Morbus Crohn

Krebsrisiko noch zu wenig berücksichtigt

Aufgrund des erhöhten Darmkrebsrisikos bei Morbus Crohn plädiert ein Experte für jährliche Kontrollkoloskopien.

Veröffentlicht:

MÜNCHEN. Nicht nur bei Colitis ulcerosa, auch bei Morbus Crohn ist das Darmkrebsrisiko erhöht, betonte Privatdozent Dr. Gerhard Müller, Chirurg am Evangelischen Krankenhaus Köln Kalk, auf dem Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie in München.

Bei Befall des Kolons ist von einem vierfach erhöhten Darmkrebsrisiko im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung auszugehen.

Zwischen 2000 und 2014 erkrankten an Müllers Klinik 12 von insgesamt 1523 Patienten mit Morbus Crohn an einem solchen Karzinom, acht davon an einem anorektalen Karzinom (sechs Adeno-, zwei Plattenepithelkarzinome).

Die Patienten hatten die Erstdiagnose eines Morbus Crohn im Mittel im Alter von 30 Jahren erhalten, die Karzinomdiagnose erfolgte im Mittel nach 24 Krankheitsjahren.

In allen Fällen lag eine komplizierte Crohn-Erkrankung mit Kolitis, Stenosen und analen Fisteln vor. Nach Müllers Einschätzung hätte man bei drei von acht Patienten die Diagnose früher stellen können.

Das Problem sei bei vielen Patienten eine mangelnde Compliance, erläuterte er: Bei langjährigem Fistelleiden mit unveränderter Symptomatik werden weitergehende Kontrolluntersuchen häufig abgelehnt.

Er sieht aber auch eine unzureichende Aufmerksamkeit für das erhöhte Karzinomrisiko bei Morbus Crohn bei den Behandlern. Dazu sei die Histologie bei Stenosen und Fisteln schwierig zu gewinnen.

Müller plädierte für eine jährliche Überwachung mit Stufenbiopsie. Seien Stenosen in der Koloskopie nicht zu überwinden, müsse eine Resektion vorgenommen werden. Bei Fisteln sei die jährliche Kontrolle mit MRT notwendig und gegebenenfalls eine Kürettage.

Bei Neoplasien müsse die Rektumexstirpation empfohlen werden. Die aktuellen Leitlinien sehen keine klare Aussagekraft der jährlichen Koloskopie. "Aufgrund unseren Erfahrungen bin ich da erheblich strenger geworden", sagte Müller. "Die jährliche Kontrollkoloskopie sollte unbedingt in die Leitlinie aufgenommen werden." (fk)

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Johnson & Johnson

Guselkumab auch bei CU

Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen

Erste Real-World-Daten bei Colitis ulcerosa und neue Langzeitdaten bei Morbus Crohn zu Upadacitinib

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: AbbVie Deutschland GmbH & Co. KG, Wiesbaden
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Leitartikel

Datenschutz ist zugleich auch Praxisschutz

Netzwerk-Metaanalyse von 139 Studien

Gonarthrose: Viele Optionen, doch nur wenige funktionieren

Lesetipps
Junger Mann mit Schmerzen im unteren Rückenbereich.

© anut21ng Stock / stock.adobe.com

Chronisches Kreuzweh

Studie: Rauchen lässt den Rücken schmerzen

Lungenkrebs so früh wie möglich erkennen und damit die Heilungschancen erhöhen helfen soll das neue Früherkennungsprogramm, das der G-BA beschlossen hat.

© Sascha Steinach / ZB / picture alliance

Beschluss des G-BA

Lungenkrebs-Screening wird Kassenleistung

Schwindel kann viele unterschiedliche Ursachen haben. Mit den richtigen Fragen kommt man aber zur richtigen Diagnose.

© Andrey Popov / stock.adobe.com

BAM-Kongress 2025

Schwindel in der Hausarztpraxis: Fünf Fragen zur Ursachenfindung