Kinder mit Hirntumor: Optimale Therapie bei enger Abstimmung

Hirntumoren sind nach Leukämie die zweithäufigste Krebserkrankung bei Kindern. In Deutschland erkranken jedes Jahr etwa 300 bis 350 Kinder an einem Hirntumor. Die Tumoren liegen bei Kindern oft in schwer zugänglichen Hirnregionen.

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Kindgerechte Krebstherapie bedeutet auch bunte Infusionsbeutel und Spielzeug am Bett.

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© biky / imago

HAMBURG (eb). Die Vielfalt der Hirntumorarten bei Kindern ist besonders hoch, teilt die Deutsche Gesellschaft für Neurochirurgie (DGNC) vorab zu ihrer Jahrestagung vom 7. bis zum 11. Mai in Hamburg mit. Die pädiatrische Neurochirurgie ist ein Schwerpunkt des Kongresses.

"Eine hochwertige kernspintomografische Bildgebung - gegebenenfalls in Narkose - und eine genaue Kenntnis der Tumoreigenschaften sind für Therapiestrategie und -erfolg von herausragender Bedeutung. Kleine Patienten sollten deshalb in Zentren operiert werden, die mit der neurochirurgischen Versorgung von Kindern viel Erfahrung haben", wird Privatdozentin Martina Messing-Jünger, Chefärztin an der AsklepiosKinderklinik in Sankt Augustin bei Köln, in der Mitteilung der DGNC zitiert.

Bei der Chemo- und Strahlentherapie als ergänzende Maßnahmen zur Op sind vor allem der Strahlentherapie sind bei kleinen Kindern enge Grenzen gesetzt. "Das Gehirn ist bei der Geburt noch nicht ausgereift. Viele Funktionen werden in den ersten Lebensjahren erworben. Eine Strahlentherapie kann deshalb die Entwicklung der Intelligenz stören", so Messing-Jünger. Zudem ziehe sie die Steuerzentren für die Hormonproduktion in Mitleidenschaft. Deshalb werde heute in den ersten drei Lebensjahren auf eine Strahlentherapie verzichtet. Erst nach dem siebten Lebensjahr seien Bestrahlungen mit geringerem Risiko durchführbar. "Natürlich gilt auch hier: Wenn wir auf die Strahlentherapie verzichten können, dann tun wir das. Voraussetzung hierfür ist aber ein optimales Operationsergebnis", so die Expertin. Allerdings bietet die Strahlentherapie oft sehr gute Heilungschancen, wenn ein Tumor nicht vollständig entfernt werden konnte.

Grundlegend für den Behandlungserfolg ist, dass sich Neurochirurgen, Kinderonkologen und Strahlentherapeuten nach der Operation eng miteinander austauschen, um postoperative Bildgebung und intraoperative Verhältnisse abzugleichen. "Wir stimmen uns eng mit den Kinderonkologen und Strahlentherapeuten ab. Ziel ist, gemeinsam ein optimales Therapiekonzept zu entwerfen, das auf Tumorart und Alter des Patienten zugeschnitten ist", so Messing-Jünger. Hierzu gehöre auch die Mitarbeit am zentralen Tumorregister, das die Behandlungsergebnisse auswertet, sowie eine dauerhafte Nachsorge mit allen beteiligten Ärztegruppen.

Infos zur 62. DGNC-Jahrestagung: www.dgnc.de/2011/ abrufbar.

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