Antikörper hilft, Chemo bei Lymphom zu verkürzen

FRANKFURT AM MAIN (hbr). Bei aggressiven Non-Hodgkin-Lymphomen (NHL) liefert eine Therapie mit dem monoklonalen Antikörper Rituximab zusätzliche zur Chemotherapie die besten Ergebnisse. Das gilt auch, wenn die Chemotherapie um ein Viertel verkürzt wird.

Veröffentlicht:

"Das war auch für uns überraschend", sagt Professor Norbert Schmitz von der Hamburger Asklepios Klinik St. Georg. "Aber in Kombination mit acht Infusionen Rituximab sind sechs oder acht Zyklen der CHOP-14-Chemotherapie etwa gleich wirksam."

Bei aggressiven Lymphomen wie den großzelligen Lymphomen ist CHOP (Cyclophosphamid, Doxorubicin, Vincristin und Prednison) bisher Standard. Aus Studien weiß man, dass sechs Einsätze in zweiwöchigen Intervallen (CHOP-14) dabei wirksamer sind als dreiwöchige (CHOP-21). Zudem ist bekannt, dass Rituximab (MabThera®), kombiniert mit CHOP-21, besonders gut wirkt. Rituximab erkennt Zielstrukturen auf Lymphomzellen und kann zu deren Zerstörung führen.

Deshalb wurde die Kombination von Zwei-Wochen-Zyklen plus Rituximab jetzt in der RICOVER-60-Studie (Rituximab CHOP-over-60) angewandt. In dieser größten Studie für Patienten mit aggressivem NHL wurde auch geprüft, ob für die Chemotherapie sechs statt acht Zyklen reichen. Denn je länger sie dauert, um so schwerer fällt sie den Patienten.

Am besten war das Ansprechen auf die Kombinationen, besonders auf Rituximab plus sechsmal Chemotherapie: Bei 78 Prozent verschwand die Krankheit völlig, war also zum Beispiel computertomografisch nicht mehr nachweisbar. Ebenso viele lebten noch nach drei Jahren, so Schmitz bei einer Veranstaltung von Roche Pharma in Frankfurt am Main. Das sind tendenziell sogar mehr als in Kombination mit achtmal Chemotherapie (73 Prozent).

Ereignisfrei überlebten mit der kurzen Chemotherapie-Kombination 67 statt 63 Prozent der Patienten. Als Ereignisse galten etwa Zusatz-Medikation, nichtkomplette Remission und Tod. Auch Therapieabbrüche waren in dieser Gruppe am seltensten. Mit reiner Chemotherapie ohne Rituximab überlebten maximal 68 Prozent und ereignisfrei sogar nur jeder Zweite.



DIE STUDIE IN KÜRZE

Ziel: Vergleich verschiedener Zyklen der CHOP-Chemotherapie mit und ohne den Antikörper Rituximab bei aggressivem B-Zell-Lymphom. CHOP: Cyclophosphamid, Doxorubicin, Vincristin, Prednison.

Methode: 1222 Patienten aller Risikogruppen von 61 bis 80 Jahren erhielten im 14-Tage-Intervall sechsmal CHOP, achtmal CHOP, sechsmal CHOP plus achtmal eine Rituximab-Infusion oder achtmal CHOP plus achtmal Rituximab. Mittlere Beobachtungsdauer: 34,5 Monate.

Ergebnis: Gesamt- und ereignisfreies Überleben fallen mit Rituximab-Kombis besser aus als mit reiner Chemo. Beide Kombinationen bringen trotz verschieden langer Chemotherapie statistisch den gleichen Erfolg. Häufigste unerwünschte Wirkungen in allen Gruppen: Haarausfall (53 bis 64 Prozent) und Infektionen (28 bis 35 Prozent). (hbr)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Sonderbericht

Erfolge der CML-Therapie mit besserer Verträglichkeit steigern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Novartis Pharma GmbH, Nürnberg
Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Maximale Vitamin-C-Blutspiegel nach oraler (blau) und parenteraler (orange) Tagesdosis-Gabe.

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Infusion

Parenterale Gabe erzielt hohe Plasmakonzentrationen an Vitamin C

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: FIB-4 1,3: numerische 26%ige Risikoreduktion der 3-Punkt-MACE durch Semaglutid 2,4mg

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [17]

Kardiovaskuläre, renale und hepatische Komorbiditäten

Therapie der Adipositas – mehr als Gewichtsabnahme

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Novo Nordisk Pharma GmbH, Mainz
SCD-PROTECT-Studie-- Frühe Phase nach Diagnose einer Herzinsuffizienz – deutlich höheres Risiko für den plötzlichen Herztod als in der chronischen Phase.

© Zoll CMS

SCD-Schutz in früher HF-Phase

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: ZOLL CMS GmbH, Köln
Abb. 2: Schneller Wirkeintritt von Naldemedin im Vergleich zu Placebo in den Studien COMPOSE-1 und COMPOSE-2

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [15]

Opioidinduzierte Obstipation

Selektive Hemmung von Darm-Opioidrezeptoren mit PAMORA

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Viatris-Gruppe Deutschland (Mylan Germany GmbH), Bad Homburg v. d. Höhe
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Interview

Wie Ärzte in Stresssituationen richtig reagieren können

Lesetipps
Umrisse mehrere Menschen in bunten Farben.

© Pandagolik / stock.adobe.com

Krebs in Deutschland

Bei zwei Krebsarten nahm die Sterblichkeit am stärksten ab

Serotoninkristalle, die ein Muster ergeben.

© Michael W. Davidson / Science Photo Library

Für wen passt was?

Therapie mit Antidepressiva: Auf die Nebenwirkungen kommt es an