Homosexuelle gefährden sich durch Infektion mit Hepatitis-C-Viren

MÜNCHEN (wst). Beim Sex zwischen Männern ist das Risiko einer Infektion mit dem Hepatitis-C-Virus deutlich größer als zwischen Heterosexuellen. Dies gilt aktuellen Daten zufolge nicht nur für HIV-positive, sondern auch für HIV-negative Männer, die Sex mit Männern haben. Ihnen sollte zum Kondomgebrauch geraten werden.

Veröffentlicht:

Etwa ein Drittel aller HIV-Infizierten in Europa und USA ist zugleich chronisch mit dem Hepatitis-C-Virus (HCV) infiziert. Darauf hat Professor Jürgen Rockstroh aus Bonn bei der "2. Münchner AIDS Werkstatt" aufmerksam gemacht. HIV-Therapeuten schätzen, dass in Deutschland bei bis zu 15 Prozent der HIV-Infizierten eine Koinfektion mit HCV vorliegt.

Bei den meisten koinfizierten Männern liegen anamnestisch keine besonderen Risikofaktoren für eine HCV-Infektion vor, etwa der intravenöse Gebrauch von Drogen, unsterile Tätowierungen oder Blutprodukt-Infusionen. Daher wird für diese immunologisch besondere Gruppe schon länger ein bedeutsames Risiko für eine sexuelle Übertragung von HCV diskutiert.

Auf einer Infektiologen-Tagung in Los Angeles wurde vor kurzem auf überdurchschnittliche HCV-Infektionsraten auch bei HIV-negativen Männern, die Sex mit Männern haben, und ohne besondere HCV-Risikofaktoren in der Anamnese hingewiesen, wie Rockstroh berichtete. Eine Erklärung könnte sein, dass beim Sex zwischen Männern weitaus häufiger als bei Heterosexuellen verletzende Praktiken eine HCV-Übertragung ermöglichen.

Bei Heterosexuellen wird bekanntlich das Risiko der Übertragung von HCV beim Geschlechtsverkehr als so gering eingeschätzt, dass keine generelle Kondompflicht beim Geschlechtsverkehr mit einem Partner besteht, von dem bekannt ist, dass er HCV-positiv ist, bestätigte Rockstroh im Gespräch mit der "Ärzte Zeitung". Nur während der Menstruation, bei offenen Wunden im Genital- oder Oralbereich und generell bei Sexualpraktiken mit Blutungsrisiko wird zu Vorsicht und zum Kondomgebrauch geraten.

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Kondomgebrauch - das kleinere Übel

Mehr zum Thema

3.500 Todesopfer jeden Tag

WHO-Bericht: 200.000 mehr Hepatitis-Fälle weltweit

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Aktuelle Forschung

Das sind die Themen beim Deutschen Parkinsonkongress

Lesetipps
Die Empfehlungen zur Erstlinientherapie eines Pankreaskarzinoms wurden um den Wirkstoff NALIRIFOX erweitert.

© Jo Panuwat D / stock.adobe.com

Umstellung auf Living Guideline

S3-Leitlinie zu Pankreaskrebs aktualisiert