Beta-Amyloid muss früh bekämpft werden
Amyloid-Plaques beim Wachsen zu beobachten - das ist nun US-Forschern mithilfe bildgebender Verfahren gelungen. Hatten sich die Plaques bei kognitiv gesunden Teilnehmern erst einmal gebildet, nahmen sie jedes Jahr kräftig an Volumen zu.
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Bei Alzheimer-Demenz wachsen Amyloid-Plaques rasch.
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ST. LOUIS. Bisher sind die meisten Versuche gescheitert, Alzheimer Patienten mit Therapien gegen Beta-Amyloid zu behandeln, obwohl viele dieser Methoden in Tiermodellen gut funktioniert hatten.
Als eine Ursache für den Misserfolg vermuten Forscher, dass Anti-Amyloid-Therapien bei Alzheimer-Patienten viel zu spät kommen: Denn zeigen Patienten erst einmal kognitive Symptome, dann sind schon etwa 30 bis 60 Prozent der Nervenzellen in den für das Gedächtnis wichtigen Zentren wie dem Hippocampus zugrunde gegangen.
146 Studienteilnehmer
In Studien mit Alzheimerkranken ließ sich Beta-Amyloid zum Teil zwar gut lösen, den bereits angerichteten Schaden konnten die Arzneien natürlich nicht beheben, sie konnten nicht einmal die weitere Progression bremsen.
Viele Experten vermuten daher, dass eine Anti-Amyloid-Strategie wenn überhaupt, dann nur zu einem viel früheren Zeitpunkt bei noch kognitiv gesunden Menschen funktioniert.
Um ein geeignetes Zeitfenster für eine solche Therapie zu ermitteln, haben US-Forscher aus St. Louis bei 146 geistig gesunden Menschen zwischen 45 und 86 Jahren den Verlauf der Beta-Amyloid-Ablagerungen mithilfe der PET-Bildgebung analysiert (Annals of Neurology, Epub 7.12.11, DOI: 10.1002/ana.22608).
Bei allen Teilnehmern wurde im Abstand von zweieinhalb Jahren die Beta-Amyloid-Last mithilfe des 11C-Markers Pittsburgh Compound B (PiB) gemessen. Bei 115 Teilnehmern stellten die Forscher in beiden Untersuchungen keine erhöhten Werte fest, bei zehn (8 Prozent) bildeten sich in dieser Zeit erste Plaques und 21 hatten schon bei der ersten Untersuchung ausgeprägte Amyloid-Ablagerungen - die bei den meisten (17 von 21) kräftig wuchsen. So nahm ihr Volumen im Schnitt um 8 Prozent pro Jahr zu.
Bei drei Probanden nahm das Volumen ab
Bei drei über 80 Jahre alten Teilnehmern nahm das Volumen dagegen ab. Dafür haben die Forscher um Dr. Andrei Vlassenko noch keine plausible Erklärung, möglicherweise geht der Volumenverlust mit einer altersbedingten kortikalen Atrophie einher. Auffällig war jedoch, dass bei keinem Probanden die Plaques wieder komplett verschwanden.
Das Team um Vlassenko konnte auch gut beobachten, dass bei Teilnehmern mit dem Alzheimer-Risiko-Allel APO-E4 die Plaquebildung beschleunigt voranschritt: Von den zuvor im PET unauffälligen Teilnehmern bildeten sich bei jährlich 3,2 Prozent erste Plaques, bei den homozygoten APO-E4-Trägern waren es 7 Prozent.
Die Studie bestätigt daher die Auffassung, dass man klinische Studien mit neuen Anti-Amyloid-Präparaten am besten bei solchen Personen machen müsste, bei denen sich die ersten Plaques bilden, da diese Ablagerungen ansonsten schnell weiterwachsen. Solche Studien wären jedoch ethisch problematisch, da die Betroffenen zu diesem Zeitpunkt noch keinerlei Symptome haben.
Viele Experten fordern daher, Morbus Alzheimer nicht mehr nur klinisch zu definieren, sondern auch anhand von Biomarkern wie PiB.