Uniklinik Frankfurt

Keine experimentelle Therapie für Ebola-Infizierten

Ebola in Deutschland: Die Uniklinik Frankfurt hat damit begonnen, einen infizierten Arzt aus Uganda zu behandeln. Er erhält eine intensive Therapie ohne Experimente. Der Patient, der im UKE therapiert wurde, ist indes als gesund entlassen worden.

Dr. Marlinde LehmannVon Dr. Marlinde Lehmann Veröffentlicht:
Auf der Pressekonferenz zum Ebola-Patienten in der Uniklinik Frankfurt standen Rede und Antwort (v.l.): Professor Oliver Keppler, Direktor des Instituts für Medizinische Virologie, Professor Hans-Reinhard Brodt, Leiter Infektologie, Dr. Timo Wolf, behandelnder Oberarzt, Professor Kai Zacharowski, Stellvertretender Ärztlicher Direktor der Frankfurter Uniklinik, Rosemarie Heilig, Frankfurter Gesundheitsdezernentin, und Rene Gottschalk, Leiter des Frankfurter Gesundheitsamstes.

Auf der Pressekonferenz zum Ebola-Patienten in der Uniklinik Frankfurt standen Rede und Antwort (v.l.): Professor Oliver Keppler, Direktor des Instituts für Medizinische Virologie, Professor Hans-Reinhard Brodt, Leiter Infektologie, Dr. Timo Wolf, behandelnder Oberarzt, Professor Kai Zacharowski, Stellvertretender Ärztlicher Direktor der Frankfurter Uniklinik, Rosemarie Heilig, Frankfurter Gesundheitsdezernentin, und Rene Gottschalk, Leiter des Frankfurter Gesundheitsamstes.

© Frank Rumpenhorst / dpa

FRANKFURT/MAIN. Der jetzt am Uniklinikum Frankfurt am Main betreute Ebola-Infizierte erhält keine experimentellen, nicht zugelassenen Therapien.

Standard ist eine intensive supportive Therapie inklusive etwa Analgetika und - bei zusätzlichen bakteriellen Infektionen - Antibiotika. Das haben Ärzte des Uniklinikums am Freitag bei einer Pressekonferenz betont.

Der über die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und das Auswärtige Amt an die Uniklinik vermittelte Patient sei am Freitag um 1.37 Uhr am Flughafen Frankfurt eingetroffen und habe die Sonderisolierstation am Uniklinikum ohne Zwischenfälle gegen 2.30 Uhr erreicht, berichtete Professor René Gottschalk, der Leiter des Frankfurter Gesundheitsamts.

Dr. Timo Wolf, Oberarzt im Bereich Infektiologie, beschrieb den Zustand des Ebola-Patienten als "sehr ernst, aber zumindest bis jetzt in diesem Zustand stabil". Die nächsten Tage würden entscheidend sein, sagt er.

Patient stammt aus Uganda

Der Weg des Ebola-Virus in Westafrika

Die Ebola-Epidemie in Westafrika sorgt für Tausende infizierte Menschen - und Tausende Tote. Der Ausbruch geht auf ein zweijähriges Mädchen zurück. Zur Chronologie des Ausbruchs.

Informationen zur Identität des Patienten und Krankheitsverlauf unterlägen der ärztlichen Schweigepflicht, betonten die Experten.

Nach Angaben von Hessens Gesundheitsminister Stefan Grüttner (CDU) vom Freitag handelt es sich um einen Arzt, der sich in Sierra Leone infiziert hat. Der Mann stamme aus Uganda und sei für eine italienische Hilfsorganisation in der Krisenregion tätig gewesen.

Wolf hat in den vergangenen Wochen mit den Kollegen am Universitätsklinikum Eppendorf (UKE), die seit Ende August einen Ebola-Kranken betreuten, engen Kontakt gehalten. Dort hatte der UKE-Tropenmediziner Dr. Stefan Schmiedel zu Beginn der Behandlung erklärt, dass die Ärzte nicht auf experimentelle Mittel setzen wollten.

Der Ebola-Patient am UKE aus dem Senegal ist jetzt am Freitag als gesund entlassen worden. Auch stehe er in engem Austausch mit anderen Ebola-Experten in Europa, berichtete Wolf.

Wissen wird zusammengetragen

Aufgrund der individuellen Krankheitsverläufe bei Ebola-Infizierten hätten sich bisher keine Ansätze für spezifische, etwa auf bestimmte Organe ausgerichtete Therapiemaßnahmen mit den derzeit verfügbaren supportiven Optionen bei Ebola-Infizierten ergeben, bestätigte Professor Oliver T. Keppler, Direktor des Instituts für Medizinische Virologie, der "Ärzte Zeitung".

Im Zusammenhang mit dem jetzigen Ebola-Ausbruch würden Ärzte, die in die Betreuung Infizierter involviert waren, ihr Wissen zusammentragen, was letztendlich zu Empfehlungen für Ebola-spezifische Therapien führen könnte.

Aufgrund der bisher noch begrenzten Erfahrung mit der Betreuung Ebola-Infizierter außerhalb von Westafrika lasse sich zum jetzigen Zeitpunkt auch keine Aussage darüber machen, inwieweit die Sterberate bei Ebola-Infektion durch die intensivmedizinische Betreuung in Europa und in den USA im Vergleich zu derjenigen vor Ort in Westafrika gesenkt werden könne, so Keppler weiter.

1300 Menschen als Helfer beim DRK beworben

Unterdessen haben sich beim Deutschen Roten Kreuz (DRK) bundesweit mehr als 1300 Menschen als Helfer gegen die Ebola-Epidemie in Westafrika angeboten. Die Anforderungen an deren Qualifikationen seien aber sehr hoch, sagte eine DRK-Sprecherin am Donnerstag.

Aus letztlich 206 konkreten Bewerbungen, die seit vergangenem Freitag geprüft wurden, seien nun 65 Helfer in der engeren Wahl. Die Verträge sind aber noch nicht geschlossen, sagte die Sprecherin.

In Kürze soll die Ausbildung der ersten Helfer in Würzburg beginnen. "Wir fahren aber mehrere Schienen parallel." Zeitgleich starten Teams nach Liberia und Sierra Leone, um vor Ort den konkreten Bedarf zu sichten und Standorte zu suchen. (mit Material von dpa)

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