KOMMENTAR
Anthroposophie - noch fehlt Klarheit
Es sah nach einer Katastrophe für die anthroposophische Medizin aus: Auch sie muss sich dem EU-weit vereinheitlichten Zulassungsverfahren für Arzneimittel unterwerfen, urteilte kürzlich der Europäische Gerichtshof. Eine unnötige Verunsicherung blieb anthroposophisch orientierten Ärzten und Patienten jedoch zum Glück erspart.
Rechtzeitig haben Hersteller und Verbände bemerkt, dass die Situation in Deutschland nicht der niederländischen entspricht, zu der das Urteil ergangen ist. Anders als bei den Nachbarn sind die anthroposophischen Medikamente in Deutschland bereits zugelassen - und diese Zulassungen haben bis auf Weiteres Bestand.
Ob sie letztlich den europarechtlichen Maßstäben standhalten werden, ist jedoch nicht noch entschieden. Verbände und auch die Bundesregierung sollten die Zeit nutzen, damit es zu einer Ergänzung der Arzneimittelrichtlinie der Europäischen Union kommt.
Das ist der richtige Weg - auch wenn, gemessen am gesamten Gesundheitsmarkt, die anthroposophischen Arzneien nur ein Nischenprodukt sind, und obwohl sie unter Schulmedizinern hoch umstritten sind.
Immerhin 4000 Ärzte wenden sie regelmäßig und sehr viele weitere gelegentlich an, und viele Patienten vertrauen darauf. Die Wünsche auch einer solchen medizinischen Minderheit dürfen nicht unter die zulassungsrechtlichen Räder kommen.
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