sich die Versorgungsqualität von Arztnetzen mit anderen Netzen sowie mit dem landesweiten Durchschnitt vergleichen.