Meningitis

Forscher warnen vor "Zecken-Jahr" 2018

Forscher warnen: 2018 wird es so viele Zecken geben wie seit zehn Jahren nicht mehr.

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MÜNCHEN. Ein "Zecken-Jahr" prognostizieren Forscher des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung (DZIF). Gemeinsam mit Kollegen hat Privatdozent Dr. Gerhard Dobler vom DZIF ein Modell entwickelt, mit dem die Zeckendichte in Süddeutschland bereits im Winter für den jeweils kommenden Sommer vorausgesagt werden kann (Exp Appl Acarol 2018; online 30 Mai).

Über einen Zeitraum von neun Jahren dokumentierten die Forscher die Zeckenzahlen an einem Infektionsherd in Süddeutschland. Hierfür sammelten sie akribisch monatlich die Nymphen des Gemeinen Holzbocks (Ixodes ricinus). Kleiner als ein Millimeter sind diese Jungtiere nur als schwarze Punkte erkennbar und werden oft übersehen.

Das macht sie besonders gefährlich, denn bereits in diesem Entwicklungsstadium können sie Krankheiten übertragen. Die Wissenschaftler wiesen nach, dass der ausgewählte Infektionsherd in Süddeutschland Modellcharakter hat.

Zahl der Bucheckern fließt ein

"Mit den Zeckendaten aus unserem Modell-Herd und anhand bestimmter Umgebungsparameter haben wir ein Modell entwickeln, das uns schon im Winter auf die Zecken im Sommer vorbereitet", wird Dobler in einer Mitteilung des DZIF zitiert.

In das Modell fließen auch die Zahl der Bucheckern zwei Jahre vor dem aktuellen Sommer sowie die jährliche Durchschnittstemperatur und die Wintertemperatur im Jahr zuvor ein.

Je mehr Bucheckern es zwei Jahre vor dem fraglichen Sommer gibt, umso mehr Wild und Nagetiere haben Futter und dienen wiederum als Überträger der Zecken, die dann ebenfalls vermehrt auftauchen.

Diese Zusammenhänge haben die Wissenschaftler mit ihrem komplexen Modell bestätigt: Für den Sommer 2017 hatten sie 187 Zecken pro standardisierter Fläche vorhergesagt und 180 gefunden.

Fast eine Punktlandung. Für 2018 wurde mit 443 Zecken die höchste Zeckenzahl seit Beginn der Untersuchungen vorausgesagt – und Dobler ist überzeugt, dass sich diese Voraussage auch genau erfüllen wird: "Wir werden die höchste Zahl an Zecken in den letzten zehn Jahren haben."

Erhöhtes Risiko für FSME und Borreliose

Mehr Zecken bedeute immer auch ein erhöhtes Risiko für Infektionen mit Borreliose- oder FSME-Erregern, erinnert das DZIF. Etwa jede vierte Zecke trage Borrelien in sich und könne den Erreger weitergeben – unabhängig von der Region.

Nach Waldspaziergängen und Aufenthalten im Freien sei es wichtig, wachsam zu sein. Je schneller eine gefundene Zecke entfernt werde, umso geringer die Gefahr, an Borreliose zu erkranken. Um der Gefahr einer FSME vorzubeugen, sollte man sich impfen lassen. (eb)

Wir haben den Artikel aktualisiert und verlängert am 2.7.18 um 14:06 Uhr.

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