Impfstoffe im Test

Hoffnungsschimmer gegen Vaginalkandidose

Rezidivierenden vulvovaginalen Kandidosen (RVVC) ist therapeutisch oft kaum beizukommen. Hoffnungen ruhen nun auf neuen Impfstoffen - einige davon befinden sich bereits in der Erprobung.

Veröffentlicht:
Nur sehr schwer beizukommen: Candida albicans.

Nur sehr schwer beizukommen: Candida albicans.

© Sebastian Schreiter/Springer Verlag

PERUGIA. Akute Vaginalkandidosen sind ein verbreitetes Krankheitsbild, 75 Prozent aller Frauen im gebärfähigen Alter sind wenigstens einmal davon betroffen.

Bei 7-8 Prozent von ihnen entwickeln sich rezidivierende Kandidosen, was schätzungsweise einer globalen jährlichen RVVC-Inzidenzrate von 1-2 Prozent aller Frauen entspricht.

Selbst eine langzeitige Erhaltungstherapie mit Fluconazol erreicht meist nur, die Intervalle zwischen den Episoden zu verlängern. Kurieren kann sie die RVVC nicht.

In einem Überblicksartikel hat Professor Antonio Cassone, Experimentalmediziner der Universität Perugia, nun die Entwicklung von Vakzinen nachgezeichnet, mit denen man das RVVC-Übel dauerhaft zu beseitigen hofft (BJOG 2014, online 23. Juli).

Zwei der Impfstoffkandidaten sind bereits in die klinische Prüfung eingetreten. Der eine basiert auf dem Als3-Adhäsin - einem Adhärenzprotein von Candida albicans - in einer Formulierung mit Alaun als Adjuvans.

Der andere bedient sich in virosomaler Formulierung eines Mitglieds der Enzymfamilie der Aspartylproteinasen, Sap2, das von Candida sezerniert wird. Beide Vakzinen werden intramuskulär gespritzt, sie produzieren laut Cassone bei geimpften Frauen nachweislich neutralisierende und vermutlich protektive vaginale Antikörper.

Natürliche Abwehr versagt

Interessanterweise spielen neutralisierende Antikörper in der natürlichen Abwehr von Candida keine Rolle. In Anwesenheit der kommensalen Hefeform sorgt die angeborene Immunität dafür, die Lage unter Kontrolle zu halten. Schützende Antikörper sind dafür nicht nötig.

Bei RVVC allerdings versagt die natürliche Abwehr. Hier können inhibitorische Antikörper das Wachstum der pathogenen Hyphenform blockieren und / oder die Entzündung dämpfen, die durch proentzündliche Candida-Komponenten verursacht wird.

Möglicherweise wirken die genannten Vakzinen aber nicht breit genug, da sie sich jeweils nur gegen eines aus einer ganzen Familie von Antigenen richten, die nur eine begrenzte Ähnlichkeit haben. Kreuzreaktionen sind daher limitiert. Lösen lässt sich dieses Problem aber eventuell durch Kombinationsimpfstoffe.

Cassone jedenfalls sieht die Entwicklung von Vakzinen gegen Candida auf solider Grundlage stehen. "Es besteht die Hoffnung", schreibt er, "dass den Gynäkologen in nicht allzu ferner Zukunft eine sichere und wirksame Candida-Vakzine zur Verfügung steht." (rb)

Mehr zum Thema

Invasive Candida-Infektionen

Modernes Echinocandin – optimierte Eigenschaften und klinische Vorteile

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Mundipharma Deutschland GmbH & Co. KG, Frankfurt/Main
Das könnte Sie auch interessieren
Alarmierender Anstieg: Hautpilz aus dem Barbershop

© David Pereiras | iStock (Symboldbild mit Fotomodell)

Dermatomykosen

Alarmierender Anstieg: Hautpilz aus dem Barbershop

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Effektive Therapie von Nagelpilz: Canesten® EXTRA Nagelset

© Irina Tiumentseva | iStock

Onychomykosen

Effektive Therapie von Nagelpilz: Canesten® EXTRA Nagelset

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Maximale Vitamin-C-Blutspiegel nach oraler (blau) und parenteraler (orange) Tagesdosis-Gabe.

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Infusion

Parenterale Gabe erzielt hohe Plasmakonzentrationen an Vitamin C

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: Pharmakokinetik von Rezafungin bei einer Dosierung von 400mg, gefolgt von 200mg einmal wöchentlich

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [10]

Invasive Candida-Infektionen

Modernes Echinocandin – optimierte Eigenschaften und klinische Vorteile

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Mundipharma Deutschland GmbH & Co. KG, Frankfurt/Main

ADHS im Erwachsenenalter

Wechseljahre und ADHS: Einfluss hormoneller Veränderungen auf Symptomatik und Diagnose

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: MEDICE Arzneimittel Pütter GmbH & Co. KG, Iserlohn
Den Herausforderungen mit Hopfenextrakt begegnen

© Pixelrohkost / stock.adobe.com

Arztinformation – Hilfe für Patientinnen in den Wechseljahren

Den Herausforderungen mit Hopfenextrakt begegnen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Procter & Gamble Health Germany GmbH, Schwalbach am Taunus
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

„ÄrzteTag“-Podcast

Wie erkenne ich Schmerzen bei Menschen mit Demenz, Professorin Miriam Kunz?

Systematisches Review und Metaanalyse

Antidepressiva absetzen: Welche Strategie ist am wirksamsten?

Lesetipps
Übersichtsarbeit: Wie wirken Hochdosis-, rekombinante und mRNA-Vakzinen verglichen mit dem Standardimpfstoff?

© Sasa Visual / stock.adobe.com

Übersichtsarbeit zu Grippeimpfstoffen

Influenza-Vakzinen im Vergleich: Nutzen und Risiken

Serotoninkristalle, die ein Muster ergeben.

© Michael W. Davidson / Science Photo Library

Für wen passt was?

Therapie mit Antidepressiva: Auf die Nebenwirkungen kommt es an