Schmerzen

Hinschauen wirkt analgetisch am Nacken

Visuelles Feedback der schmerzenden Stelle lindert die Pein. Das gilt auch für Nackenschmerzen.

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BOCHUM. Jeder dritte Mensch in Deutschland bekommt in seinem Leben chronische Nackenschmerzen. Etwa vier Prozent aller Besuche bei Allgemeinärzten sollen darauf zurückgehen. Visuelles Feedback in Echtzeit könnte auch Nackenschmerzen lindern. Vor zehn Jahren konnte gezeigt werden, dass Schmerzen geringer ausfallen, wenn die schmerzende Stelle betrachtet wird.

Der Versuch, den eignen Nacken einzusehen, dürfte die Schmerzen allerdings eher fördern als lindern. Eine Forscherriege um den Psychosomatiker Martin Diers von der Bochumer Ruhr-Universität, hat sich deshalb technischer Hilfen bedient: Eine Kamera im Rücken der Patienten übertrug die Nackenbilder bei einer Manualtherapie auf einen Bildschirm, den die Patienten vor Augen hatten.

Diers und seine Kollegen wollten nun studienhalber herausfinden, ob sich der freie Blick auf die behandelte Nackenpartie günstig auf die Beschwerden auswirkt. Ein Manualtherapeut versuchte dazu, bei 29 Patienten mit einseitigen Nackenschmerzen die Wirbelbogengelenke zu mobilisieren. Die Patienten wurden zudem auf zwei Gruppen randomisiert, eine mit und eine ohne visuelles Feedback (Eur J Pain 2018, online 12. Juli).

Es wird vermutet, dass das optische Feedback die schmerzverarbeitenden Neuronennetze im Gehirn über posteriore parietale Hirnregionen moduliert, die für die Integration multisensorischer Afferenzen verantwortlich sind. In der aktuellen Studie reduzierte das Betrachten des eigenen Nackens die Schmerzen auf einer 10-Punkte-Skala im Mittel von eingangs 5,5 auf 3,5 nach der Behandlung. In der Gruppe ohne Feedback sank der Wert vom gleichen Ausgangswert auf 4,5 nach alleiniger Manualtherapie.

Ab Schmerzwerten >4 gelten allerdings nur Reduktionen um mindestens zwei Punkte auf der Skala als bedeutsam. In der Gruppe mit Feedback wurde das erreicht. Die Differenz zwischen beiden Gruppen betrug allerdings nur rund einen Punkt, weil sich auch ohne Feedback eine Senkung um einen Punkt erzielen ließ. Die Differenz zwischen den beiden Gruppen, das räumen auch die Forscher ein, war daher klinisch irrelevant. (rb)

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